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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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sehr gern mit dir zum Dinner ausgehen, Eric.“
    Die Einladung zu einem Date hätte mir reichen müssen, aber so war es nicht. Außer den zahlreichen Nachrichten mit Aufforderungen, mir absolut alles mitzuteilen, was in seinem Leben geschah, ließ ich ihm einen meiner Slips zukommen, eines der abgetragenen, ausgeleierten Exemplare. Ich stopfte ihn in einen Umschlag, zusammen mit einem Zettel, auf dem in allen Einzelheiten stand, was er damit tun sollte. Und ich wollte Fotos. Sie warteten in meinem E-Mail-Postfach auf mich, als ich an jenem Abend von der Arbeit nach Hause kam. Eine Reihe Schnappschüsse, die seinen Schwanz aus nächster Nähe zeigten, mit seiner Faust und der weichen Baumwolle meines Höschens, die sich eng um den Schaft schmiegte.
    Ich war schon halb verliebt in ihn.
    Auf jeder beliebigen Pornoseite im Internet hätte ich Tausende solcher Bilder finden können, dennoch blieb mir der Atem weg, als ich den Anhang seiner Mail öffnete. Er hatte das für mich getan. Meinetwegen.
    Das haute mich um.
    Im Vergleich dazu war unser gemeinsames Dinner enttäuschend. Er fuhr mit mir in ein nettes neues mexikanisches Restaurant, wo wir Margaritas tranken und einer sehr guten Mariachiband zuhörten, während wir uns gegenseitig die Dinge erzählten, über die man üblicherweise bei einer ersten Verabredung spricht – als hätte er niemals vor mir auf den Knien gelegen.
    Nachdem der Fahrstuhl auf seiner Etage angehalten hatte, küsste er mich. Es war ein süßer, zurückhaltender Kuss mit geschlossenen Lippen. Eine Hand legte er um meine Taille und drückte mich leicht an sich. Als die Türen begannen, sich wieder zu schließen, lachte er und sprang rasch nach draußen. Während sie vollständig zugingen, stand er da und schaute mich an, und das Letzte, was ich von ihm sah, war sein Lächeln.
    Bei meiner Ankunft zu Hause klingelte mein Telefon. Es war nicht die erwartete SMS von Eric, der mir die Einzelheiten seines Dates mitteilte. Es war der andere Mann in meinem Leben, der Mann, den ich nicht wegwerfen konnte, aber auch nicht behalten wollte.
    „Ich bin unten. Ich wollte dir nur sagen, dass ich nach oben komme.“
    „Oh nein, das wirst du nicht tun.“ Ich klemmte mir das Telefon zwischen Schulter und Wange und sah in den Spiegel. Gerade war ich dabei gewesen, meine Bluse aufzuknöpfen, doch nun hörte ich damit auf. „Ich treffe dich in fünfzehn Minuten im ‚Mocha‘.“
    „Auf keinen Fall!“
    „Auf jeden Fall“, widersprach ich mit fester Stimme.
    Schweigen, weil keiner von uns bereit war, nachzugeben. Oder vielmehr Schweigen, während ich darauf wartete, dass er meinen Vorschlag ablehnte, damit ich auflegen konnte. Schließlich seufzte Austin.
    „Na gut. Dann treffen wir uns dort.“
    Ich zog mich nicht um, denn ich wollte, dass er mich so perfekt hergerichtet sah und sich nach dem Grund fragte. Ja, das war gemein. Ja, es war unnötig. Aber ich hatte nun wirklich nicht vor, mich in ausgeleierte Trainingshosen und ein Paar Turnschuhe zu werfen, um ihn zu treffen. Es spielte keine Rolle, dass Austin mich schon in meinen übelsten Momenten erlebt hatte.
    Man sollte meinen, dass nach neun Uhr abends nur noch wenige Leute das Bedürfnis nach Koffein haben, aber im ‚Mocha‘ merkte man davon nichts. Die Gäste beugten sich über ihre nachfüllbaren Becher, standen Schlange vor der Theke mit dem extra starken Kaffee in verschiedenen Geschmacksrichtungen und hielten sich an speziellen Drinks fest, während sie in kleinen Gruppen zusammensaßen und redeten oder Brettspiele spielten. Aus den Lautsprechern plätscherte leise Musik, irgendetwas in Richtung Indie und Folk, das meine Ohren zum Bluten bringen würde, wenn ich zu genau hinhörte.
    Ich entdeckte Austin sofort. Seine ausgewaschenen Jeans stachen von den üblichen Röhrenjeans ab, und er unterschied sich deutlich von den Typen mit den plattgebügelten Haaren, auch weil er nicht den leisesten Hauch von Guyliner trug, dem speziellen Eyeliner, der momentan unter den Typen so angesagt war. Seine Haare waren inzwischen lang genug, um sie im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Er hielt zwei große Becher in den Händen.
    Als er mich sah, hellte seine Miene sich auf, und das erinnerte mich so sehr daran, wie er mich früher angeschaut hatte, dass mir das Herz wehtat. Heftig schluckend bemühte ich mich, die Bilder von früher zu verdrängen, weil sie drohten, mich auf der Stelle zu überwältigen. Er reichte mir einen der Becher und deutete

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