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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wir auch alle diese Eigenschaften haben sollten, die du da eben aufgezählt hast, dann glaube ich nicht, daß es schwierig sein wird, mit deiner Mutter gut auszukommen«, sagte Onkel Herluf seelenruhig. »Der Untergrund ist derselbe, siehst du. Es gilt also nur, gleich bis zu diesem Grund vorzudringen, geradewegs in den Eigenwert des Menschen, quer durch die unwesentliche Schale, die Sitte und Brauch drum herumgelegt haben.«
    »Es klingt so leicht, wenn du es so sagst.«, meinte Anne nachdenklich.
    »Es ist ein Grundsatz, dem ich bisher überall in der Welt gefolgt bin«, sagte Onkel Herluf. »Er hat mir eine Menge Mühe und Umwege erspart. - Und nun los, Anne! Erzähl von deinem Sommer im Hotel! Wie hat es gemundet, Hausmädchen auf Aurestua zu sein, nachdem man vorher dort Gast gewesen war?«
    »Danke, gemischt«, gab Anne zu. »Aber im allgemeinen hat es gut gemundet. Abgesehen von.« Sie unterbrach sich selbst.
    »Abgesehen wovon?« fragte Jess.
    »Ach, es war nichts Besonderes. Ich meine, abgesehen davon, daß ich im Anfang gräßlich müde war.«
    Jess lachte. »Gesegnet seist du, Anne, daß du so schlecht lügst! Heraus mit der Sprache! Eines Tages erfahre ich es ja doch. Wer ist abscheulich gegen dich gewesen? Ein Mannsbild?« Jess’ Stimme klang düster und gefahrdrohend, und Anne lachte hell heraus.
    »Aber nicht doch. Eine alte Dame.«
    »Erzähl!« Anne erzählte in möglichst kurzen Zügen die Geschichte. Sie wurde durch ein paar entrüstete Ausrufe unterbrochen, aber als sie beim Schluß angelangt war - wie sie die fünfundzwanzig Kronen zurückgeschickt hatte-, da schlug sich Jess vor Wonne auf die Knie und rief in seinem reinsten Dänisch aus:
    »Na, die hat aber gehörig eins auf den Deckel bekommen!«
    »Und hast du sonst einen Nutzen von diesem Sommer gehabt?« fragte Eva.
    »Sonst? Du meinst, abgesehen von dem, was ich Frau Sönderbye gemopst habe?« fragte Anne schlagfertig.
    »Fräulein Naseweis!« lachte Eva. »Ich meine, ob du überhaupt einen Nutzen gehabt hast?«
    »Aber ja doch. Ein Paar riesig vornehme Schuhe und zweihundertdreiundneunzig Kronen und vierzig Öre außer dem Lohn.«
    »Sieh mal einer an! Nicht übel!«
    »Und dann bin ich heute in der ,Modellstrickerei’ gewesen. Ich kann sofort mit Weihnachtssachen anfangen. Hauptsächlich Fausthandschuhe und Socken, Jacken werden weniger verlangt. Die stricken sich die Leute selber. Aber ich soll erst mal drei bis vier Modelle fertigmachen und das Muster genau aufschreiben, damit die Leute Garn und Beschreibung kaufen können, verstehst du?«
    »Anne, Anne«, sagte Eva. »Drei bis vier Modelle stricken. Du sagst das, als sei es die einfachste Sache von der Welt.«
    »Das ist es auch. Vergiß nicht, meine Mutter und meine Großmutter und sicher auch meine Urgroßmütter haben sich die Strickmuster immer selbst ausgedacht. Das liegt mir sicher im Blut. Und ich finde nun mal, Stricken macht Spaß.«
    »Anne, Anne«, sagte Eva wieder. Und sie schaute Jess an.
    Die Schule ging gleich mit Hallo und fröhlichen Begrüßungen los.
    »Hei, Anne, wie geht es dir? Und wie braun du geworden bist!«
    »Bist du in den Ferien zu Hause gewesen, Anne?«
    »Famos, dich wiederzusehen, Anne.«
    »Anne, wirst du in diesem Jahr wieder Fausthandschuhe stricken? Ich habe drei Bestellungen für dich!«
    »Anne, dies Jahr mußt du mir im Neunorwegischen helfen. Ich rassele senkrecht durch, wenn mir keiner hilft.« Anne antwortete und grüßte nach rechts und nach links. Was für ein Unterschied gegen das vorige Jahr! Diesmal ging Anne nicht schweigsam und allein in den Laden, Schulbücher zu kaufen. Sie ging zusammen mit ein paar anderen Mädchen, die gleichfalls gebrauchte Bücher haben wollten, und verkaufte die, die sie selbst nicht mehr brauchte - vor allen Dingen die Mathematikbücher. Mit Mathematik war sie in der Unterprima fertiggeworden - die hatte ihr sogar das erste »Sehr gut« im Schriftlichen für das Abiturzeugnis eingebracht.
    Ja, wenn diesem ersten »Sehr gut« nur viele andere folgen würden.
    Dann ging Anne in den Studentenmittagstisch und kaufte sich ein Heft Eßkupons. Zu ihrem Kummer stellte sie fest, daß sie schon reichlich tief in ihren Geldkasten gegriffen hatte.
    Zu Hause setzte sie sich sofort hin und strickte. Sie wollte gleich damit beginnen. Denn eins war für Anne sonnenklar: Dies Jahr würde sehr viel mühseliger werden als das erste. Es war aus mit dem guten Essen bei Aspedals, und aus war es mit dem gemütlichen Wohnzimmer, in

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