Anne Gracie
Kopf.
„Bleiben
Sie, wo Sie sind.“ Harry eilte die Stufen hinauf. Er klopfte an Nells Tür,
öffnete sie und nahm Cooper das Tablett ab. „Das wäre dann alles, Cooper“,
teilte er ihr knapp mit, trat in Nells Zimmer und schob die Tür mit dem Fuß
hinter sich zu.
Er
erstarrte. Verdammt. Er hätte daran denken müssen.
Nell stand
vor dem Kamin und wärmte sich. Sein Mund wurde ganz trocken. Vor dem
Hintergrund der Flammen war ihr altes Baumwollnachthemd
so gut wie durchsichtig; er sah lange schlanke Beine und sanft gerundete
Hüften. Ihre Haut schimmerte rosig und ihr offenes, leicht lockiges Haar war
immer noch etwas feucht. Zugegeben, er hatte daran gedacht.
In der
ganzen letzten Stunde hatte er gegen die Szenen angekämpft, die sich vor
seinem inneren Auge abspielten: wie er ihr beim Baden
half, ihre zarte, samtige Haut einseifte und abspülte, und wie er sie dann in ein
Handtuch wickelte und sie noch feucht und rosig zum Bett trug.
Da stand
sie nun, rosig, samtig, feucht. Nell duftete zum Anbeißen – und war in etwas
wesentlich Spärlicheres als ein Handtuch gehüllt. Aber nein, er würde sie
nicht anrühren. Und ja, er konnte damit umgehen.
Sie
betrachtete misstrauisch das Tablett. „Warum hast du das wieder zurückgebracht?
Ich habe Cooper doch gesagt, ich hätte keinen Hunger.“
„Das ist
mir ziemlich gleichgültig.“ Er stellte das Tablett auf einem kleinen Tisch
ab. „Das Thema hatten wir bereits beim Frühstück, also komm und iss
etwas.“ Er rückte einen Stuhl für sie zurecht.
Durch die
dünne Baumwolle konnte er die dunklen Spitzen ihrer Brüste erkennen. Die ersten
fünf Knöpfe ihres Nachthemds standen offen und
gaben den Blick auf die Kluft zwischen den sanften Rundungen frei. Er
unterdrückte ein Aufstöhnen. Wo kam auf einmal dieser wunderschöne Busen her?
Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie eher für flachbrüstig gehalten. Nicht,
dass das für ihn irgendeinen Unterschied gemacht hätte, damals nicht und jetzt
auch nicht.
Jedes Mal,
wenn er in ihre Nähe kam, reagierte sein Körper so heftig, dass Harry Mühe
hatte, sich zurückzuhalten.
Er hätte
nicht herkommen dürfen. Er wusste schließlich, wie erreagieren würde. Es war
dumm, sich so einer Verlockung auszusetzen.
Es war
schon schlimm genug gewesen, sie nachts keusch im Arm halten zu müssen, aber
von nun an würde es noch viel schlimmer werden, denn jetzt hatte er dieses
verführerische Bild von ihr im Kopf.
Nur gut, dass
ein Tisch zwischen ihnen stand. Er nahm die Abdeckung des Tabletts ab. Er
hatte ein leichtes Abendessen für sie bestellt; weich gekochte Eier, Toast,
Butter, Marmelade und dazu eine Kanne Tee.
„Ich möchte
nichts essen“, wiederholte sie.
„Magst du
keine Eier?“
„Normalerweise
schon, aber heute Abend habe ich keinen Hunger.“
„Du fühlst
dich erschöpft und elend, das ist alles. Es wird dir besser gehen, wenn du
etwas im Magen hast.“
Sie
verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm einen trotzigen Blick zu. Er
bestrich eine Toastscheibe mit Butter, halbierte sie und schnitt sie dann in
schmale Streifen. Säuberlich köpfte er eins der Eier, streute etwas Salz und
Pfeffer darauf und brachte dann den Teller mit dem Ei und den Toaststreifen zu
ihr.
Sie hielt
die Arme weiter verschränkt. Dadurch wurden ihre Brüste nach oben gedrückt und
der Ausschnitt ihres Nachthemds klaffte weiter auf.
Er zwang
sich, nicht hinzusehen. Er tauchte einen Toaststreifen in das flüssige Eidotter
und hielt ihn ihr vor den Mund, doch sie presste die Lippen fest aufeinander.
„Mund auf“, sagte er, wie zu einem kleinen Kind.
Sie
versuchte, nicht zu lächeln.
„Weißt du,
wie wir diese Dinger genannt haben, als ich noch klein war?“, fragte er.
„Toast-Soldaten
...“ Weiter kam sie nicht, denn schon hatte er ihr den
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