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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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meinen jüngeren Halbgeschwistern genommen. Als er mir einen Blick zuwarf, ertappte er mich dabei, wie ich ihn anschaute, doch ich sah nicht weg.
    Nachdem die Jungs wieder zu den Spielplätzen gegangen waren, überredete Austin mich, meine Zeitschriften wegzulegen und mit ihm Skeeball zu spielen. Er war besser als ich und warf die Kugeln so geschickt, dass er fast immer ein Loch traf, für das es viele Punkte gab. Die Gewinnmarken strömten nur so aus der Maschine. Ich machte längst nicht so viele Punkte, aber ich hatte Spaß dabei, es zu versuchen. Als ich meine letzte Holzkugel warf und das Zehn-Punkte-Loch traf, wandte ich mich mit einem Triumphschrei um und stellte fest, dass Austin dastand und mich anstarrte.
    „Was ist?“, erkundigte ich mich und war mir dabei der Spuren von Pizzasoße in meinem Gesicht bewusst.
    „Was ist los mit dir? Du bist so anders.“
    Mein Handy vibrierte, und ich zog es hervor. „Nichts ist los“, erklärte ich, während ich mein kleines Telefon aufklappte, um die SMS zu lesen.
    Der Film ist zu Ende. Habe Eis gegessen. Überlege, ob ich etwas lesen soll, weiß aber nicht recht, was. Denke darüber nach, ob ich ins Bett gehen sollte. Bis jetzt ist es ein sehr langweiliger Abend. Tut mir leid.
    Ich schob das Handy tief in meine Tasche und griff nach meinen Gewinnmarken. „Es ist schon spät. Ich muss die Jungs nach Hause bringen. Lass uns die hier einlösen.“
    Austin legte mir die Hand auf den Ellbogen, sodass ich innehalten musste. „Paige.“
    Obwohl uns ohrenbetäubender Lärm umgab, hörte ich ihn klar und deutlich. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute seine Hand an. Er nahm sie weg.
    „Können wir reden?“
    Ich hielt in der Menge Ausschau nach den Jungs. „Es ist schon spät, Austin. Ich sollte mit den Jungs zurück sein, bevor mein Dad und Stella nach Hause kommen. Ich habe ihnen keine Nachricht oder irgendetwas hinterlassen, und sie würden sich Sorgen machen.“
    „Ich könnte mitkommen.“
    Ich hatte mich schon halb abgewandt, aber jetzt hatte er meine volle Aufmerksamkeit. „Ins Haus meines Dads? Bist du verrückt?“
    Wenn man bedachte, dass er nicht sonderlich viel Anteil an meinem Leben genommen hatte, war mein Dad erstaunlich wütend gewesen, sobald er erfuhr, dass wir uns getrennt hatten. Das war hauptsächlich meine Schuld. Ich hatte meinem Dad nicht die ganze Geschichte erzählt. Eigentlich hatte ich sie niemandem erzählt, sondern einfach alle ihre eigenen Vermutungen anstellen lassen. Meine Mom war die Einzige gewesen, die trotz meines Schweigens die Wahrheit erraten hatte. Sie hatte mich jedoch nicht verurteilt und niemals etwas dazu gesagt. Ich wusste einfach nur, dass sie es wusste.
    „Ist dein alter Herr immer noch sauer auf mich?“
    „Er ist nicht gerade dein Fan. Jeremy! Tyler! Wir müssen los!“
    Tyler kam auf mich zu gerannt, und seine Gewinnmarken flatterten hinter ihm durch die Luft. Jeremy, der ihm folgte, hielt seine fest in der Faust. Bevor sie etwas sagen konnten, riss ich meinen Streifen in der Mitte durch und gab jedem eine Hälfte.
    „Holt eure Preise ab. Ich muss euch nach Hause schaffen, bevor eure Eltern zurückkommen.“
    „Hier. Nehmt die auch mit.“ Austin gab ebenfalls jedem von ihnen die Hälfte seiner Marken.
    Sie erkannten eine Chance, wenn man sie ihnen gab, und liefen los, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Ich wandte mich Austin zu. „Das musstest du nicht tun.“
    „Was soll ich denn bitte mit einem Haufen billiger Spielsachen anfangen?“ Er zuckte die Schultern. „Sie sind Kinder.“
    „Das war nett von dir“, bemerkte ich widerwillig, und er lächelte mich an.
    „Ich kann durchaus nett sein.“
    Genervt rollte ich mit den Augen. „Auf Wiedersehen, Austin.“
    „Kann ich nicht mitkommen?“
    „In das Haus meines Dads? Nein.“ Ich hob eine Hand. „Und nein, auch nicht später.“
    Sein Blick wanderte zu meiner Tasche. „Du hast jetzt einen Freund, stimmt’s?“
    Der Geräuschpegel um uns herum hatte sich nicht verändert, aber ich war trotzdem plötzlich von Stille umgeben. Ich öffnete meinen Mund, um ihm zu antworten, doch nichts kam heraus. Ich versuchte, mir eine Antwort zu überlegen, aber mein Kopf war völlig leer.
    „Du kannst es mir ruhig sagen, wenn es so ist.“ Austins Augen schimpften seine Worte Lügen.
    „Ich habe keinen Freund, Austin. Verdammt. Geht dich das etwas an?“
    Schon immer war ich gut darin gewesen, den Spieß umzudrehen, wenn er mich beschuldigte, aber dieses

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