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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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den Taftrock anhatte, dann gab es kaum eine im Hotel, die reizender aussah als sie.
    Die jungen Mädchen scharten sich wie immer um Jess. Und Anne stellte fest, was sie so oft schon bemerkt hatte: Jess war gegen alle gleichmäßig freundlich, zuvorkommend, höflich und nett. So jung er auch war, er benahm sich fast schon wie ein Weltmann - er war ja auch viel in der Welt draußen gewesen. Und diese Art, zusammen mit seinem Kopenhagener Humor und der norwegischen Offenheit, bildete ein rundes, echtes Ganzes.
    Anne war sanft und heiter - aber es geschah doch hin und wieder, daß es ihrem Herzen einen ganz kleinen Stich versetzte, wenn Jess sein blitzendes Lächeln irgendeinem Mädchen schenkte, mit dem er gerade tanzte, und wenn dieses Mädchen dann schwärmerisch zu ihm aufsah mit einem Blick, den lange, schwarze gebogene Augenwimpern verschleierten. Annes Wimpern waren und blieben braun, sie wollten sich nie aufwärtsbiegen wie ein Kranz um Kinderaugen.
    In solchen Augenblicken seufzte Anne unhörbar. Aber sie hütete sich, es jemanden merken zu lassen.
    Eine ganz zufällige Bemerkung war es gewesen, die Anne auf jenen Gedanken gebracht hatte. Auf einen Gedanken, der für ihre Zukunft viel bedeuten sollte.
    Sie saßen beim Mittagessen. In dem großen Speisesaal summte es von Stimmen, die Serviermädchen liefen von Tisch zu Tisch und redeten norwegisch und englisch durcheinander. Hier und dort wurde auch französisch und deutsch gesprochen.
    »Unglaublich, was so ein Servierfräulein alles versteht«, sagte Anne. »Wie in aller Welt bekommt man solche jungen Mädchen, die servieren und zugleich Fremdsprachen können?«
    »Ja, sie haben eine gute Ausbildung. Aber sie verdienen auch gut«, sagte Eva. »Ein tüchtiges und aufmerksames Serviermädchen oder Stubenmädchen in einem Touristenhotel bekommt oft viel Trinkgelder. Wäre ich jung und ledig, dann würde ich vielleicht selber eine solche Arbeit annehmen.« Eva hielt plötzlich inne und sah Anne an. Die gab den Blick zurück. Und dann nickten sich beide zu.
    »Das wäre etwas!« sagte Eva.
    »Selbstverständlich!« rief Jess.
    »Denkt bloß, wenn ich das könnte!« meinte Anne.
    »Ich werde mit der Hausdame reden«, versprach Eva. Am nächsten Tag hatte Anne das Versprechen in der Tasche, diesen Sommer während der Schulferien eine Aushilfsstellung im Hotel zu bekommen. Der Lohn war nicht groß, aber sie würde ein Dach überm Kopf, Essen und Hochgebirgsluft haben, und wenn sie fleißig und höflich war, so würde sie viele Trinkgelder verdienen. Von Ende Juni bis zum 20. August - das würde gut passen. »Ich darf also auf Sie zählen, Fräulein Viken«, verabschiedete sich die Hausdame des Hotels von ihr und drückte ihr freundlich die Hand. Es schien hier eine ganz alltägliche Sache zu sein, daß erwachsene Schülerinnen solche Stellungen annahmen. Seit Anne in der Stadt lebte, war ihr nicht so froh und leicht ums Herz gewesen wie jetzt. Nun hatte sie einen festen Plan für den Rest ihrer Schulzeit - ja sogar noch weiter in die Zukunft hinein. Einen Plan, dem sie aufs genaueste folgen wollte. Sie wollte nur noch niemand davon erzählen - noch nicht.
    Der letzte Tag im Gebirge war gekommen. »Heute wagen wir uns auf eine richtige Fahrt«, sagte Jess. »Wir dürfen nicht in die Stadt zurückkommen, um dann zu gestehen, daß wir nur auf eine kleine Anhöhe gekraxelt sind. Wir müssen hie und da Andeutungen machen können, wie zum Beispiel: ,Weißt du noch, unsere Fahrt nach Skarven’ oder.«
    ». ,damals, als wir uns gegen den Schneesturm eingraben mußten’«, ergänzte Anne und lachte. »Meinetwegen, Jess. Aber wenn ich mir ein Bein breche, dann mußt du mich zum Hotel zurückschleppen.«
    »Oder du mich«, erwiderte Jess.
    Dann zogen sie von dannen, mit Thermosflasche und Butterbroten in der Gürteltasche.
    Sie hatten herrliche Sonne und eine seidenweiche Bahn. Was nur gehen und kriechen konnte, war auf den Skiern draußen. Jess und Anne hatten sich nicht übereilt, sondern gewartet, bis die Herde der Menschen sich etwas verlaufen hatte. Endlich waren sie allein, so daß niemand über ihre Unbeholfenheit lachen konnte. Sie hatten die Weiten für sich, die Sonne schien nur für sie, und die Welt war überhaupt nur ihretwegen da.
    Anne fand das Laufen jetzt so leicht. Sie hatte nur Vaters alte Skier an, gute, wohlgediente Skier, die Vater in seiner Jugend im Gebirge benutzt hatte, damals als Großvater noch lebte. Als Großvater starb, war es für Vater aus mit

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