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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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ich dasitzen und mit so viel Ruhe und Frieden meine Zeitschriften lesen, wie es der ständige Lärm um mich herum erlaubte.
    „Jaaa!“ Tyler hob seine geballte Faust. „Jeremy, komm schnell! Paige fährt mit uns zu ‚Jungle Java‘!“
    Ein Junge in seinem Alter hätte noch nicht in der Lage sein sollen, so viel Krach zu machen, aber er würde einmal so groß wie unser Dad werden, und seine Füßen waren jetzt schon größer als meine. Tyler polterte ins Fernsehzimmer, und ich folgte ihm auf den Fersen. Jeremy war gerade dabei, mit dem Daumen verbissen den Controller des Videospiels zu bearbeiten, das auf dem großen Fernseher in der Ecke lief. Tyler rannte die zwei Stufen in den tiefer gelegenen Raum hinunter und warf sich auf seinen Bruder, der auf der Couch lag.
    „Runter von mir, du Idiot!“ Jeremy schubste Tyler so heftig, dass er auf den Boden fiel.
    „Hey!“, rief ich, bevor sie die Möglichkeit hatten, sich gegenseitig hochzuschaukeln. „Ruhe jetzt, ihr beiden. Wenn ihr nicht sofort aufhört, könnt ihr hierbleiben und die beschissene Pizza von eurer Mom essen.“
    Zwei weit aufgerissene Augenpaare starrten mich an. Ich wusste, dass es an meiner Ausdrucksweise lag, aber immerhin war es mir gelungen, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich deutete auf den Fernseher.
    „Schaltet das aus und zieht eure Schuhe an. Los, wir gehen.“
    „‚Jungle Java‘ ist doof“, murmelte Jeremy, als er sich an mir vorbeischob.
    Ich hielt ihn am Ellbogen fest. Er blieb stehen, wich jedoch meinem Blick aus. Inzwischen war er fast so groß wie ich, aber er versuchte nicht, sich aus meinem Griff zu befreien.
    „Es gibt dort eine ganz neue Erlebniswelt.“ Normalerweise hätte ich auf sein Verhalten mit der Aufforderung reagiert, sich zusammenzunehmen. Was immer Jeremy auch bedrückte, inzwischen litten seine Eltern ebenfalls darunter, und jetzt bekam auch ich etwas ab. Aber ich erinnerte mich daran, wie ich mit zwölf gewesen war, und ließ ihm eine Atempause.
    Er zuckte mit den Schultern und weigerte sich immer noch, mich anzusehen, während sein Bruder um uns herumwuselte und wie ein Wasserfall plapperte, was er alles spielen würde und dass sein Schulfreund sich für seine Gewinnmarken eine richtig coole Neonlampe für sein Zimmer ausgesucht hatte … und … und …
    „Jetzt mach mal eine Pause, Kurzer. Steigt ins Auto.“ Ich sah zu, wie die beiden zur Haustür liefen. Tyler redete immer noch wie ein Buch, während Jeremy ungewohnt still blieb.
    Als wir bei „Jungle Java“ angekommen waren, musste ich Tyler festhalten, um ihn daran zu hindern, über den Parkplatz zu rennen. „Beruhige dich, Kumpel. Hier fahren Autos.“
    Er scharrte mit den Beinen wie ein Rennpferd, das es nicht erwarten kann, zu starten. „Beeil dich, Paige! Gott!“
    „Gott!“ , machte ich seinen entnervten Ton nach, aber ich nahm die beiden bei den Händen und ging mit ihnen hinein, wo ich für jeden von ihnen zwanzig Dollar in Spielmarken umtauschte und eine große Pizza und Limonade bestellte.
    „Wow, Paige. Du bist die Beste!“ Tyler staunte glückselig die Spielmarken in dem Plastiktäschchen an, das an seinem Gürtel befestigt war.
    Jeremy nahm seine Chips wortlos entgegen. Erst als ich seinen Bruder losgelassen hatte, der sofort in Richtung der Erlebniswelten verschwand, stieß er ein „Danke“ hervor.
    Vierzig Dollar waren kein Pappenstiel für mich, aber ich hatte gedacht, für die beiden Jungs wäre das Kleingeld. Ihre Dankbarkeit überraschte mich. „Gern geschehen. Viel Spaß. Ich warte hier auf euch.“
    Jeremy nickte und stakste zu den Erlebniswelten hinüber. Es ging das Gerücht um, „Jungle Java“ würde in Kürze einen Bereich mit Laserspielen eröffnen, aber bis jetzt war noch nichts dergleichen in Sicht. Wenn man bedachte, dass dies ursprünglich nur ein kleines Café gewesen war, wo man Kaffee trinken konnte und in dem es einen Spielplatz für Kleinkinder gab, war der Laden inzwischen wirklich groß. Als sie noch jünger gewesen waren, hatte ich die Jungs schon einige Male mit hierhergenommen. Es war kaum zu glauben, dass Jeremy ab Herbst die Mittelstufe besuchen würde. Es gab viele Dinge, die kaum zu glauben waren.
    Als mein Handy klingelte, machte mein Herz einen Hüpfer, aber es war nicht die nächste Nachricht von Eric. Wäre es eine SMS gewesen, hätte das Handy nur vibriert. Außerdem war die Stunde noch nicht um. Dennoch nahm ich den Anruf entgegen.
    „Austin.“
    „Woher wusstest du, dass ich es

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