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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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so kurz, dass er fast wie ein Jungenhaarschnitt wirkte, sie war ganz in Schwarz gekleidet und vollkommen ungeschminkt. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie sich den kurzen Pony aus der Stirn strich.
    »Willkommen«, sagte Sophia und trat einen Schritt zurück in die Wohnung (das Penthouse), um sie hereinzulassen.
    Die Kinder pressten sich an Annikas Beine, sie musste sie mit sanftem Druck vorwärtsschieben. Sophia Grenborg ging vor ihnen in die Hocke, Annika sah, wie ihre Augen feucht wurden.
    »Wie groß ihr geworden seid«, sagte sie und hob die Hand in Ellens Richtung, ohne sie zu berühren. »So groß …«
    Kalle machte einen Schritt auf sie zu und umarmte sie fest, und Ellens Rucksack fiel herunter, und sie ließ sich umarmen, und da standen sie nun alle drei und wiegten einander langsam in den Armen, und Annika hörte, dass Sophia weinte.
    »Ich habe euch so vermisst«, sagte Sophia Grenborg erstickt und verbarg ihren Kopf an der Brust der Kinder.
    Annika atmete lautlos durch den Mund und spürte, wie ihre Füße und Hände wuchsen. Sie wurden schwer und unförmig und drohten, an die Wände und das Telefontischchen zu stoßen, falls sie sich bewegte.
    Thomas hatte sie und die Kinder in einem brennenden Haus zurückgelassen und war hierhergefahren, in dieses Eisschloss. Hier hatte er mit freier Aussicht über die Dächer residiert, während sie provisorisch in einem ehemaligen Büro gehaust hatte, in das nie ein Sonnenstrahl fiel, und sie wusste, dass es nicht nur seine Schuld gewesen war.
    »Ich bin dir sehr dankbar«, sagte Annika.
    Sophia blickte mit Tränen an den Wimpern und laufender Nase zu ihr auf.
    »Ich …«, sagte sie, »ich muss dir – danken.«
    Irgendwo hinter den weißen Wolken war eine bleiche Sonne. Annika ging langsam durch Stockholm zurück zu ihrer Wohnung in der Agnegatan, folgte der Kungsgatan von Östermalm hinauf Richtung Hötorget. Hatten ABBA nicht in dieser Straße den Videoclip zu »I Am the Tiger« aufgenommen, in dem Agnetha in einem offenen Ami-Schlitten rumkurvte und Anni-Frid mit ei­nem Bandana um die Stirn neben ihr saß?
    Als Kind hatte sie diesen Song geliebt, er hatte etwas von Großstadt und Gefahr, Asphalt und Abenteuer. Vielleicht war er deshalb im Musicalfilm »Mamma Mia!« nicht dabei, er passte nicht in die griechische Idylle.
    Sie machte einen Schritt vom Bürgersteig, um die Straße zu überqueren, und ein Bus bremste scharf und hupte durchdringend. Sie schrak auf und sprang zurück auf den Gehweg und stieß mit einem Kinderwagen zusammen, die Mutter schrie ihr etwas Unverständliches entgegen. Annika wartete, bis der Bus vorbei war, und ging auf die andere Straßenseite hinüber, als wäre die Fahrbahn aus Glas.
    Sie lief oft hier entlang, obwohl es ein Umweg für sie war. Aber sie vermied es, am Kaufhaus NK in der Hamngatan vorbeizugehen, dort begann immer der Boden unter ihren Füßen zu schwanken.
    Dort hatte sie zum ersten Mal gesehen, wie Thomas Sophia Gren­borg küsste. Es war in der Vorweihnachtszeit gewesen, genau wie jetzt. Rote Weihnachtsmänner und blinkende Lich­ter­ket­ten verbreiteten eine vorgetäuschte Wärme in den zugigen Straßen.
    Den Rest des Weges legte sie eilig und im Zickzackkurs zwischen Latte-Macchiato-Müttern und Pennern und Geschäftsleuten zurück.
    Halenius erwartete sie im Flur, als sie zurück in ihre Wohnung kam. Er hielt ihr einen Ausdruck entgegen, sie sah die Reihe von U- und E-Buchstaben und schüttelte den Kopf.
    »Sag mir, wie es steht«, sagte sie und ging ins Wohnzimmer.
    Sie wollte die quäkende Stimme des Entführers nicht hören, nicht einmal aufgeschrieben und übersetzt.
    »Wir haben es fast geschafft«, sagte Halenius. »Ich glaube, er gibt sich im Laufe des Tages mit einer Million Dollar zufrieden.«
    Sie setzte sich aufs Sofa, legte den Kopf an die Rückenlehne und schloss die Augen.
    »Ich habe mit Frida gesprochen«, sagte er. »Wir können ihr Konto benutzen. Du kannst das Geld jetzt sofort überweisen.«
    Sie presste die Handballen auf die Lider.
    »Eine Million Dollar, an eine Nigerianerin, die in Nairobi lebt? Und du glaubst, wir sehen das Geld jemals wieder?«
    Sie hörte, wie er sich in ihren Sessel setzte.
    »Ihr Onkel ist ein Ölmagnat in Abuja. Die Familie leidet, milde ausgedrückt, nicht unter Geldnot. Wenn ich ihr nicht gesagt hätte, dass das Geld auf ihr Konto geht, hätte sie es nicht mal bemerkt. Am besten, du schickst etwas mehr als eine Million, nur um auf der sicheren Seite zu

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