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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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»Ich bin müde vom Tanzen und es wäre schade, sich diese herrliche Nacht hier draußen entgehen zu lassen.«
    »Aber wie würden Sie sich an so einem Abend fühlen, wenn Sie keinen Verehrer hätten?«, fragte Nora unvermittelt und mürrisch.
    »Ich denke, das liegt nur an Ihnen«, sagte Anne und setzte sich neben sie.
    Daraufhin fing Nora an, Anne von ihrem Kummer zu erzählen. Anne hatte einfach dieses gewisse Etwas, das den Menschen Vertrauen einflößte.
    »Ich weiß, Sie sagen das nur aus Höflichkeit«, begann sie. »Dabei wissen Sie so gut wie ich, dass ich nicht der Typ Mädchen bin, in den die Männer sich verlieben. Ich bin unscheinbar und es ist nicht meine Schuld, dass ich niemanden habe. Ich habe es vorhin da drinnen einfach nicht mehr ausgehalten.
    Ich habe es satt, immer zu lächeln und freundlich zu sein, und so zu tun, als mache es mir nichts aus, wenn sie mich aufziehen, dass ich noch nicht verheiratet bin. Ich will mich nicht länger verstellen. Es macht mir etwas aus, es macht mir sogar schrecklich viel aus. Ich bin von allen sechs Nelson-Töchtern die letzte, die noch nicht verheiratet ist. Ich habe gehört, wie Tante Mouser zu Mutter gesagt hat, ich sei seit letztem Sommer >etwas gealtert<. Stimmt ja auch, ich bin jetzt achtundzwanzig. In zwölf Jahren bin ich vierzig. Wie soll ich das bloß aushalten, Anne, wenn ich mit vierzig noch nicht auf eigenen Beinen stehe?«
    »Ich würde nichts auf das dumme Gerede einer alten Frau geben.«
    »Meinen Sie? Aber Ihre Nase ist ja auch nicht wie meine. Stellen Sie sich vor, in zehn Jahren habe ich genauso einen Schnabel wie Vater. Ihnen würde es wohl nichts ausmachen, wenn Sie jahrelang vergeblich warten müssten, bis Ihnen einer einen Heiratsantrag macht?«
    »0 doch, das würde mir etwas ausmachen«, bestätigte Anne. »Na, sehen Sie. Und ich habe immer so getan, als wäre es mir egal. Aber es stimmt nicht. Seit Januar hat er mich nicht mehr besucht. Wir haben uns gestritten, aber das ist vorher schon so oft vorgekommen. Und er ist immer wieder zurückgekommen, nur nicht dieses Mal. Er wird auch nie wieder kommen. Sehen Sie das Haus da drüben auf der anderen Seite der Bucht? Da ist er jetzt wahrscheinlich, und ich bin hier, und der ganze Hafen liegt zwischen uns. So wird es immer bleiben. Es ist so - schrecklich! Und ich kann nichts dagegen tun.« Noras Stimme schwankte leicht.
    »Und wenn Sie ihm eine Nachricht überbringen ließen, würde er dann auch nicht kommen?«, fragte Anne nach einer Pause. »Eine Nachricht überbringen lassen, glauben Sie wirklich, dass ich das tue?«, fuhr Nora fort. »Lieber sterbe ich! Wenn er kommen will, soll er kommen. Wenn nicht, dann soll er es eben lassen. Nein, nein! Ich liebe Jim doch - und ich möchte ihn so gerne heiraten. Ich möchte endlich ein eigenes Zuhause und Kinder, und dann würde ich es Tante Mouser vielleicht zeigen. Wenn sie mich noch einmal >arme Nora< nennt, springe ich ihr an die Kehle!« Ihre Augen funkelten. »Dabei sagt sie im Grunde nur, was alle denken«, setzte sie hinzu. »Mutter hat schon längst die Hoffnung aufgegeben. Aber sie lässt mich wenigstens in Ruhe, nur die anderen machen sich über mich lustig. Ich hasse Sally. Ich weiß, das klingt schrecklich, aber ich hasse sie. Sie bekommt einen netten Mann und ein schönes Haus. Es ist einfach nicht gerecht, dass sie alles bekommt und ich nichts. Sie ist doch nicht besser oder klüger oder viel hübscher als ich - sie hat nur mehr Glück. Wahrscheinlich finden Sie mich abscheulich, aber das macht mir nichts aus.« Nora schluchzte verhalten in ihr Taschentuch.
    »Ich denke, Sie sind einfach übermüdet nach all den Vorbereitungen und Strapazen und sehen deshalb im Augenblick viel zu schwarz«, tröstete sie Anne.
    »Ich habe immer gewusst, dass Sie mich verstehen würden, und ich habe mir gewünscht, Ihre Freundin zu sein«, schniefte Nora. »Ich habe noch nie zuvor eine richtige Freundin gehabt. Natürlich hatte ich Jim - wir waren schon als Kinder miteinander befreundet. Ich habe früher immer eine Kerze ins Dachbodenfenster gestellt, wenn ich ihn bei mir haben wollte, und dann kam er sofort rübergesegelt. Wir gingen überall zusammen hin, ein anderer Junge hätte überhaupt keine Chancen gehabt. Vorausgesetzt, es hätte sich überhaupt einer für mich interessiert. Und jetzt ist alles vorbei. Er hatte mich einfach satt, und als es zu dem Streit kam, war er froh, einen Vorwand zu haben, sich nicht mehr blicken zu lassen.« Sie ließ

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