Annie und der sinnliche Italiener
wollen Sie von mir?“, fragte sie geradeheraus. „Es müsste doch genügend willige Frauen in diesem Hotel geben, sodass Sie es nicht nötig haben sollten, jemandem nachzustellen, der nicht an Ihnen interessiert ist!“ Die hungrigen, neiderfüllten Blicke ihrer Geschlechtsgenossinnen um sie herum hatte sie sehr wohl wahrgenommen. „Oder bedeutet genau das die Herausforderung für Sie?“, fügte sie aus einem plötzlichen Impuls hinzu.
„Was?“, erwiderte er harmlos. „Dass ich Ihre Gesellschaft der Ihrer Geschlechtsgenossinnen vorziehe? Ist das nicht ein wenig unfreundlich und herablassend den anderen Ladys gegenüber?“
„Nein, nur aufrichtig und treffend würde ich sagen.“
„Sind Sie denn immer aufrichtig?“
„Ja, ich denke schon.“
„Dann haben Sie also wirklich kein wie auch immer geartetes Interesse an mir?“
Die Röte auf Annies Wangen vertiefte sich. „Männer, die während einer Geschäftsreise nach einer schnellen heißen Affäre Ausschau halten, sobald Ehefrau und Familie außer Sicht sind, liegen mir einfach nicht.“
„Und wenn der Mann weder eine Ehefrau noch eine Familie hat?“, ließ Luc nicht locker.
Sie lachte freudlos. „Behaupten das nicht alle?“
„Keine Ahnung … ist das so?“
„Ja.“
Auch wenn sie den Großteil ihrer Zeit auf Balfour Manor verbrachte, begleitete Annie ihren Vater doch hin und wieder auf Geschäftsreisen. Seine Anwesenheit schützte sie allerdings nicht vor den schlüpfrigen Avancen seiner Geschäftspartner, die sie bei derartigen Gelegenheiten kennenlernte. Im Gegenteil! Die skandalträchtigen Schlagzeilen über ihre eher lebenslustigen Schwestern schienen jene Herren sogar noch anzuspornen.
„In meinem Fall entspricht es aber der Wahrheit“, informierte Luc sie.
Natürlich gedachte er sich eines Tages Kinder zuzulegen – und eine Ehefrau, die sich um seine zukünftigen Erben kümmerte. Das gehörte sich einfach so, schon wegen des Erhalts des Familiennamens.
„Sorry, aber ich bin immer noch nicht interessiert.“
Luc hob skeptisch die Brauen. „Nein?“
„Nein!“ Das hätte reichen sollen, doch Annie war so sehr im Zwiespalt mit sich selbst, dass sie sich einen weiteren Kommentar nicht verkneifen konnte. „Müssen Sie sich eigentlich immer derart anstrengen, um eine Frau in Ihr Bett zu locken?“
Da normalerweise ein Blick reichte, um zu bekommen, wonach er verlangte, empfand Luc diese provokante Frage geradezu als absurd. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er sich schon seit geraumer Zeit von derart leichten Eroberungen zu Tode gelangweilt fühlte.
Ob es vielleicht daran lag, dass er diese kratzbürstige Brünette unbedingt in seinen Armen und seinem Bett sehen wollte? „Sie tun ja gerade so, als würden Sie mich gut kennen.“
„Ihren Typ Mann auf jeden Fall“, schnaubte Annie verächtlich.
„Sicher?“, fragte er gefährlich leise.
„Ganz sicher!“
Nachdem Luc noch einige Sekunden lang Annies starres Profil gemustert hatte, streckte er die langen Beine aus, lehnte sich auf die Ellenbogen und starrte hinaus auf den See. Das wiederum gab ihr die Gelegenheit, ihn im Schutz ihrer dunklen Brille unauffällig zu betrachten. Was mochte in den letzten gut vier Jahren geschehen sein, um den jungen, rücksichtslosen Luc mit dem frechen Grinsen und dem verführerischen Freibeutercharme derart zu verändern?
Der alte Luc hätte spätestens jetzt angefangen auf Teufel komm raus mit ihr zu flirten. Er wäre immer dichter an sie herangerückt, hätte wie zufällig ihre Hand berührt und unter dem Vorwand, ihr etwas ins Ohr flüstern zu wollen, seine heißen Lippen so dicht an ihre empfindliche Haut gebracht, dass sie lichterloh in Flammen aufgegangen wäre.
Doch diese neue finstere Variante konnte sie einfach nicht einschätzen.
Was geht mich dieser Kerl überhaupt an? rief Annie sich im nächsten Atemzug zur Ordnung. Soll er mir doch gestohlen bleiben! Besonders, da er sich weder an unsere gemeinsame Liebesnacht noch an mich als Person erinnert!
„Wenn Sie mich jetzt entschuldigen … ich möchte schwimmen gehen.“ Sie wartete nicht auf seine Reaktion, sondern erhob sich geschmeidig von ihrem Handtuch und marschierte mit federndem Schritt und schwingenden Armen über den warmen Sand in Richtung Wasser davon.
Beeindruckt von ihrer eigentümlichen vitalen Grazie – wenn es so etwas überhaupt gab – schaute Luc ihr hinterher. Dann beugte er sich abrupt vor und schob die Sonnenbrille nach oben. Über ihrer
Weitere Kostenlose Bücher