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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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eine Möglichkeit zu geben, was ich jetzt machen konnte.
    Zehn Minuten später klopfte ich an seine Tür. Ich hatte meine Haare gebürstet und Lipgloss aufgetragen, hatte meine Bürokleidung gegen Jeans und ein hübsches T-Shirt mit einem passenden Sweatshirt getauscht. Ich hatte auch meine Zähne geputzt, nur für den Fall. Ich wollte nicht, dass er als Erstes von Knoblauchatem umweht wurde, wenn er die Tür öffnete.
    „Paige.“ Er klang erfreut und nur ein kleines bisschen besorgt. „Hi.“
    „Ich bin gekommen, um dir für die Blumen zu danken“, erklärte ich, ohne einen Schritt durch die Tür zu machen.
    Ich war mir noch nicht im Klaren darüber, wohin dies führen sollte, aber ich war mir sicher, wie es sein sollte. Ich wollte nicht, dass es durch eine unsichtbare Hand vorangetrieben wurde. Ich wollte mich nicht fragen müssen, ob ich im Wettbewerb gegen mich selbst stand.
    „Gern geschehen. Ich hoffe, sie haben dir gefallen.“
    „Sie sind sehr schön. Mir hat noch nie jemand Rosen geschenkt“, erklärte ich, und Eric machte ein erstauntes Gesicht.
    „Du machst Scherze.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Nun, das ist einfach nicht richtig.“ Er lachte ein wenig und trat zur Seite, fast unmerklich, ohne sich den Anschein zu geben, er wolle mich zum Eintreten auffordern.
    Ich hatte die Vorzüge des Schweigens schätzen gelernt, aber ich wusste auch, wann es Zeit war zu reden. „Darf ich hereinkommen?“
    Ich bemerkte sein Zögern. Es war fast ebenso unmerklich, wie seine Nicht-Einladung es gewesen war, aber dann trat er lächelnd ein Stück weiter zur Seite. „Sicher.“
    Er brachte mir ein Glas Eistee, und wir setzten uns auf seine Couch, einander gegenüber, sodass wir uns ansehen konnten. Auch mit ausgestrecktem Arm hätte ich ihn nicht berühren können. Er hatte auch für sich ein Glas Tee mitgebracht, aber er stellte es auf den Couchtisch und trank nicht davon, während ich an meinem nippte, ohne zu schmecken, was ich da trank.
    „Wegen gestern Abend“, fing ich an. „Ich wollte dir nur sagen, Eric … Du musst dich nicht entschuldigen.“
    „Nein. Ich war völlig von der Rolle“, erklärte er, aber ich unterbrach ihn, indem ich die Hand hob.
    „Nein. Es war in Ordnung für mich. Ich war nur überrascht, das ist alles.“ Ich nahm einen Schluck von meinem Tee, dann stellte ich mein Glas ab. Es landete mit einem Klirren auf dem Tisch.
    „Paige“, sagte Eric mit sanfter Stimme. „Ich war auch überrascht.“
    Ich glaubte ihm, obwohl das hieß, dass ich mich nicht länger auf festem Boden bewegte. Ich betrachtete meine Hände, die ich in meinem Schoß gefaltet hatte, dann sah ich Eric wieder an. Die Spannung zwischen uns wuchs, und ich wollte mich ihm in die Arme werfen, wollte mich ihm nähern, aber ich rührte mich nicht, um mich nicht zu verraten.
    „Darf ich dich zum Dinner ausführen?“ Eric beugte sich vor, aber nur ein kleines bisschen.
    Ich hatte Männer kennengelernt, hatte mit ihnen herumgehangen, mit ihnen herumgeknutscht und ein paar unbedeutende One-Night-Stands gehabt. Ich war verheiratet gewesen, war nun geschieden und hatte sowohl vorsätzlich als auch unfreiwillig im Zölibat gelebt. Aber, wie bei den Rosen, war dies das erste Mal, dass ich zu einem Date eingeladen worden war.
    Mein Handy, das in meiner Tasche steckte, vibrierte. Mir entging nicht, wie Erics Augen aufleuchteten und wie er automatisch nach dem iPhone griff, das hinter ihm auf dem Tisch lag, und ich bemerkte auch den leichten Ausdruck von Enttäuschung, als er begriff, dass es keine Nachricht für ihn war.
    Ich hätte das Handy ignoriert, aber Eric sah mich erwartungsvoll an, also zog ich es hervor und klappte es auf.
    Wo bist Du gerade?
    Der Seufzer kam über meine Lippen, bevor ich etwas dagegen tun konnte. Ich löschte die SMS. Eric fragte nicht, aber ich sagte es ihm freiwillig.
    „Von meinem Ex“, erklärte ich. „Er versucht, mit mir in Kontakt zu bleiben.“
    „Und, gefällt dir das?“
    Ich hätte dieselbe Frage gestellt, wenn er die SMS bekommen hätte, aber ich bin mir nicht sicher, ob es mir ebenso gut wie ihm gelungen wäre, jedes Anzeichen von Eifersucht aus meiner Stimme zu verbannen.
    „Ich kenne ihn seit der Highschool. Es ist so etwas wie eine schlechte Angewohnheit.“
    „Aha.“ Eric lehnte sich ein wenig zurück.
    Als einen Augenblick später mein Handy klingelte, achtete ich nicht darauf, obwohl ich es in der Hand hielt. Stattdessen schaute ich Eric an. „Ich würde

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