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Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
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sei­nem Blick wahr­nahm, und press­te
die Lip­pen auf­ein­an­der. „Al­so gut, wenn Sie so cha­rak­ter­los sein wol­len ...
aber nur für einen kur­z­en Au­gen­blick.“
    Er deu­te­te
ei­ne Ver­nei­gung an. „Wir se­hen uns in zwei Mi­nu­ten.“
    Nell kehr­te
zu ih­rem Platz zu­rück und hoff­te, dass man ihr ih­ren in­ne­ren Auf­ruhr nicht
an­se­hen konn­te. Die­ser ver­flix­te Mann. Wenn sie sich nicht mit ihm traf, wür­de
er ihr Pro­ble­me be­rei­ten.
    Sie woll­te
sich nicht mit ihm tref­fen. Schließ­lich hat­ten sie sich al­les ge­sagt. Sie hat­te
sich von ihm ver­ab­schie­det und war rei­se­fer­tig. Warum mach­te er es ihr nur so
schwer?
    Die­ser
hart­nä­cki­ge, un­mög­li­che Mann! In ih­rem bis­he­ri­gen Le­ben hat­te sie je­der Mann
auf die denk­bar schlimms­te Art und Wei­se ent­täuscht. Glaub­te er wirk­lich, sie
wür­de ihr Glück und ih­re Zu­kunft – mehr noch, das Glück und die Zu­kunft ih­rer
Toch­ter – in die Hän­de ei­nes Men­schen le­gen, den sie ge­nau vier Mal ge­se­hen
hat­te?
    Auch wenn
er der an­zie­hends­te Mann war, dem sie je be­geg­net war.
    Pa­pa war
freund­lich, lie­be­voll und über al­le Ma­ßen char­mant ge­we­sen, trotz­dem hat­te er
Nells Le­ben zer­stört. Und was er mit To­rie ge­macht hat­te ...
    Und Pa­pa
hat­te Nell ge­liebt.
    Nicht ein
ein­zi­ges Mal hat­te Har­ry Mo­rant das Wort „Lie­be“ über die Lip­pen ge­bracht.
Sie hät­te es ihm oh­ne­hin nicht ge­glaubt, al­so war sie ganz froh dar­über. Das
Letz­te, was sie woll­te, war, dass ein Mann wie er sich in sie ver­lieb­te. Das
wä­re erst recht un­mög­lich ge­we­sen.
    „Nun?“,
frag­te Mrs Be­as­ley, als sie zu­rück­kehr­te.
    „Er lässt
Ih­nen sein Be­dau­ern aus­rich­ten, aber er hat gleich ei­ne
Ver­ab­re­dung.“
    „Hm.
Wahr­schein­lich ist er des­halb zu ei­ner so unat­trak­ti­ven Uhr­zeit
hier. Wie scha­de.“ Sie starr­te quer durch die Hal­le zu ihm hin­über. „Was für
ein gött­li­ches Ex­em­plar von ei­nem Mann.“
    Und ein
ziem­lich ner­ven­auf­rei­ben­des, dach­te Nell. An die­sem Tag trug er glän­zen­de
Stie­fel, ei­ne eng an­lie­gen­de Reit­ho­se, die sei­ne kraft­vol­len Ober­schen­kel
be­ton­te, einen dun­kelblau­en Man­tel und ei­ne blau­grau ge­streif­te Wes­te, die
wun­der­bar zu sei­nen grau­en
Au­gen pass­te.
    Er sah
ein­fach viel zu gut aus und das wuss­te er auch ganz ge­nau. Er
dach­te sich wohl, sie brauch­te ihn nur ein­mal an­zu­se­hen und schon
wür­de sie ihm um den Hals fal­len.
    Nun, sie
hat­te wich­ti­ge­re Din­ge im Sinn, und sie wür­de nie­man­dem um den
Hals fal­len, auch nicht wenn er aus­sah wie Apoll. Mit brau­nem Haar. Und grau­en
Au­gen. Und ei­nem Lä­cheln, bei dem ihr
ganz an­ders wur­de.
    Der ein­zi­ge
Mensch, auf den Nell sich je­mals hat­te ver­las­sen kön­nen, war
sie selbst ge­we­sen. Sie konn­te kein noch kom­pli­zier­te­res Le­ben ge­brau­chen. Und
schon gar kei­nen gut aus­se­hen­den Char­meur.
Nein, dan­ke.
    Mrs Be­as­ley
zuck­te zu­sam­men. „Was soll­te das denn?“
    „Was,
bit­te?“, frag­te Nell und kehr­te ab­rupt in die Wirk­lich­keit
zu­rück.
    „Sie ha­ben
eben mit der Zun­ge ge­schnalzt.“
    „Ent­schul­di­gung,
ich ha­be nur ge­ra­de über et­was nach­ge­dacht.“
    „Dann hö­ren
Sie auf zu den­ken.“ Mrs Be­as­ley trank sicht­lich an­ge­wi­dert
von dem war­men Mi­ne­ral­was­ser. „Schreck­li­ches Zeug. Ich spü­re zwar, dass es mir
gut­tut, aber Gott sei Dank ist das die letz­te
An­wen­dung.“
    Ei­ne Wei­le
sa­ßen sie schwei­gend da. Al­so gut, ich wer­de mich mit ihm
tref­fen, be­schloss Nell. Und dann wür­de sie ihm ge­hö­rig ih­re
Mei­nung sa­gen.
    Sie
rutsch­te un­be­hag­lich auf ih­rem Stuhl hin und her.
    „Um Him­mels
wil­len, Mäd­chen, sit­zen Sie still!“
    „Ich kann
nicht“, ge­stand Nell. „Ich glau­be, ich muss aus­tre­ten. Viel­leicht war es
das Es­sen ges­tern Abend ...“
    Mrs Be­as­ley
entließ sie mit ei­ner ge­ring­schät­zi­gen Hand­be­we­gung. „Nun, dann ge­hen Sie
schon. Ich hof­fe nur, dass es Ih­ret­we­gen wäh­rend der Rei­se nicht zu
Ver­zö­ge­run­gen kommt. Ich war­ne Sie jetzt schon, das wer­de ich nicht
dul­den.“
    Nell eil­te
zum

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