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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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kurz ab und lächelte. »Eßt bloß! Es dauert lange, bis ihr wieder was bekommt!«
    »Wir bekommen also noch mehr?« fragte Torgeir interessiert. Er war ein richtiger Vielfraß.
    »Ja, hast du etwa geglaubt, dein mitgebrachter Kaffee sei für Aspedals leere Kaffeebüchse gedacht?« gab Anne sofort zurück.
    »Was tust du eigentlich bei Aspedals?« fragte Vibeke.
    »Ich hüte die Kinder und wasche ab. Dazu noch fünfzig andere Dinge«, sagte Anne ruhig.
    »Ist das dein Ernst?« rief Vibeke. Bisher hatte sie mit Anne noch nie darüber gesprochen.
    »Ja«, sagte Anne. Lächelnd erklärte sie: »Ich vereinige das Kindermädchen mit der Gymnasiastin.« Und Jess horchte auf ihren leichten Ton, auf ihre Ausdrucksweise. Ja, Anne hatte sich verändert seit dem Tage, als er ihr zum erstenmal im Zimmer des Direktors gegenüberstand. Irgend etwas hatte sich in ihr gelöst, etwas in ihrem Innern war leicht und biegsam geworden. Die schweigsame Anne hatte gelernt zu reden, und vor allem hatte sie gelernt zu lächeln.
    Die Mädchen deckten den Tisch ab und wuschen auf. Die Jungen räumten einen Platz frei zum Tanzen. Die Stunden flogen dahin, und die Gesellschaft war ganz und gar gelungen. Anne traf kein fragender und verwunderter Seitenblick. Es gab nichts zu fragen und nichts zu verwundern. Die Kameraden hatten keinen Anlaß, untereinander über Anne zu flüstern, denn sie hatte selbst offen Auskunft über alles gegeben, was sie gefragt worden war. Anne war Hausgehilfin. Und damit basta.
    Als die Uhr auf Mitternacht ging, zauberte Jess eine Flasche von Mutters selbstgemachtem Apfelwein herbei, damit sie sich gegenseitig zutrinken und ein gutes neues Jahr wünschen konnten. Und dann tanzten zehn junge Menschen glücklich ins neue Jahr hinein.
    Bevor sie aufbrachen, bekamen sie Kaffee und Kartoffelplätzchen mit Ziegenkäse. Dieses Gericht hatte Anne schon auf Möwenfjord zuzubereiten gelernt, und gerade heute wollte sie etwas auf den Tisch setzen, das sie selbständig backen konnte - eine Sache, bei der Jess ihr nicht helfen mußte.
    »Was für ein wunderbarer Ziegenkäse!« seufzte Vibeke, als sie sich mit dem fünften Kartoffelplätzchen versah. »Hast du den hier in der Stadt bekommen?«
    »Nein, meine Schwester hat ihn mir geschickt. Sie macht ihn selbst. Sie und ihr Mann haben eine ziemlich große Ziegenherde.«
    »Du bist einfach großartig, Anne«, sagte Torgeir. Er aß Kartoffelplätzchen so, als hätte er seit ewigen Zeiten gehungert. »Du mußt wissen, ich habe nämlich seit dem vorigen Jähr nichts mehr gegessen«, entschuldigte er sich lachend, als Plätzchen Nummer neun in seinem Magen verschwand. Ja, es war ein gelungener Abend. Anne fühlte es: Von jetzt an würde sie von der Klasse als ihresgleichen anerkannt und unter den Kameraden aufgenommen werden. Ja, in manchen Dingen sogar als ihr Meister. Jedenfalls wenn es sich um Kartoffelplätzchen und um Literatur handelte. Als Anne in ihrem Bett lag, schickte sie Jess und Frau Daell einen dankbaren Gedanken. Sie schloß mit einem Lächeln die Augen. Das neue Jahr hatte so schön angefangen.
    Diese Aufmunterung hatte Anne auch wahrlich nötig. Jetzt brauchte sie die Kraft, die sie aus der Erinnerung an die Weihnachtsferien ziehen konnte. Aspedals kamen nach Hause - und das war gar nicht schön. Beide Kinder waren erkältet und weinerlich. Es gab Unmengen von Kindersachen zu waschen. Und Frau Aspedal selber war nervös wie nie. Sie hatte sich im Verkehr mit Anne eine Form angewöhnt, die schlimmer war als die Art, wie sie früher ihre Anweisungen gegeben hatte. Es hieß nicht mehr: »Anne, willst du.« oder: »Anne, du mußt mal eben.«. Nein, jetzt kam immer noch ein Zusatz: »Wenn es deine Schulaufgaben erlauben.« oder: »Nun ja, es hat wohl keinen Zweck, dich zu bitten. Du mußt wohl lernen.« Und stets klang ein Unterton von Bitterkeit und Stichelei mit.
    Gleichzeitig stellte Anne einen ziemlich kühlen Ton zwischen den Ehegatten fest. Aspedals hatten ständig schlechte Laune. Es war überhaupt eine ungemütliche Zeit. Und Anne war es recht beklommen zumute. Was war da bloß los?
    Die Lösung des Rätsels brachte ihr völlig unerwartet der kleine Per. Eines Tages saß sie mit ihm zusammen, sie plauderte und fragte, ob es bei der Großmutter schön gewesen sei. »Großmutter ist wütend auf Vati«, sagte Per. »Vati sagt, du sollst Schularbeiten machen, und Großmutter sagt, du sollst Mutti helfen.«
    Anne starrte den Jungen entsetzt an. Und bevor sie sich noch

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