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Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
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Ethan sah hin­un­ter. „Ja, Freck­les, du
hast es gut, für dich ist das Le­ben ein­fach.
Zwei Häu­ser, in de­nen du wohnst, zwei Kü­chen, aus de­nen im­mer
et­was für dich ab­fällt. Und so et­was nennt man nun ein Hun­de­le­ben.“ Er
fal­te­te das Blatt Pa­pier zu­sam­men und steck­te es in sei­ne
Brust­ta­sche. Er ließ sei­ne Schreib­ver­su­che nie da lie­gen, wo je­der sie se­hen
konn­te. „Komm, Hund, es wird dun­kel. Ich brin­ge dich zu­rück ins Pfarrh...“
Er ver­stumm­te. Das Pfarr­haus ... Ein Vi­kar war doch so et­was wie ein Ge­lehr­ter,
oder?
    Man konn­te
ja mal fra­gen ...
    Er pfiff
nach Freck­les und mach­te sich mit zü­gi­gen Schrit­ten auf den Weg zum Pfarr­haus.
    Ag­gie
öff­ne­te die Tür und be­grüß­te ihn mit großer Herz­lich­keit. „Ei­ne schö­ne Tas­se
Tee, Mr De­la­ney?“, bot sie an und griff be­reits
nach der Tee­do­se. Es war mitt­ler­wei­le fast zu ei­nem Ri­tu­al ge­wor­den; Ethan
brach­te Freck­les abends zu­rück ins Pfarr­haus, trank ei­ne
Tas­se Tee mit der al­ten Frau, tausch­te mit ihr die Neu­ig­kei­ten des Ta­ges aus
und ging wie­der nach Hau­se.
    „Hm, jetzt
nicht, Ag­gie, vie­len Dank“, lehn­te Ethan ein we­nig ver­le­gen ab. „Wä­re es
viel­leicht mög­lich, den Vi­kar zu spre­chen?“
    „Den
Vi­kar?“, wie­der­hol­te Ag­gie über­rascht. Dar­um hat­te er noch nie ge­be­ten.
„Na­tür­lich, Sir, ich fra­ge eben nach.“ Einen Mo­ment
spä­ter war sie wie­der zu­rück. „Ge­hen Sie ru­hig durch, Sir, er er­war­tet
sie.“
    Sie schob
ihn in ein schä­bi­ges, aber ge­müt­li­ches Ar­beits­zim­mer, in dem ein hel­les
Ka­min­feu­er pras­sel­te. Über­all wa­ren Bü­cher, in den Re­ga­len
an den Wän­den, auf den Ti­schen und auf­ge­sta­pelt ne­ben dem Ses­sel des Vi­kars. Es
gab auch ein schö­nes Schach­spiel mit zier­lich ge­schnitz­ten Fi­gu­ren aus Eben­holz
und El­fen­bein. Ethan spiel­te ger­ne Schach.
    Der Vi­kar
er­hob sich aus dem ab­ge­nutz­ten Le­der­ses­sel, als Ethan ein­trat. „Will­kom­men, Mr
De­la­ney“, sag­te er mit mil­der pries­ter­li­cher Stim­me.
    Er war ein
dün­ner, ge­beug­ter Mann in den Sieb­zi­gern, mit ei­nem schloh­wei­ßen Haar­kranz.
Laut Ag­gie war er ein­mal ver­hei­ra­tet ge­we­sen, hat­te sei­ne Frau aber im Kind­bett
ver­lo­ren und nie wie­der den Mut ge­fun­den, noch ein­mal zu hei­ra­ten.
    Ethan schüt­tel­te
ihm die Hand. Es hät­te kei­nen grö­ße­ren Ge­gen­satz ge­ben kön­nen zwi­schen sei­ner
ei­ge­nen großen, schwie­li­gen Pran­ke und der zer­brech­lich wir­ken­den, ele­gan­ten
wei­ßen Hand des Geist­li­chen.
    Der Vi­kar
bot ihm einen Stuhl an, und als sie bei­de Platz ge­nom­men hat­ten, frag­te er:
„So, Mr De­la­ney, wie kann ich Ih­nen be­hilf­lich sein?“
    „Ich ge­hö­re
nicht der Kir­che von Eng­land an“, platz­te er her­aus. „Ich bin von Ge­burt
an Ka­tho­lik, aber nicht re­li­gi­ös.“ Er sah den Vi­kar an. „Macht das et­was
aus?“
    Der al­te
Mann lä­chel­te. „Mir nicht. Ich bin für al­le Kin­der Got­tes da.“
    Ethan
ver­zog das Ge­sicht. „Ich bin mir nicht so si­cher, ob ich mich als Kind Got­tes
be­zeich­nen wür­de, Va­ter. Ich ha­be ver­da... ziem­lich viel Schlim­mes im Le­ben
ge­tan. In den Jah­ren in der Ar­mee.“
    „Sie sind
den­noch ein Kind Got­tes“, er­wi­der­te der Vi­kar freund­lich.
    „Viel­leicht.“
Ethan rutsch­te un­be­hag­lich auf sei­nem Stuhl her­um. „Die Sa­che ist die – ich
weiß, dass ka­tho­li­sche Pries­ter nicht ver­ra­ten dür­fen, was man ih­nen an­ver­traut
hat. Mit pro­tes­tan­ti­schen Pfar­rern ken­ne ich mich da nicht so aus, ich mei­ne
...“
    Der al­te
Mann beug­te sich nach vorn. Sei­ne Au­gen wa­ren tief lie­gend und von ei­nem
ver­blass­ten Blau, es wa­ren die Au­gen ei­nes Man­nes, der die Welt schon vie­le
Jah­re be­trach­tet hat­te. „Sind Sie ge­kom­men, um zu beich­ten, Mr De­la­ney?“
    Ethan sah
ihn ent­setzt an. „Um Got­tes wil­len, nein!“
    Der Vi­kar
lach­te und lehn­te sich in sei­nem Ses­sel zu­rück. „Worum geht es dann? Ich
ver­spre­che Ih­nen, Still­schwei­gen dar­über zu be­wah­ren, so­lan­ge Sie nicht ge­gen
das Ge­setz ver­sto­ßen ha­ben.“
    „Nein, um
so

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