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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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genommen. Du mußt nur darauf achten, daß Du genug schläfst und ißt. Ohne Schlaf und Essen schaffst Du es nicht.
    Ich habe Deine letzten Briefe immer wieder gelesen. Es ist gut, daß Du bei Daells willkommen bist. Aber Du mußt daran denken, daß Du nie bei jemand in Schuld geraten darfst. Du darfst nie so viel annehmen, daß Du findest, Du bleibst etwas schuldig. Du sollst nie von jemand abhängig sein, auch von Daells nicht. Ich weiß nicht, ob Du Dich als künftige Schwiegertochter in ihrem Hause fühlst. Nimm es nicht auf Vorschuß, Anne. Du bist so jung, und Jess auch. Ihr wißt nicht, was noch daraus werden kann. Darum darfst Du bei seinen Eltern nicht in Schuld und Abhängigkeit kommen.
    Sollte es Dir plötzlich an Geld mangeln, Anne, so sag es. Wir haben nicht allzuviel Bargeld, das weißt Du. Aber lieber wollen wir für Dich zusammenkratzen, so viel wir können, als daß Du von andern borgen sollst. Versprich mir das, Anne: Leih niemals Geld! Mach niemals Schulden! Darum bitte ich Dich, und meine Gebete und meine Liebe begleiten Dich. Deine getreue Mutter Kristina Viken.«
    Anne las den Brief zum viertenmal. Die ganze unbeugsame Kraft ihrer Mutter offenbarte sich ihr in diesen nüchternen Worten, Mutters gradliniger Charakter, Mutters bodenlose Rechtschaffenheit, Mutters herber Stolz.
    Mutter wurde von jedermann geachtet. Was Mutter sagte, darauf konnten alle Menschen sich verlassen. Kristina Viken war jemand, auf den man bauen konnte.
    Anne hob den Kopf. Es war schön, in der Stadt sein zu können, es machte Spaß, mit den Klassenkameraden gut Freund zu sein, es war nett, mit Jess ins Theater zu gehen, und es war köstlich bei Daells und im Kreise der vielen munteren Menschen, die dort verkehrten. Anne bedachte das alles.
    Aber die Stadt mit all ihren Freuden würde sie doch nie vergessen lassen, daß ihre Heimat in Möwenfjord lag. Und nie würde sie auch das ungeschriebene Gesetz vergessen, das in der kleinen Gemeinschaft von Möwenfjord Geltung hatte - in dieser kleinen Gemeinschaft, die nur aus ihrer eigenen Familie bestand: »Man irrt nie von seinem eigenen Wege ab!«
    Anne legte den Brief ihrer Mutter in das Kästchen, dort, wo auch Jess’ Briefe aus dem Sommer lagen und das kleine ersparte Kapital. Und der Kasten wurde in der untersten Kommodenschublade verstaut.
    Sie dachte mit gerunzelten Brauen nach. Sie war in der »Modellstrickerei« gewesen und hatte Geld geholt. Jetzt zählte sie es und rechnete es mit dem Geld vom Sommer zusammen. Dann stellte sie eine Rechnung auf. So und so viel für Brot, Margarine und Milch. Einen kleinen Reservebetrag für unerwartete Ausgaben. Karten für die Schulkonzerte. Schuhsohlen. Zwei Paar neue Strümpfe - die mußte sie haben. Und dann kam noch das Mittagessen.
    Das war teuer. Annes Stirnfalten gruben sich tiefer ein. Konnte sie sich noch sparsamer einrichten? Es gab eine Milchbar in der Nähe der Schule. Ob sie die mal versuchte? Dort konnte man sicher Grütze und dergleichen bekommen, und das wurde billiger.
    So fing Anne also an, Hafergrütze mit Milch in der Milchbar zu essen. Als sie das eine Woche lang getan hatte, spürte sie eine saugende, zehrende, alles verschlingende Sehnsucht nach dänischer Bierbrotsuppe und dänischem Apfelspeck.
    Sie zählte die Tage bis zum Sonnabend. Denn sonnabends aß sie bei Daells zu Mittag, dann ging sie zusammen mit Jess in den Gymnasiastenbund, und hinterher trank sie wieder bei Daells Tee. Und immer waren ein paar Menschen vom Theater dort, immer war es munter und lustig - und immer gab es feine Butterbrote und Kuchen zum Tee.
    Sonntags aß sie auch bei Daells. Wenn Onkel Herluf Zeit hatte, musizierten sie zusammen. Er half ihr, zeigte ihr die Griffe, gab ihr Unterricht. Und Anne freute sich darüber, war aufmerksam und lernbegierig. Aber aus dem Üben wurde natürlich so gut wie nichts. Im stillen hoffte sie, daß sie dermaleinst, wenn ihr Leben wieder in gewohnte Bahnen kam, auch Zeit haben würde, sich nebenbei der Violine zu widmen. Darum lauschte sie eifrig auf alles, was Onkel Herluf erklärte, sie lernte die Handhaltung und die Bogenführung von ihm, und sie freute sich heute schon darauf, daß sie einmal Nutzen daraus würde ziehen können.
    Jess war freundschaftlich und kameradschaftlich zu ihr. Und wenn sie allein mit ihm war, dann konnte es vorkommen, daß er sie kurz an sich drückte, wie damals zu Ostern, und sie küßte und sagte, sie sei »ein furchtbar liebes Mädchen«. Aber im übrigen war er

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