Anne Gracie
der
Welt. „Ich mache mit meiner Verlobten nur einen
Spaziergang.“
„Ach,
dieses Heilwasser“, durchbrach plötzlich die sehnsüchtige Stimme eines
alten Mannes die Stille. „Es kann körperlich wirklich
Wunder bewirken.“
8. Kapitel
assen Sie mich herunter!“, verlangte
Nell zum bestimmt zwanzigsten Mal. Sie trommelte mit den Fäusten gegen seinen
Rücken, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen.
„Erst,
nachdem ich Sie in Sicherheit gebracht habe.“ Harry lief weiter, ohne sich
um die Blicke der Passanten auf der Straße zu kümmern. „Das Haus meiner Tante
ist gleich hier um die Ecke.“
„Das ist
eine Entführung!“
„Richtig.“
Er tätschelte ihren Rücken und ihr entfuhr ein empörter Laut.
Sie
beruhigte sich erst, als er vor dem Haus seiner Tante stehen blieb und die
Türglocke betätigte. „Guten Morgen, Sprotton“, sagte Harry. „Was für ein
schöner Morgen.“
„Ja, ganz
prachtvoll, Mr Harry“, erwiderte der Butler so gelassen, als hätte Mr
Harry nicht gerade eine Frau über der Schulter hängen.
„Ist meine
Tante da?“
„Nein, Sir,
Sie haben sie um etwa eine halbe Stunde verpasst.“
„Schade. Na
schön, wenn sie zurückkehrt, richten Sie ihr bitte aus, wir hätten eine Dame zu
Gast.“ Er ließ Nell herunter und stellte sie auf ihre Füße. „Lady Helen
Freymore, das ist Sprotton, der Butler meiner Tante. Sprotton, sie wird unser
schönstes Gästezimmer beziehen.“
Ihr Hut war
ihr irgendwo unterwegs heruntergefallen, ihr Haar stand in alle
Himmelsrichtungen ab und sie war ziemlich sicher, dass sie gerade so aussah,
als hätte man sie rückwärts durch eine Hecke gezogen. Dennoch reichte Nell dem
Butler die Hand und sagte ruhig: „Wie geht es Ihnen, Sprotton?“
„Herzlich
willkommen, Mylady.“ Sprotton erwiderte ihren Händedruck mit gleicher
Würde.
„Sprotton,
Lady Helens Gepäck befindet sich momentan ...“ Harry drehte sich zu Nell um.
„Wo waren Sie gleich noch mal untergebracht?“
Es war
sinnlos, mit ihm zu streiten. Bei Mrs Beasley hatte sie keine Zukunft mehr.
Nell nannte dem Butler die Adresse ihrer Unterkunft und teilte ihm mit, was von
dort abzuholen war. Sprotton verneigte sich und schickte zwei bereitstehende
Lakaien los.
„Wünschen
Sie vielleicht eine Tasse Tee, Lady Helen?“
„Das wäre wundervoll,
danke, Sprotton“, erwiderte Nell.
„Wäre der
kleine Salon genehm?“ Der Butler zeigte diskret in die
Richtung des Salons.
„Ausgezeichnet.“
Nell marschierte in den Salon. Sie war fuchsteufelswild.
Harry
folgte ihr mit funkelnden Augen. Sie nahm auf einem kleinen, ungepolsterten
Stuhl Platz und betrachtete ihn kühl. „So, wie ich Ihnen bereits prophezeite,
hat mich dieses Treffen meine Anstellung
gekostet.“
„Ja“,
erwiderte Harry. „Das tut mir leid.“
„Es tut
Ihnen überhaupt nicht leid!“, fuhr sie ihn an. „Sie freuen sich wie
ein Schneekönig darüber!“
„Ich weiß.
Und sobald Sie sich ein wenig beruhigt haben, werden Sie einsehen, dass es so
viel besser für Sie ist. Ich bringe Sie nach London und helfe Ihnen bei allem,
was Sie dort erledigen müssen.“
„Und was
ist, wenn ich das gar nicht mit Ihnen zusammen erledigen
möchte?“
Das
vertrieb den erfreuten Ausdruck von seinem Gesicht, aber nur einen Augenblick.
Er zuckte die Achseln. „Lieber mit mir als mit dieser
alten Hexe.“
„Bei ihr
wären meine Privatangelegenheiten wenigstens geheim geblieben“,
murmelte sie verdrießlich. „Bei mir nicht?“
„Nein.“
„Aber Sie
haben zwei Wochen lang mit ihr zusammengelebt, während wir
uns nur vier Mal begegnet sind.“
„Schon,
aber selbst nach zwei Wochen ist sie immer noch eine Fremde für mich,
wohingegen ...“ Sie verstummte, weil sie merkte, dass sie zu viel von
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