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Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
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Tod? Die dich noch da­zu schon
zwei­mal zu­rück­ge­wie­sen hat, weil sie lie­ber für die­se gräss­li­che Per­son
ar­bei­tet – das nennst du ,pas­send`?“
    Einen
Mo­ment lang wuss­te Har­ry nicht, was er sa­gen soll­te. Er konn­te sei­ner ält­li­chen
ver­wit­we­ten Tan­te kaum ge­ste­hen, dass er Nell in ers­ter Li­nie lei­den­schaft­lich
be­gehr­te. Sie war­te­te je­doch und ihm war klar, dass er ihr ir­gend­ei­ne Er­klä­rung
schul­dig war. „Sie braucht je­man­den, der sich um sie küm­mert“, ver­kün­de­te
er schließ­lich.
    „Da stim­me
ich dir zu, aber das gilt für die Hälf­te der Be­völ­ke­rung in Eng­land. Und falls
es dei­ner Auf­merk­sam­keit ent­gan­gen sein soll­te, sie hat ei­ne An­stel­lung, was
wie­der­um auf die Hälf­te der Be­völ­ke­rung nicht zu­trifft.“
    Das
stimm­te. Al­ler­dings kann­te er die Hälf­te der Be­völ­ke­rung nicht per­sön­lich, und
es mach­te ihn ein­fach wü­tend, die­se dunklen Rin­ge un­ter Nells Au­gen zu se­hen.
Den­noch konn­te er sei­ner Tan­te die­se Ge­füh­le ir­gend­wie nicht er­klä­ren. Er
konn­te das, was er für Nell emp­fand, nicht in Wor­te fas­sen. Er wuss­te nur, dass
es kei­ne Lie­be war.
    Er kann­te
die Lie­be. Nie wie­der wür­de er dar­auf her­ein­fal­len. „Sie kann gut mit Pfer­den
um­ge­hen“, lau­te­te sein nächs­tes Ar­gu­ment.
    Tan­te Mau­de
starr­te ihn ver­blüfft an und gab dann einen er­stick­ten Laut von sich. „Sie
kann gut mit Pfer­den um­ge­hen, na­tür­lich.“ Sie prus­te­te los. „Warum ha­be
ich dar­an bloß nicht ge­dacht? Sie kann mit Pfer­den um­ge­hen. Ge­nau das, was ein
Mann sich von sei­ner Ehe­frau wünscht.“ Sie zog ein Spit­zen­tüch­lein her­vor.
„Ach, Har­ry, mein lie­ber Jun­ge, das Le­ben war so lang­wei­lig, be­vor du zu
Be­such ge­kom­men bist.“ Sie tupf­te sich die Lachträ­nen fort und wand­te
sich, im­mer wie­der lei­se auf­la­chend, zum Ge­hen.
    „Ich rei­te
aus“, rief Har­ry ihr nach. „Ich weiß noch nicht ge­nau, wann ich
zu­rück­kom­me.“ Sei­ne in­ne­re An­span­nung war un­er­träg­lich, er muss­te sich
ir­gend­wie ab­rea­gie­ren.
    Sie blieb
auf der Trep­pe ste­hen und dreh­te sich zu ihm um. „Bleibst du nun ei­gent­lich
doch bis Sams­tag? Du warst ur­sprüng­lich zum Din­ner bei den An­strut­hers
ein­ge­la­den, aber ich ha­be für dich ab­ge­sagt, weil du doch Sams­tag schon wie­der
in Fir­min Court sein woll­test.“
    Har­ry
run­zel­te mit ge­spiel­ter Über­ra­schung die Stirn. „Woll­te ich das?“
Na­tür­lich er­in­ner­te er sich ganz ge­nau dar­an. Er hat­te ihr das ge­sagt, weil er
sich all­mäh­lich von all den mög­li­chen Bräu­ten er­drückt ge­fühlt hat­te. Aber das
war, be­vor er ge­wusst hat­te, dass Nell in Bath war.
    „Ja, du
mein­test, du könn­test Mr De­la­ney mit der vie­len Ar­beit nicht so lan­ge al­lein
las­sen.“
    „Um die­se
Jah­res­zeit kann man oh­ne­hin nur be­grenzt Ar­bei­ten vor­neh­men“, wich er aus.
„Des­halb blei­be ich wohl doch noch ein paar Ta­ge.“ We­nigs­tens so lan­ge,
bis Nell nach Lon­don auf­brach. „Aber be­las­se es ru­hig bei der Ab­sa­ge für die
An­strut­hers, vie­len Dank.“
    „Und was
ist mit Mr De­la­ney?“
    „Ach, Ethan
kommt schon zu­recht. Er ist sehr tüch­tig. Es gibt nichts, was er nicht
könn­te.“

6. Kapitel

    than
schwitz­te über ei­nem
Blatt Pa­pier vol­ler Tin­ten­kleck­se und durch­ge­stri­che­ner Wör­ter. Halb­laut vor
sich hin flu­chend müh­te er sich mit der Schreib­fe­der ab. Al­les war so viel
schwie­ri­ger, seit er in Fir­min Court leb­te. Auf dem Guts­hof hat­te er im­mer Mrs
Bar­row bei dem einen oder an­de­ren Wort um Rat fra­gen kön­nen.
    Ir­gend­wie
mach­te es ihm nichts aus, wenn Frau­en Be­scheid wuss­ten. Mrs Bar­row war zwar
sehr red­se­lig, aber sie hat­te noch nie ei­nem an­de­ren Men­schen et­was von sei­nem
klei­nen Pro­blem er­zählt.
    Das Dum­me
war, hier konn­te er nie­man­den fra­gen.
    Er
ver­such­te es er­neut. Nein. Das war falsch, da war er sich ganz si­cher.
An­ge­wi­dert warf er die Fe­der hin. „Du bist ein Dumm­kopf, Ethan, und et­was
an­de­res wirst du nie sein.“
    Ne­ben ihm
klopf­te ein Hun­de­schwanz auf den Bo­den.

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