Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anruf aus Nizza

Anruf aus Nizza

Titel: Anruf aus Nizza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
zu schmuggeln. Giulio beschaffte und verteilte sie, und Pietro fuhr sie zur Insel hinüber.
    Da Pietro jedoch nicht nur ein gläubiger Christ, sondern auch ein kluger Mann war, erkannte er rasch, daß man Schmuggel nicht hinter dem Rücken der Zollbeamten treiben soll. Vielmehr sind auch Zollbeamte nur Menschen und ihre italienischen Zigaretten schätzten sie genauso wenig, wie die anderen Bürger Italiens. Deshalb half Pietro uneigennützig, die Ansprüche der Zöllner nach gutem Tabak zu befriedigen. Diese wiederum kontrollierten den Kutter mit verbundenen Augen.
    Pietro und Giulio hockten zusammen im Führerhaus, rauchten ihre Camels, tranken ein wenig Scotch dazu. Ihre Stimmung war unter den Nullpunkt gesunken, da Pietro Geld von Giulio wollte.
    Giulio zerdrückte den Rest seiner Zigarette.
    »Ich habe es dir doch wirklich oft genug erklärt«, sagte er eindringlich. »Ihr Mann ist ein bekannter Arzt, hat eine eigene Privatklinik, deren Wert auf ein paar Millionen geschätzt wird. Sein Privatbesitz, ein Schloß, ist genausoviel wert. Glaubst du denn, ich hätte gestern geschlafen? Meine Erkundigungen stimmen, du kannst dich darauf verlassen.«
    »Schön«, sagte Petro. »Alles schön und gut. Aber wenn sie erst mal an Land ist, und wenn du den Rummel mit ihr inszeniert hast, dann kann ich meinem Geld nachlaufen. Ich kenne dich doch.«
    »Eben drum. Wovon sollte ich leben? Und woher willst du ohne mich die Zigaretten bekommen?«
    »Ich habe andere Angebote. Und dazu noch acht Prozent billiger. Ich will was in Händen haben, sonst bleibt sie an Bord. Oder soll ich das Geschäft mit ihr allein machen? Ich kann runtergehen, sie aufwecken und ihr reinen Wein einschenken. Sie wird es sich was kosten lassen, aus dieser Klemme rauszukommen.«
    Giulio schaute den Kapitän verärgert an. »Aber ich bin völlig blank. Woher soll ich denn plötzlich Geld nehmen?«
    Pietro spuckte durch das offene Fenster hinaus.
    »Wer spricht denn von Geld?« sagte er. »Sie hat zwei Koffer dabei. Was will sie damit? Ihr Dampfer ist doch untergegangen. Wie kann sie da zwei Koffer haben? Ihre Kleider könnten meiner Marietta gerade passen, und ihre Wäsche auch. Marietta ist verlobt, es wäre eine kleine Mitgift. Und außerdem hat sie einen ganz respektablen Ring am Finger, und in ihrem Koffer hat sie ein Kästchen aus grünem Leder, darin blitzt es nur so von Brillanten und Perlen. Was will sie denn damit, wenn man sie wie eine getaufte Maus aus dem Wasser zieht?«
    »Du bist ein Schuft, Pietro.«
    »Weiß ich. Aber ich will die Sachen haben, ehe du sie dir unter den Nagel reißt. Los, weck sie auf und mach ihr das klar.«
    »Laß uns doch wenigstens warten, bis sie an Land ist, vielleicht fällt mir dann...«
    »Nichts da«, sagte Pietro. Er deutete aufs Meer hinaus. »Dort kommen unsere Kollegen vom Zoll. Kriege ich die Sachen, oder sollen unsere Freunde die Dame finden?«
    Giulio stand auf.
    »Gut«, sagte er. »Du bist ein Halsabschneider. Ich werde es ihr beibringen.«

    *

    Erst beim zweiten Klopfen wachte Monika auf.
    »Ja, sofort«, rief sie, sprang aus der engen Schlafkoje und warf sich eine Decke über. Dann öffnete sie die Tür.
    »Entschuldigung, vielmals«, sagte Giulio. »Muß ich sprechen mit Ihnen, ist Zollboot draußen, sind in zehn Minuten an Bord.«
    Monika war erschrocken.
    »Ein Zollboot? Um Gottes willen, soll das heißen, daß dieses Schiff kontrolliert wird?«
    »Ja, natürlich.« Er machte eine wegwerfendde Handbewegung. »Aber nix schlimm, Madame. Werden kommen, hier gucken und dort gucken und Ihre Koje nicht sehen. Ist schon gesorgt dafür. Nur bittä, nix Licht machen, wenn Zollbeamte an Bord. Bitte gleich ausmachen.«
    Er zündete den Kerzenstummel an, der auf dem Tisch stand, und knipste die ohnedies nicht sehr helle Birne aus. Dann sagte er: »Zollbeamte kennen Kapitän und mich, bekommen Kleinigkeit, dann drücken Augen zu, könnte aber sein, sind andere Beamte, dann Sie werden entdeckt.«
    Monikas Herz klopfte.
    »Bitte, Herr Torrini, was soll ich tun, wie soll ich mich verhalten, wenn man mich hier entdeckt?«
    Er lächelte.
    »Bittä, Madame, gar nichts tun, Jetzt gleich hinlegen, Augen zumachen. So liegen bleiben, und wenn Schiff untergeht. Wir vielleicht kommen mit Beamten, sagen daß Madame noch ohnmächtig.« Er lauschte. Man hörte draußen Rufe, die CINQUECENTO begann leicht zu schaukeln.
    »Sind schon da. Bittä, keine Angst, Madame, ich alles bestens erledigen.«
    Er bückte sich und nahm ihre

Weitere Kostenlose Bücher