Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
Mal spielte er nicht mit. Der Blick seiner blauen Augen lähmte mich mit ebensolcher Leichtigkeit, wie seine Hände an meinen Handgelenken es konnten. Er zuckte mit den Schultern.
    „Oder ist es einfach nur ein neuer Bettgenosse?“ Er hielt inne und zog seine dünnen goldenen Brauen zusammen.
    „Nein“, erwiderte ich kalt. „Und achte auf deine Worte. Es sind Kinder in der Nähe.“
    Austins Blick wanderte an meinem Körper auf und ab, bevor er an meinem Gesicht hängen blieb. Ich konnte an seiner Miene nicht erkennen, was er dachte. Allerdings musste ich es auch nicht erraten, weil er es mir sagte.
    „Du hast dich verändert, Paige. Sehr.“
    „Menschen ändern sich.“
    Er hielt meinen Blick mit seinem fest. „Ja. Das tun sie.“
    Und mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und ging fort.

24. KAPITEL
    „Austin!“
    Köpfe wandten sich um. Er blieb stehen. Er wartete, bis ich ihn eingeholt hatte, was mehr war, als ich erwartete hatte. Vielleicht sogar mehr, als ich verdiente.
    „Warum ist dir das so wichtig?“
    Das war nicht die Frage, die ich eigentlich hatte stellen wollen, aber ich war mir nicht sicher, was ich in Wirklichkeit fragen wollte. Andere Worte, freundlichere, wollten mir nicht über die Lippen. Ich biss mir auf die Zunge, bis ich Blut schmeckte.
    „Warum ist es dir nicht wichtig?“
    „Es ist mir wichtig“, erklärte ich mit leiser Stimme, und mir war sehr bewusst, dass um uns herum Hunderte von Augenpaaren waren.
    „Paige! Darf ich spielen …“
    Ich unterbrach Tyler, indem ich die Hand in meine Tasche schob und ein paar Münzen herausholte. „Geht. Du und Jeremy. Aber ihr verlasst auf keinen Fall das Gebäude.“
    „Wow.“ Tyler nahm die Münzen aus meiner Hand und ließ seinen Blick von mir zu Austin wandern. „Danke, Paige!“
    „Du bist sehr nett zu ihnen“, stellte Austin fest, nachdem Tyler fort war.
    „So bin ich eben. Die Schwester des Jahres.“ Ihm voran ging ich durch die gläsernen Eingangstüren nach draußen. Ich sehnte mich nach einem Mantel, obwohl mein Frösteln von tief drinnen kam, sodass mir nicht einmal der Parka eines Eskimos geholfen hätte.
    Wir starrten einander so lange an, bis ich als Erste den Blick abwandte.
    „Was willst du von mir?“
    Es war völlig in Ordnung, dass Austin mir diese Frage stellte, aber dennoch zog mein Magen sich zusammen. „Ich will überhaupt nichts von dir. Das ist das Problem. Nicht wahr?“
    „Himmel, Paige!“ Die Türen öffneten sich, und eine Mutter mit einem Kind an jeder Hand kam heraus. Austin trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, und wir warteten, bis sie den halben Parkplatz überquert hatten, bevor er weitersprach. „Warum nicht? Warum, verdammt noch mal, nicht?“
    „Ich habe keine Ahnung!“ Das war wieder nicht das, was ich eigentlich hatte sagen wollen, aber als die Worte erst einmal heraus waren, fielen mir keine anderen mehr ein.
    Er trat dichter an mich heran und wirkte viel größer und breiter, als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob mich das einschüchterte oder anmachte.
    „Wie kann ich dich überzeugen, dass ich mich verändert habe?“
    „Wie kann ich dich überzeugen, dass ich mich nicht verändert habe?“
    Wir schrien uns nicht an, aber meine Kehle schmerzte, als hätte ich laut gekreischt. In Austins Gesicht arbeitete es. Er kam noch ein wenig näher.
    „Was willst du? Soll ich springen, wenn du rufst? Ist es das? Ist es das, was du willst?“ Er studierte meinen Gesichtsausdruck und hatte anscheinend etwas darin gelesen, denn ganz plötzlich ließ er seine Schultern nach vorn fallen. „Welcher Mann tut so etwas?“
    Hilflos dachte ich an Eric, und die Hitze von Scham, Wut und Verlangen vermischte sich mit Verzweiflung. „Es gibt Männer, die das tun.“
    Austin warf seine Hände in die Luft und stieß einen Laut aus, der ohne jedes Wort höchst vielsagend war. Als er dieses Mal fortging, sah ich ihm nach, aber ich rief ihm nicht hinterher.
    Die Rückfahrt zum Haus meines Dads war Gott sei Dank ruhiger, weil Tyler langsam wieder herunterkam. Als wir ankamen, fanden wir eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter vor, dass sie später als erwartet zurückkommen würden. Ich schickte Tyler nach oben zum Zähneputzen, hielt Jeremy aber zurück. Dass Tyler nur halbherzig protestierte, war der Beweis dafür, wie fertig er sein musste.
    „Setz dich.“ Ich deutete auf einen der Barstühle, die vor der Kücheninsel standen. „Möchtest du eine

Weitere Kostenlose Bücher