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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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waren.
    Schyman seufzte tief.
    »Macht die Tür zu und setzt euch endlich, damit wir irgendwann mal anfangen können …«
    Alle Redakteure nahmen Platz, verstummten und blickten ihn erwartungsvoll an. Sie machten ein Gesicht, als würde er jeden Augenblick ein Kaninchen aus dem Hut zaubern und die Tagesordnung der Welt bestimmen.
    Er nickte Patrik zu, die Nachrichten waren am wichtigsten, er achtete immer darauf, das zu betonen. Der Nachrichtenchef sprang vor Eifer fast vom Stuhl.
    »Die Polizei hat einen Verdächtigen für die Vorstadtmorde«, sagte Patrik Nilsson triumphierend. »Wir haben noch keine ­offizielle Bestätigung, aber Michnik und Sjölander arbeiten dran.«
    Schyman nickte nachdenklich. »Vorstadtmorde«. Das war keine dumme Bezeichnung, könnte man als übergreifende Tagline verwenden.
    »Haben wir irgendwelche Details?«, fragte er und klickte mit seinem Kugelschreiber.
    »Es gibt einen Zeugen, der den Verdächtigen mit wenigstens einem der Morde in Zusammenhang bringt, und bei einem der anderen Fälle hat sein Handy elektronische Spuren hinterlassen. Damit haben wir die Titelseite und die Verkaufsplakate für morgen.«
    Patrik Nilsson schlug mit seinem Stellvertreter ein.
    Schyman befühlte seinen Verband. Sie hatten die Platzwunde am Hinterkopf mit vier Stichen genäht. Auf die Buchführung des vergangenen Jahres war Blut gespritzt.
    »Na ja«, sagte er. »Warten wir mal ab, wo wir landen. Wir müs­sen auch das Interesse an der Entführungsstory wachhalten. In die Sache kommt bald Bewegung.«
    Kurz vor der Konferenz hatte Jimmy Halenius ihn angerufen und berichtet, Thomas Samuelsson sei vermutlich die linke Hand abgeschlagen worden, doch der Chefredakteur hatte nicht die Absicht, das in dieser Runde zu verkünden.
    »Der Spanier gestern war gut«, sagte Patrik, »aber jetzt haben wir wieder Leerlauf.«
    »Wir haben Fotos von der Wiedervereinigung mit seinem ­Lebensgefährten und seiner Mutter«, sagte Bilder-Pelle.
    »Hat er sonst noch irgendwas gesagt? Irgendwas über diesen Thomas Bengtzon?«, fragte das Mädchen aus der Webredaktion.
    Resigniert schloss Schyman die Augen, Patrik stöhnte.
    »Keinen Ton. Er hat durch einen Pressevertreter ausrichten lassen, dass er in Ruhe gelassen werden will. Gibt es was Neues von dem Typ mit der Bademütze?«
    Schyman guckte verständnislos.
    »Der mit dem Badetuch«, sagte Patrik. »Der Schlachter von Kairo.«
    Anders Schyman sah Thomas Samuelssons sportliche Gestalt vor sich, in Anzug, aber ohne Schlips, und versuchte, ihn sich ohne linke Hand vorzustellen.
    Halenius hatte nicht beurteilen können, ob die Verstümmelung Teil der Erpressung oder ein Akt gewöhnlicher sadistischer Grausamkeit war. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass es sich vermutlich um eine Kombination von beidem handelte.
    »Ich möchte, dass wir die Entführung als Aufmacher nehmen«, sagte Schyman. »Fotos von den Opfern, vielleicht mit einem fetten Balken schräg darunter: ERMORDET, GEISEL, BEFREIT . Dazu noch einmal die Basisfakten, wer die Geiseln sind, wie sie zu Tode gekommen sind, die ganze Palette …«
    Er hatte nicht vor, das Thema fallen zu lassen. Die Chancen für ein gutes Verkaufsplakat am Wochenende standen nicht schlecht. Die Lösegeldübergabe und die Freilassung der Geisel waren laut Jimmy Halenius die kritischsten Phasen eines Geiseldramas. Wenn das Geld sicher abgeliefert war, erfüllte das ­Opfer keinen Zweck mehr und war nur noch eine Last. Die Mehrheit aller Todesfälle bei Geiselnahmen ereignete sich, nachdem das Lösegeld gezahlt war. Entweder tauchten die Geiseln nie mehr auf, oder sie wurden tot aufgefunden.
    Patrik sah nicht beeindruckt aus.
    »Du lieber Himmel, irgendwas muss aber auch passiert sein, sonst ist das alles nichts als heiße Luft.«
    »Dann pack schon mal den Fön aus«, sagte Schyman. »Sonst noch was?«
    Patrik schaute unzufrieden in seine Unterlagen.
    »Es ist wieder höchste Zeit für eine Diät«, sagte er. »Ich habe eine von den Vertretungen daran gesetzt.«
    Schyman machte sich eine Notiz und nickte, eine gute Idee.
    In alten Zeiten entstanden die meisten Artikel dadurch, dass irgendwelche Leute bei der Zeitung anriefen und auf die unterschiedlichsten Vorkommnisse aufmerksam machten – zum Beispiel, dass sie dank einer neuen, phantastischen Schlankheitskur abgenommen hatten. Aber das war schon längst Geschichte. Heutzutage wurden die Schlagzeilen und Titelseiten der Zeitungen in von der Auflage vorgegebenen Abständen geplant

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