Anne Frasier
Haut. Sehr blasse Haut.«
»Ein Albino?« - »Nicht so. Eher wie jemand, der nicht viel rausgeht.«
»Seine Augen. Können Sie seine Augen sehen?« »Er trägt eine schwarze Kapuze. Sein Gesicht liegt im Schatten.«
»Was macht er jetzt?«
»Er lässt etwas fallen. Eine Schneekugel. Ich kann das Glas zerbrechen hören. Das Baby schreit nicht. Warum schreit mein Baby nicht? Ich schreie und stürze mich auf ihn. Aber er ist so stark. Seine Hände sind wie Klauen, wie Vogelklauen. Mit Krallen. Und er ist so stark. Er schleudert mich zurück aufs Bert. Die Lampe fällt zu Boden. Jetzt ist es dunkel im Zimmer. Und das Baby schreit nicht.« Ihre Stimme hob sich hysterisch. »Das Baby schreit nicht!«
»Haben Sie etwas gesehen? Bevor das Licht ausging?«
Ohne zu zögern sagte sie: »Mutter.«
»Mutter?«
»Ein MUTTER-Tattoo auf seinem Unterarm. Mit einer Rose. Einer roten Rose. Auf dem Tattoo sind Haare. Weiße Haut mit glatten schwarzen Haaren.«
Sie keuchte. »Er tut mir weh«, sagte sie. »Er tut mir weh!« All die Angst, all der Schrecken des Augenblicks zeigten sich in dem entsetzten Unglauben in ihrer Stimme.
»Kennen Sie ihn? Können Sie sein Gesicht sehen?«, drängte er. »Nein ... Nein .,.«
»Er kann Ihnen nicht wehtun. Niemand kann Ihnen wehtun«, versicherte ihr Max. Es würde nichts bringen, sie länger hypnotisiert zu lassen. Sie schluchzte einmal,
Max packte sie vorsichtig, aber fest an beiden Armen, sprach nahe an ihrem Gesicht, vor ihren fest geschlossenen Augen. »Sie sind in Sicherheit, Ivy. Sie sind in Sicherheit. Es ist sechzehn Jahre später, und Sie sind in Sicherheit.« Sie sog zitternd die Luft ein.
»Wir gehen jetzt die Treppenstufen eine nach der anderen hoch, bis wir oben sind. Wenn wir dort sind, werden Sie aufwachen. Wenn Sie aufwachen, werden Sie sich an nichts davon erinnern. Sie werden sich erholt und erfrischt fühlen. Sie werden sich an nichts erinnern. Die Treppe hoch. Eins, zwei, drei ... Sie haben die oberste Stufe erreicht, das volle Bewusstsein ... Jetzt öffnen Sie langsam Ihre Augen ...«
Max lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, während Ivy langsam die Augen aufschlug. Ihr unscharfer Blick klärte sich, als sie begriff, wo sie war. Benommen setzte sie sich auf und schwang die Beine über den Rand des Bettes. Sie legte die Arme an der Hüfte über Kreuz und versuchte, sich zu wärmen, obwohl sie wusste, dass es mindestens 26 Grad in dem kleinen Zimmer hatte.
»Erinnern Sie sich an etwas?«
Sie berührte ihr Gesicht. »Habe ich geweint?« Mit dem Handrücken wischte sie die Tränen weg. »Das ist das Letzte, was ich tun wollte. Vor Ihnen weinen.« Sie schniefte und wischte sich noch einmal über die Wangen, dann sagte sie: »Ich erinnere mich, dass ich versucht habe, sein Gesicht zu sehen, und es war wie in den Träumen, die ich manchmal träume, wo er immer von einer schwarzen Kapuze verborgen wird.«
»Ist es eine Kapuze wie die eines Henkers? Oder vom Tod? Etwas, das er trägt, wenn er mordet?«
Sie dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist ein Sweatshirt. Ein schwarzes Sweatshirt. Er hat es wahrscheinlich getragen, als er das Gebäude betrat, nur falls ihn jemand sieht, damit sie ihn nicht identifizieren können. Verdammt«, sagte sie und schlug mit einer Faust auf ihren Oberschenkel. »Ich harte gehofft, etwas Neues zu erfahren.«
»Seien Sie nicht so hart mit sich. Sie haben sich nicht an sein Gesicht erinnert, aber an etwas anderes. Ein Tattoo.«
»Eine Tätowierung?« Sie dachte darüber nach, dann erhellte sich ihr Gesicht. »Ein Tattoo mit dem Wort MUTTER Auf einer Fahne, die sich um eine rote Rose wellt. Das ist gut. Das ist immerhin etwas«, sagte sie.
»Das ist sehr gut. Mehr, als wir jemals über ihn wussten.«
»Und jetzt?«
»Wir versuchen, im Internet einen Treffer zu finden. Wenn nicht, dann lassen wir von einem unserer Zeichner ein Bild anfertigen, und das prüfen wir in der Tattoo-Datenbank und geben es außerdem an die Medien.«
»Mein Gott. Können Sie sich vorstellen, wie viele Leute im Land ein solches Tattoo haben?«
»Wir werden jede Menge Kollegen brauchen, um allen falschen Spuren nachzugehen.«
»Wir hatten recht mit seiner Mutter-Fixierung«, sagte sie und erhob sich vom Bett.
»Ich hoffe, die gute alte Mami lebt noch und erkennt das Tattoo ihres Sohnes.«
»Ich bin nicht sicher, dass sie ihn anschwärzen würde. Sie würde sich möglicherweise selbst um ihn kümmern wollen.«
»Was die Morde
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