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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Jess heute vormittag gerastet hatten. Ungefähr in dieser Richtung mußte er liegen.
    »So langweilig«, wiederholte sie noch einmal. Sie lehnte die Stirn gegen die Fenstersprosse. Und dann sprach sie leise, fast flüsternd: »Es war der schönste Geburtstag, den ich in meinem ganzen Leben gefeiert habe.«
    Einen Augenblick noch blieb sie stehen, stumm. Über ihr schimmerten die Sterne.

Der Sprung ins neue Leben
    Im Hochgebirge war es Sommer.
    Diejenigen, die zum Aurestua-Touristenhotel gefahren waren, um die Einsamkeit des Gebirges und die unberührte Natur zu genießen, wurden enttäuscht. Denn selten wohl hatten sie irgendwo so wenig unberührte Natur gesehen wie hier. Beim Dorfkrämer war ein ununterbrochenes Kommen und Gehen, und sein Lager an Sonnenbrandölen und Tennisschuhen konnte es mit jedem Spezialgeschäft in der Stadt aufnehmen. Die Türen des Postamtes standen den lieben langen Tag nicht still. Briefe, Pakete, Telefongespräche und Telegramme über das ganze Land hetzten die arme, brave Serina von der Post fast zu Tode. Sonst hatte sie ein so ruhiges und ungestörtes Dasein, das höchstens mal von einem Brief vom Ole Gräeggen aus Amerika unterbrochen wurde, der während des Krieges hinübergegangen war, und hier und da von einem landwirtschaftlichen Katalog oder von den Briefen der Korrespondenzschule an den Sohn des Dorfkrämers. Alles, was außerhalb dieser Ereignisse lag, war groß und seltsam für Serina.
    Aber im Sommer und um die Osterzeit arbeitete die Serina von der Post mehr, als ihr gut war. Junge Menschen mit nackten, braungebrannten Rücken füllten die Wege, den Bahnhof, den Dorf laden, die Post. Alte Damen mit Schleiern, die gegen die Sonne schützen sollten, machten ihre regelmäßigen gemächlichen Spaziergänge. Autos knatterten auf den Straßen dahin, machten vorm Hotel halt und sausten nach ein paar Stunden wieder weiter. Radfahrer mit Zelt und Primuskocher, vollgestopften Radtaschen und Schmutzstreifen über den verschwitzten Gesichtern, kamen zum Dorfkrämer, um Ventilgummi, Brauselimonade und neuen Brotvorrat zu erstehen.
    Sommer im Hochgebirge. Man mußte weithin ziehen, um die Einsamkeit genießen zu können. Man konnte gehen und gehen, und eh man sich’s versah, gellte einem ein ziemlich abgespieltes Grammophon aus einer Hütte entgegen.
    Im Aurestua-Hotel wurde mit Volldampf gearbeitet. Es war neu und wurde von einem jüngeren energischen Mann geleitet, der viel gereist war und das Hotelfach bis auf den Grund studiert hatte. Er hatte das Hotel mit dem festen Vorsatz eröffnet, daß es alle anderen in den Schatten stellen sollte.
    Bisher war es auch gut gegangen. Das Aurestua-Hotel hatte sich einen guten Ruf erworben, und die Gäste waren zufrieden, ja, sie waren sogar sehr beeindruckt. Die Zimmer hier waren einladend, das Essen erstklassig, die Bedienung ausgezeichnet. Alles, was ein verwöhnter Sommerreisender von einem guten Touristenhotel erwartete, das fand er auf Aurestua.
    Aber welche Arbeit es kostete, diesen Standard aufrechtzuerhalten, davon wußten die Touristen nur wenig. Dafür aber wußte es das Dienstpersonal. Und die Hausdame wußte es besser als irgend jemand anderes.
    Unter denen, die es jeden Tag am eigenen Leibe zu spüren bekamen, war Anne. Sie hatte nicht geglaubt, daß man so müde sein könnte. Ihre Beine waren geschwollen und taten abends weh, und die vielen verschiedenen Sprachen, die sie den ganzen Tag über rings um sich herum hörte, summten ihr im Kopfe.
    Die erste Woche war so anstrengend, daß Anne anfing Angst zu bekommen, sie werde es am Ende nicht schaffen können. Aber dann biß sie die Zähne zusammen. Wenn andere es konnten, dann konnte sie es wohl auch. Und außerdem wußte sie ja, daß sie nichts und gar nichts hatte, worauf sie hätte zurückgreifen können. Denn nun hatte sie sich von Aspedals endgültig verabschiedet. Erst am 20. August konnte sie in ein neues Mädchenzimmer einziehen und eine neue Haushaltstelle antreten.
    Die letzten Monate bei Aspedals waren voller Arbeit gewesen. Es war mancherlei vorgekommen, das Anne geschmerzt und sie viel Kraft gekostet hatte. Aber sie hatte ausgehalten, weil sie wußte, daß es nun bald zu Ende sein würde. Sie wollte nicht, daß es auf häßliche Art und Weise endigen sollte. Darum tat sie stillschweigend ihre Arbeit, sie antwortete auf Frau Aspedals erregte Bemerkungen nicht, und wenn sich die Wut gelegt hatte, dann hatte Anne nur Mitleid mit der Bedauernswerten, die jetzt so traurige

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