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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hält ein Mittagsschläfchen, und wenn mich mein musikalisches Gehör nicht sehr trügt, dann schnarcht er in folgendem Takt: Grüß Anne - grüß - Anne.
    Ich hab Dich so lieb, Anne.
    Dein Jess.
    PS. Kennst Du die Operette ,Meine Schwester und ich?’ Nicht? Das hab ich ja immer gesagt, Deine Erziehung ist vernachlässigt worden. Nun also, gestern sah Vater mich streng an und fragte: Sag mal, Jess, seit wann verkauft Anne Schuhe? - Ich begriff kein Wort, denn ich hatte Vater noch gar nichts davon erzählt, daß Du diesen Weihnachtsjob angenommen hast. Ich fragte, was er meine. Ja, sagte Vater, jetzt hast du zwei Stunden lang unaufhörlich den Schlager gepfiffen:
    Mein Mädel Ist nur eine Verkäuferin In einem Schuhgeschäft.
    Einen Extrakuß zum Schluß Dein Jess.“
    Anne faltete den Brief zusammen und verwahrte ihn sorgfältig in einem der kleinen Schubfächer im Sekretär, wo schon ein ansehnliches Bündel Briefe lag.
    Dann begann sie, das Weihnachtspaket für Kopenhagen zu packen. Die Sportstrümpfe für Jess - die Jacken für Eva und Onkel Herluf - alles Dinge, die sie im Sommer gestrickt hatte, wenn sie im Hotel Abenddienst machte und die Gäste sie nicht gerade herumjagten.
    Dann kam der Ziegenkäse - und das Glas mit den Berghimbeeren - und ein Stück geräucherter Lachs, den Magnus ihr geschickt hatte. Der Käse und die Himbeeren waren von Björg, der verheirateten Schwester. Anne war heilfroh, daß beides so früh gekommen war. Nun konnte sie es rechtzeitig nach Kopenhagen weiterschicken.
    Als einen Extragruß an Jess hatte Mutter Kristina noch einen stattlichen Berg allerfeinsten Fladenbrots dazugepackt. Jess hatte auf Möwenfjord hauptsächlich von Fladenbrot gelebt. Es sei das beste, was er in seinem Leben gegessen hatte, behauptete er. Anne schlug alle Sachen hübsch in Weihnachtspapier ein und legte sie mit behutsamen und liebevollen Händen in eine kräftige Pappschachtel.
    Sie wußte, die Menschen, die das Paket auspackten, fühlten die Liebe heraus, mit der sie Stück für Stück hineingetan hatte.
    Und nun war Anne an der Reihe, auf die Post zu gehen.

Annes stille Weihnacht
    „Dies Paket eilt, Fräulein Viken. Besorgen Sie das zuerst. Nein, keine Rechnung, nur Lieferschein. Die Kundin will noch mit dem Abendzug weg, daher also -. Fräulein Viken, räumen Sie bitte dort die Hausschuhe von der Anprobe fort - ach, Fräulein Viken, sehen Sie doch eben mal im Lager nach, ob wir Nr. 127 noch haben -braunes Boxcalf mit perforiertem Oberleder, Größe 6 1 / 2 . - Doch, gnädige Frau, natürlich können wir die Schuhe schicken - Fräulein Viken, vergessen Sie nicht, daß Sie diese zwei Paar Kinderschuhe morgen gleich als erstes zu Frau Kommerzienrat Frederiksen bringen. - Fräulein Viken, könnten Sie die Bedienung hier übernehmen? Gnädige Frau möchte gern Kamelhaarhausschuhe sehen.“
    Die gnädige Frau, die die Kamelhaarschuhe sehen wollte, war eine biedere ältere Frau vom Lande. Sie sah ein wenig verzagt aus wegen des vornehmen Geschäfts, und weil man sie „gnädige Frau“ betitelt hatte. Fräulein Tvilde huldigte dem Grundsatz, daß alle Kunden gleich höflich behandelt werden sollten, ob es nun Schiffsreederfrauen im Persianer waren oder abgerackerte Hausfrauen mit schwerem Einkaufsnetz und abgetragenen Mänteln oder so brave Landfrauen wie diese hier.
    Dieser Grundsatz war es auch, um dessentwillen Anne Fräulein Tvilde so gern mochte.
    Aber die Frau mit den Kamelhaarschuhen strahlte trotzdem auf und fühlte sich gleich geborgener, als sie von einem jungen Mädchen bedient wurde, das sofort Neunorwegisch mit ihr sprach und auf das Du der Frau einging, indem es ebenfalls Du zu ihr sagte.
    Das entging Fräulein Tvilde nicht. Und später pflegte sie die Landleute immer von Anne bedienen zu lassen. Anne konnte gut mit ihnen umgehen. Sie wußte nur zu genau, welch ein Ereignis eine Stadtreise war; sie wußte, wie feierlich ihnen zumute war, wenn sie in ein feines Stadtgeschäft gehen und unter den Waren wählen durften, die hier hundertmal reichlicher zu haben waren als daheim beim Landkrämer.
    Anne kannte die Gemütsart dieser Menschen genau. Sie wußte, mit wieviel Umsicht die Stadtfahrt vorbereitet wurde; sie wußte, welche Hoffnungen man daran knüpfte; und sie tat, was in ihrer Macht stand, damit die Leute nicht enttäuscht weggingen.
    Es kam nur selten vor, daß Annes Landkunden aus dem Geschäft fortgingen, ohne etwas zu kaufen.
    Aber jeder Fall brauchte Zeit. Sie waren langsam, und sie

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