Anonym - Briefe der Lust
seinem Inneren verborgenen Bedürfnis heraus.
Ich würde noch verrückt werden, wenn ich ständig über diese Dinge nachdachte, also schob ich die Gedanken beiseite, so gut ich konnte, und konzentrierte mich auf die Tafel mit dem Angebot an Speisen und Getränken. Es war noch nicht lange her, seit ich zuletzt bei „Taco Bell“ gewesen war, aber es gab eine Menge neuer Artikel. Ich hatte jahrelang praktisch von Fast Food gelebt, weil es billig war, aber nichts da oben sah wirklich appetitlich aus, nicht einmal angesichts der Tatsache, dass ich den ganzen Weg hierher zu Fuß zurückgelegt hatte und noch einmal dieselbe Strecke vor mir hatte.
„Du zuerst“, forderte Eric mich auf.
Ich bestellte eine große Cola light, und es folgte ein unangenehmer Moment, als Eric darauf bestand, zu bezahlen, und ich versuchte, ihn davon abzuhalten, schließlich aber mit einem Lachen nachgab. Diese Geste war nett. Ich hatte sie nicht erwartet.
„Eine Cola wird mich nicht in den Ruin stürzen, Paige.“ Eric schob dem Kassierer einen Zwanziger hin, den der Mann misstrauisch betrachtete, bevor er einige merkwürdige Dinge mit einem Marker anstellte, um die Echtheit zu überprüfen.
„Auf jeden Fall danke.“ Ich nahm den Becher, der genug Flüssigkeit enthielt, um damit ein Goldfischglas zu füllen, was ich nicht bedacht hatte. Die Süße und die Kohlensäure verschafften meiner Kehle ein sprudelndes, zischendes Vergnügen.
Während er mir zu einem der Tische im vorderen Teil des Restaurants folgte, lachte Eric über meinen Laut tiefsten Wohlbehagens. „Das ist der Seufzer einer wahrhaft Süchtigen.“
Ich hob den riesigen Becher. „Ist das so offensichtlich?“
Er wartete, bis ich saß, bevor er sich ebenfalls hinsetzte. Vergnügen, und zwar nicht unbedingt sexuelles, breitete sich in meinem Körper aus. Daran konnte ich mich zweifellos gewöhnen.
Er stellte sein Tablett auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber. Unsere Knie stießen gegeneinander.
„Ich erkenne das nur, weil ich früher auch ein Koffeinjunkie war.“ Er wickelte seinen Taco aus und strich das Papier mit den Fingerspitzen glatt. „Bist du sicher, dass du nichts essen möchtest?“
„Ich bin sicher.“ Das fettige Fleisch und der Käse mochten gut aussehen, aber ich wusste, dass ich später dafür bezahlen würde. Mein Magen kam mit solchem Müll nicht mehr zurecht. Das hatte ich den Anweisungen auf den Karten zu verdanken.
Eric betrachtete den Taco nachdenklich. „Ich liebe Tacos. Sie sind das perfekte Essen.“
Ich lachte und nippte an meinem Getränk. „Wenn du es sagst.“
„Magst du keine Tacos?“, erkundigte er sich und biss immer noch nicht in sein Essen.
„Oh, ich liebe mexikanisches Essen. Nur nicht unbedingt das von ‚Taco Bell‘.“
„Und warum wolltest du dann hierhergehen?“ Er schob ein Salatblatt, das sich selbstständig gemacht hatte, zurück in die Taco-Schale.
Er hatte mich ertappt, obwohl er das nicht wissen konnte. „Ich mag die extragroßen Getränkebecher.“
Eric nickte, als würden meine Worte für ihn einen Sinn ergeben. Ich entschuldigte mich, um auf die Toilette zu gehen. Obwohl ich nichts aß, wollte ich nach dem Walken meine Hände und mein Gesicht waschen. Mein Handy vibrierte in meiner Tasche, und als ich es hervorzog, entdeckte ich ganz unerwartet eine Kurzmitteilung mit einem Bild.
Ein Taco.
Kein Text, nur das Foto, aber ich wusste sofort, es war das Essen, das vor Eric stand. Ich sank nach hinten, lehnte mich gegen die Wand und presste mein Handy an mein Herz. Ich wollte tanzen. Ich wollte lachen. Dann wusch ich rasch meine Hände und tupfte mein Gesicht mit einem feuchten Papierhandtuch ab. Ich zögerte nur kurz, bevor ich eine Antwort tippte.
Fast Food macht den Magen kaputt. Das nächste Mal, wenn ich Dir einen Befehl erteile, erwarte ich von Dir, dass Du Dir etwas Anständiges leistest.
Ohne mein Papier und meinen Füllfederhalter und den Luxus, genügend Zeit zum Nachdenken zu haben, klangen die Worte gestelzt. In einer öffentlichen Toilette, wo es durchdringend nach Desinfektionsmitteln roch, war es schwierig, mich selbst als verruchte, befehlsgewohnte Gebieterin zu sehen. Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass mich ein Gefühl der Erregung durchlief, als ich auf den Sendeknopf drückte.
Als ich an den Tisch zurückkam, hatte Eric seinen Taco aufgegessen. Falls er bemerkt hatte, wie lange ich fortgewesen war, erwähnte er es nicht. Er knüllte das Papier zusammen, in dem
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