Anonym - Briefe der Lust
wegzuwerfen. Das habe ich dir schon gesagt, als du mich verlassen hast.“
„Das ist lange her.“
„Seitdem hat sich nichts geändert.“ Er schüttelte den Kopf und warf mir ein Lächeln zu. „Freunde also? In Ordnung.“
„Was auch immer es kostet?“, bemerkte ich misstrauisch. „Uh-huh.“
Er beugte sich vor, um mich noch einmal zu küssen, und dieses Mal ließ ich es zu. Mit seinen Lippen berührte er meine Wange, und sein Kuss war keusch und nüchtern. Er fasste nicht einmal meinen Hintern an.
„Ich gehe jetzt nach Hause“, erklärte ich.
„Ich bringe dich.“
„Das ist nicht nötig.“ Ich deutete den Block hinunter. „Ich kann die Tür von hier aus sehen.“
„Ich muss sowieso in deine Richtung.“
Und er begleitete mich. Wir redeten nicht. Er versuchte nicht wieder, mich zu küssen oder mit nach oben zu kommen. Er schüttelte mir auch nicht die Hand.
„Ich rufe dich an“, sagte Austin, und ich zweifelte nicht an seinen Worten.
28. KAPITEL
Nicht alles ist für die Ewigkeit geschaffen, ganz gleich wie sehr man es sich wünscht. Ich hatte jung geheiratet. Zu jung. Und ich war froh, dass wir beide unseren Fehler entdeckt hatten, als wir noch jung waren. Bevor wir Kinder hatten. Bevor wir uns für ein ganzes Leben aneinandergekettet hatten und keiner von uns gehen würde, bis wir einfach nicht mehr konnten.
Ich hatte ihn aus den richtigen Gründen geheiratet. Und mich aus den richtigen Gründen wieder von ihm scheiden lassen. Oder etwa nicht?
Ich beobachte ihn, und er weiß es nicht. Ich wünschte, er könnte meine brennenden Blicke vom anderen Ende der Bar spüren, meine Augen könnten ihn irgendwie dazu bringen, sich umzudrehen, aber Austin ist zu sehr durch seine Freunde und das Spiel abgelenkt und auch durch die Hure mit den braunen Haaren, die jedes Mal, wenn er zu ihr hinübersieht, ihre Titten wackeln lässt. Ich kann ihm nicht verdenken, dass er hinschaut. Sie sind wie zwei Wasserbälle, die jemand in ein winziges Tanktop gestopft hat. Aber es gefällt mir nicht, ihm beim Hinsehen zuzugucken.
Es ist einer jener späten Abende, an denen er sich lieber Gedanken darüber machen sollte, dass er morgens früh aufstehen muss, und eine weitere jener Nächte, in denen ich für einen Test lerne. Ich werde bestehen, aber ich weiß nicht, ob es am Ende eine Rolle spielen wird. Das Studium zieht sich endlos lange hin, viel länger, als ich es mir vorgestellt hatte. Das Geld ist knapp, und selbst ein öffentliches College ist teuer, wenn man Miete zahlen, Essen kaufen und auch noch ein Auto abbezahlen muss.
Ich bin nur hier hereingekommen, weil ich wusste, ich würde wütend sein, wenn ich nach Hause ging und er dort nicht auf mich wartete. Wir würden uns streiten, und dann würden wir vögeln, und das geht mir langsam auf die Nerven. Es geht mir auf die Nerven, wenn er mir ständig sagt, was ich tun soll, und dafür sorgt, dass ich mich wie der letzte Dreck fühle, wenn ich etwas anderes mache. Ich fange an zu denken, dass diese ganze Ehe eine schlechte Idee war, aber nach nur zwei Jahren will ich noch nicht aufgeben. Ich will nicht, dass sie alle hinter ihren vorgehaltenen Händen lachen und mit Fingern auf uns zeigen und flüstern. Vor allem aber will ich ihn nicht freigeben, weil Miss Supertitten sofort ihre schlechten Extensions nach hinten werfen und ihre Klauen in ihn schlagen würde.
Zu Hause dusche ich und werfe meine Klamotten in den Wäschekorb. Ich bin gerade dabei, mir ein Sandwich zu machen, als Austin kommt. Er wirkt nicht betrunken, aber als er mich küsst, schmecke ich Bier. Ich wende mein Gesicht ab.
„Was, du willst mich nicht küssen? Wie nett!“
Ich hasse es, wenn er schmollt.
Er klaut sich die Hälfte von meinem Sandwich und versucht, mir von seinem Tag zu erzählen, und alles, was ich will, ist früh zu Bett zu gehen, damit ich morgens früh aufstehen und in den Laden fahren kann, um die Auslieferungen für den Tag zu erledigen. Wir brauchen meinen Lohn. Meine Studiengebühren sind schon wieder fällig.
Ich höre ihm nicht zu, aber ich sehe zu, wie seine Lippen sich bewegen. Sie glänzen von dem Öl, das auf dem Sandwich war. Er leckt mit der Zunge darüber. Es ist spät, ich bin müde und verärgert, aber als er dann ins Bett kommt, erinnere ich mich, wie er sich mit der Zunge über den Mund gefahren ist, und ich rolle mich herum, um ihn anzusehen.
Es ist einfacher, ihn im Dunkeln zu vögeln, weil ich mir dann ein anderes Gesicht als seins vorstellen kann.
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