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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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rein oder raus ging. Dann waren da die Stichwunden. Er hatte auf die Frauen früher dreizehn Mal eingestochen. Jetzt tat er es zweiundzwanzig Mal. Die Bedeutung dieser Tatsache war niemandem im Saal klar.
    Über zwei Stunden versuchten sie, weiterzukommen.
    Ivy schlug vor, dass sie die Verkäufe von Polaroidfilmen überprüften. Spence die Verkäufe von gebrauchten Polizeiautos. Manchmal kauften sich Verbrecher Polizeiwagen, um Polizist spielen zu können.
    Das führte zu einer Diskussion darüber, wie er seine Opfer auswählte. Jemand wies darauf hin, dass Versicherungsmakler die persönlichen Verhältnisse der Kunden gut kannten.
    Versicherungsmakler kamen auf die Liste.
    Jemand anderer bemerkte, dass Krankenhäuser und sogar die Polizei oft ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht gründlich überprüften. So kamen die Ehrenamtlichen auf die Liste.
    Sie würden eine Menge Polizisten in Zivil die Krankenhäuser überwachen lassen, vor allem die Entbindungsstationen.
    Sie würden alle frisch entlassenen Gefängnisinsassen und Psychiatrieinsassen mit den Listen der Ehrenamtlichen bei Polizei und Krankenhäusern abgleichen.
    Hastings verkündete, ihre Blase würde gleich platzen, und außerdem hätte sie Hunger.
    Alle anderen stimmten ihr zu.
    Als sie von der Toilette zurückkam, begannen die anderen, sie mit Essenswünschen zu bombardieren. »Ich bin doch nicht die Hausmagd«, sagte sie.
    »Wir wechseln uns ab«, sagte Ramirez zu ihr und warf einen Zehnerschein in ihre Richtung.
    Sie schnappte ihn sich. »Allerdings.« Sie lief die nächste Treppe herunter zu McDonald's.
    Auf der Toilette wuschen sich Ivy und Mary Cantrell gleichzeitig die Hände, als Mary fragte: »Haben Sie Symboli c Death geschrieben?« Sie drehte das Wasser aus und riss ein Papierhandtuch ab. »Sind Sie die Ivy Dunlap?«
    Ivy betätigte den kleinen verbogenen Metallhebel an der Maschine, die Papierhandtücher ausspuckte; sie kam sich vor wie an einem Spielautomaten. »Ja.«
    »Das hab ich mir gedacht.«
    Ivy war überrascht, dass man von dem Buch überhaupt gehört hatte. Sie hatte es als Katharsis geschrieben, ein Unterrichtsprojekt. Ihr Professor hatte sie gedrängt, es zu publizieren. »Das könnte etwas Großes werden«, hatte er ihr gesagt. Damals hatte ihr Geist vorgespult, eine anstrengende Zukunft lag vor ihr, als Bestsellerautorin mit wahnsinnigen Lesereisen und Auftritten in Good Morning America und The Today Show.
    Da es sie schon gestresst hatte, sich das auch nur vorzustellen, hatte sie ihr Manuskript nie nach New York geschickt. Stattdessen hatte ein obskurer kleiner Uni-Verlag es akzeptiert und veröffentlichte es in Kleinstauflage. Es schien, als fehlte Ivy Dunlap ein Grund, um auf sich aufmerksam zu machen. Was für ein trauriger Kommentar über die Vereinig-
    ten Staaten. Dasselbe Buch, geschrieben von Claudia Reynolds, hätte eine Medienhysterie ausgelöst.
    Marv warf ihr nasses Papierhandtuch in den Mülleimer, dann lehnte sie sich an die Kachelwand, die Arme unter den Brüsten verschränkt. Sie war mehrere Jahre jünger als Ivy, dunkelhaarig und hübsch, trug aber eine eigenartige Intensität vor sich her, die nicht nur darin begründet lag, dass sie sich bewusst ganz als professionelle Karrierefrau gab, nicht zuletzt auch in ihrem dunkelblauen Anzug und dem steifen weißen Hemd.
    Frauen waren beim FBI noch nicht lange zugelassen, und noch viel kürzer in der Behavioral Science Unit. Die erste Frau war 1984 eingestellt worden, wenn Ivy sich recht erinnerte. In einer derart männerdominierten Welt mussten Frauen zweimal so schnell denken, zweimal so hart arbeiten.
    »Als ich in der Highschool war«, sagte Mary, »wurde meine beste Freundin ermordet.«
    Gott. Bald wäre es schon wie bei Brustkrebs - eine von soundsoviel Frauen war von einem Mord betroffen.
    »Das tut mir leid.«
    »Normalerweise erzähle ich das nicht. Ich erzähle es Ihnen, weil ich von Ihren Einsichten beeindruckt war. Und ich muss zugeben, während ich Ihr Buch las, habe ich die ganze Zeit erwartet, dass Sie erklären, dass auch Ihr Leben in irgendeiner Form mit einem dieser Wahnsinnigen in Kontakt kam. Aber das taten Sie nicht.«
    »Nein.« Ivy konnte Mary plötzlich nicht mehr in die Augen sehen. »Nein, das habe ich nicht getan.« Sie fand es schlimm, dass ihre Antwort so ausweichend ausfallen musste.
    »Deswegen habe ich diesen Beruf ergriffen.«
    »Wegen des Mordes an Ihrer Freundin?«
    Mary nickte.
    »Wurde der Mörder gefasst?«
    »Ja, aber er war noch

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