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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wohl entsinnen, wie Mutter sie jeden Morgen angeseilt hatte, und das gehörte sich so und konnte nicht anders sein.
    Sie hatte den Pullover mit dem weißen Kragen übergezogen.
    Aufrecht wie eine Kerze stand sie da, und das Herz wurde ihr froh, wenn sie an alle die Ihren zu Hause dachte. Anne war stolz auf Möwenfjord. Und sie hatte allen Grund, es zu sein.
    Gegen halb elf kamen Herr Daell und Jess nach Haus. Sie hatten zwei Musiker vom Theaterorchester mitgebracht.
    Und im Nu war eine muntere Gesellschaft beisammen. Ein paar von den Gästen standen in der Küche und strichen Butterbrote. Timm war in den Keller gestiegen, um Bier heraufzuholen. Der Kapellmeister hatte sich spornstreichs ins Schlafzimmer zurückgezogen, um den »Schwalbenschwanz« abzulegen, wie er mit einer Grimasse seinen Frack nannte. Und Jess und Anne deckten den Tisch.
    Anne war still. Sie lauschte auf die vielen unbegreiflichen Worte und Redensarten, auf den Theaterklatsch, von dem sie nicht eine Silbe verstand. Aber dann ging die Unterhaltung auf Musik über, und jetzt folgte sie mit glänzenden Augen.
    »Kannst du spielen?« fragte Lotti plötzlich. Sie saß gerade gegenüber von Anne und hatte ihren lebhaften Blick aufgefangen.
    »Ja«, erwiderte Anne. »Geige«, fügte sie hinzu. Und nichts sonst. Keine Redensart, wie sie hier üblich war, keine Ziererei. Sie hatte das Verlangen, ja zu sagen, sie hatte den Wunsch, den anderen zu zeigen, daß sie auch etwas konnte.
    »Anne spielt verdammt gut«, sagte Jess. »Und außerdem ist sie mein Trost und meine Stütze in den Norwegischstunden in der Schule. Neunorwegisch und Reichsnorwegisch, eins wies andre! Und in der Literatur setzt sie dem Lehrer den Kopf zurecht. Mach ihr das mal nach, Lotti!«
    »Jess, übertreib nicht«, sagte Anne. Aber ihre Wangen glühten vor Freude, obwohl das Lob sie ein wenig verlegen machte.
    »Und stricken kann sie auch. Seht mal!« Jess holte seiner Mutter Handschuhe herbei, die noch bei den Weihnachtsgeschenken unterm Christbaum lagen.
    Lotti war hell begeistert. »Strickst du auch auf Bestellung?« fragte sie. »Kannst du nicht ein Paar für mich stricken?«
    »Ja, aber gern.«
    »Wieviel kosten sie?«
    »Nichts. Ich mach’ sie dir für den Gürtel.«
    »Ich will aber die Wolle bezahlen.«
    »Hab’ ich vielleicht das Leder bezahlt?« Dann lachten sie beide, und es blieb bei dem Abkommen mit den Handschuhen. Jetzt war Anne mit in die Unterhaltung einbezogen und damit in den ganzen Kreis. Immer öfter schweiften die Blicke der Gäste zu dem großen, schlanken Mädchen hinüber, das so aufrecht dasaß und einen so ruhigen, schönen Gesichtsausdruck hatte.
    Lotti und Anne spülten zusammen das Geschirr. Sie schwatzten über der Spülwanne, als ob sie zusammengehörten und nicht beide aus sehr verschiedenen Welten kamen.
    »Du machst dir wohl nichts daraus, unser Märchenspiel zu sehen?« fragte Lotti.
    »Doch«, entgegnete Anne. Sie wartete einen Augenblick, dann sagte sie: »Ich bin noch nie in einem Theater gewesen.«
    » Waaas?« rief Lotti und hätte beinahe den Teller fallen lassen, den sie in Händen hielt.
    »Ich bin auf dem Lande groß geworden, weißt du. Auf einem kleinen Berghof.«
    »Das merkt man dir aber nicht an«, meinte Lotti.
    »Wie meinst du denn, daß man es mir anmerken sollte?« lachte Anne.
    »Na, du kannst dich doch unterhalten. Du spielst Geige.
    Du lernst so gut in der Schule, wie Jess sagt. Und du bist so nett angezogen.«
    Anne war nicht gekränkt. Sie lachte, weil sie sich jetzt als die Überlegene fühlte.
    »Auf dem Lande können wir uns auch gut unterhalten«, sagte sie gutmütig. »Wir können schließlich lesen, und wir haben ein Radio. Und die Freude an der Musik ist glücklicherweise nicht davon abhängig, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt, Lotti. Und gut in der Schule kann man sein, ob man nun auf Ackerboden oder auf Asphalt aufwächst. Und nett angezogen ist man, wenn man Eva Daell kennt.« Lotti wurde rot, sie stand verlegen da und zupfte an dem Handtuch. »Ich meinte ja nur. «
    Anne ließ sie nicht ausreden. »Natürlich gibt es mindestens eine Million Dinge, die ich nicht weiß und nicht kenne. Aber das kommt noch mit der Zeit. In der Stadt kennt man ja auch nicht das, was man auf dem Lande weiß. Und das Märchenstück möchte ich wahnsinnig gern sehen. Vor allem dich, wenn du am ganzen Körper braun bist.«
    »Ich kann dir sicher für morgen eine Karte besorgen, wenn du willst.«
    »Tausend Dank! - natürlich will

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