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Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne

Titel: Anne - 01 - Anne - 01 - Das Leben wird schöner Anne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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schweigsamer als sonst, er war dünner geworden, sein Gesichtsausdruck ernsthafter. Er schlug ihr auch nicht mehr vor, außer dem Sonnabend und Sonntag an anderen Tagen mit ihm zusammen zu sein - es sei denn, er hatte Freikarten fürs Theater. Da war es eine Selbstverständlichkeit, daß er Anne mitnahm. Anne hatte jetzt schon viel im Theater gesehen. Und wenn sie Lotti Hagen begegnete, mußte sie lachen. Sie dachte dann immer daran, wie sie das erstemal im Theater gewesen war und das Märchenstück gesehen hatte. »Du hast nie in deinem Leben einen aufmerksameren Zuschauer gehabt, Lotti«, pflegte Anne dann zu sagen. »Ich war so sehr dabei, daß ich mehr gelacht und geheult habe als alle Kinder zusammen! Ich habe sicher meinen Mund weit aufgerissen, als der Vorhang hochging und auf der Bühne ein Wald zu sehen war. Es hat lange gedauert, bis mir klar war, daß der Wald auf die Leinewand gemalt war.«
    Jetzt hatte Anne Kulissen von der Rückseite gesehen, sie war bei Lotti in der Garderobe gewesen und hatte die schwarzen, fettigen geschminkten Brauen und Wimpern angeschaut, die von weitem so entzückend aussahen. Sie hatte den Märchenprinzen aus nächster Nähe betrachtet und war schnellstens wieder auf die Erde heruntergekommen, als sie entdeckte, wie fadenscheinig und fleckig und abgetragen sein prunkendes Kostüm eigentlich war, wie die Schweißtropfen durch die braune Schminke drangen und das schwarze Haar nur aus struppigen Perückenzotteln bestand.
    Aber interessant war es trotzdem, wenn Jess sie mit hinter die Kulissen nahm.
    Die Abende bei Daells und mit Jess zusammen stärkten Annes Mut, wenn sie an den anderen langen Abenden über dem Strickzeug und den Schularbeiten saß, während die Geldsorgen in ihrem Kopfe schmerzten.
    Eines Tages schmerzte es auch an einer anderen Stelle. Anne hatte Zahnweh. Zum erstenmal in ihrem Leben. Sie nahm zu irgendwelchen Tropfen ihre Zuflucht und machte Breiumschläge. Es tat aber nach wie vor genau so weh. Also mußte sie in den sauren Apfel beißen und zum Zahnarzt gehen.
    Und da hatte sie die Bescherung! Eine Wurzelhautentzündung war es, dazu noch vier Löcher in den Zähnen!
    Der Zahnarzt war tüchtig, und die Behandlung tat nicht gar zu weh. Aber sie riß ein furchtbares Loch in Annes Kapital. »Sie brauchen Vitamin C«, sagte der Zahnarzt. »Essen Sie viel Obst und Gemüse? Rohes Obst? Das sollten Sie tun. Sie müssen es tun.«
    Gemüse? Obst? Natürlich, das fehlte ja auch noch! Wie weit würde sie dann wohl mit ihrem Geld langen?
    Anne kaufte sich eine Schachtel Vitamin-C-Tabletten und fuhr fort, in der Milchbar Grütze zu essen. Aber nicht regelmäßig. Es gab Tage in Annes Dasein, wo sie von Brot und Margarine und schwarzem Kaffee lebte. Und von Vitamin-C-Tabletten. Aber das erfuhr niemand. Nicht einmal Jess. Jess zuallerletzt.

Was ist mit Jess los ?
    »Du, Anne«, fragte Vibeke in der großen Pause neugierig. »Ist es zwischen dir und Jess aus?«
    »Aus?« Anne lachte ein wenig. »Wie meinst du das?«
    »Das weißt du doch wohl selber. Ich meine, ob ihr nicht mehr zusammen geht?«
    Es war eine ganz offizielle und klare Sache, daß Anne und Jess zusammen »gingen« - genau so wie Vibeke und Knut, wie Britt und ein Student aus der Handelshochschule, wie Lise und ein junger Ingenieur. Daß Anne in Theater- und Musikerkreisen verkehrte, war genau so selbstverständlich, wie daß Britt auf den Ball der Handelshochschule ging und Lise die Festlichkeiten im Ingenieurverein mitmachte.
    »Doch.«, sagte Anne. »Wieso fragst du?«
    »Ich meine nur, weil ich nämlich gestern abend Jess mit Lotti Hagen zusammen gesehen habe.«
    »Nun ja, das hat doch nichts zu sagen - Jess kennt Lotti eben gut.« Natürlich hatte es nichts zu sagen. Selbstverständlich bedeutete es nicht das geringste. Lotti, die bei Jess’ Eltern wie ein Kind im Hause war! Aber trotzdem hatte Anne eine kleine Unruhe in sich. Eine Unruhe, die sie abends zu Eva hintrieb.
    »Ach, du bist’s, Anne!« rief Eva Daell erfreut. »Wie nett. Komm und trink Tee mit mir! Die Männer sind beide fort.« Sie sah die Enttäuschung in Annes Gesicht und fuhr fort: »Ja, der Himmel mag wissen, was mein Sohn eigentlich macht! Er ist so gar nicht mehr häuslich. Ich dachte offen gestanden, er wäre mit dir zusammen.«
    Der Kuchen in Annes Mund schien aufzuquellen. Irgend etwas in ihrem Innern versetzte ihr einen heftigen Stich.
    »Erzählt er denn nichts?« fragte sie kurz darauf.
    »Nein. Und ich gehöre nicht zu den

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