Anruf aus Nizza
mit einer Chartermaschine zum Festland hinüberfliegen, sie würde Robert am Flugplatz abholen können. Schließlich bat sie Robert, ihr etwas Garderobe mitzubringen, nicht viel, nur daß es eben für kurze Zeit reiche, da sie doch alles mit der YPSILON verloren habe.
Diese Lüge war ihr, das stellte sie erst hinterher fest, gar nicht mehr so schwer gefallen. Es würden noch ein paar Lügen nötig sein, darüber war sie sich klar. Aber da nun alles in einer scheinbar so glatten Bahn dahinlief, genau wie es Giulio voraus berechnet hatte, schien ihr das Kommende verhältnismäßig einfach gegenüber dem, was sie bereits hinter sich gebracht hatte. Sie war glücklich, so unsagbar glücklich, daß es ihr in manchen Augenblicken fast so vorkam, als habe sie all das Schreckliche tatsächlich erlebt.
Zugleich aber wuchs ihre Ungeduld, wurde unerträglich. Vierundzwanzig Stunden konnten eine Ewigkeit sein, besonders wenn man warten mußte und keine Möglichkeit sah, sich mit irgend etwas zu beschäftigen.
Sie war daher froh, als ihr Giulio vorschlug, diesen Abend in einem kleinen Restaurant in der Nähe von Cagliari bei Kerzenlicht und Gitarrespiel und einer guten Flasche Wein zu verbringen. Er versicherte ihr, daß dort kein Mensch von ihr und ihrem Schicksal Notiz nehmen würde.
Als sie dann später dort, an einem kleinen Tisch unter künstlichem Weinlaub, ihren Wein tranken, brachte Giulio geschickt das Gespräch dahin, wo er es haben wollte. Ohne daß Monika seine Absicht merkte, begann sie von sich aus, über Geld zu sprechen.
»Ich habe ein eigenes Bankkonto«, sagte sie. »Und ich weiß, daß Sie eine Menge Unkosten mit mir hatten. Geben Sie mir bitte Ihre Adresse, damit ich Ihnen von zu Hause einen Scheck schicken kann.«
»Aber Madame!« wehrte er entrüstet ab. »Wir doch nicht jetzt von Geld sprechen! Sehen Sie Himmel mit Sterne, hören Sie Musik von Gitarre, trinken Sie Wein.« Er machte eine kleine Kunstpause, dann fuhr er fort: »Natürlich ich haben Kosten gehabt, und...«, er warf ihr einen feurigen, schmachtenden Blick zu. »Aber wird nicht Herr Gemahl sein neugierlich, wenn ist plötzlich viel Geld von Bank verschwunden?«
»Er kümmert sich nicht um mein Konto.«
»Ist liebenswürdig von ihm. Ich...«, er lächelte bezaubernd, »... ich würde immer kontrollieren Geld von Frau Gemahlin, damit mich nicht kann betrügen. Verzeihung...«, fügte er hastig hinzu, als er die Wirkung dieser Feststellung auf ihrem Gesicht deutlich ablesen konnte. »Bittä viel um Verzeihung, ich wollte damit nix...«
»Schon gut«, sagte sie. »Wieviel bin ich Ihnen schuldig?«
Diese direkte Frage war ihm offenbar peinlich.
»Bittä, ich weiß nicht. Wird Kapitän von CINQUECENTO verlangen, wird der Fischer verlangen, wird Tino verlangen, ich weiß nicht.«
Monika war mit ihrem Entschluß schon fertig.
»Ich habe im Augenblick etwa zehntausend Mark auf meinem Konto. Wird das für alle Ihre Auslagen reichen?«
Er schlug die Hände zusammen.
»Zehntausend Mark? Oh, mein Gott, das ist zuviel, Madame!«
»Was Sie für mich getan haben, läßt sich überhaupt nicht mit Geld bezahlen. Ich schicke Ihnen alles, was ich habe, und Sie verteilen es so, wie Sie es für richtig halten, an alle, die mir geholfen haben. Einverstanden?«
Noch tat Giulio, als wehre er sich gegen so viel Geld. Aber schließlich ließ er sich überreden, es anzunehmen. Und kurz bevor sie gingen, wurde er auffallend still, so daß Monika ihn teilnahmsvoll fragte, was ihn plötzlich so traurig mache.
Beschämt gestand er ihr, daß er selber im Augenblick über keinerlei flüssige Mittel, oder doch nur sehr beschränkte Mittel, verfüge, und er drückte seine Befürchtungen aus, daß womöglich Tino, besonders aber der Kapitän und Thomaso etwas Reales würden sehen wollen. Er schloß diese stockende Beichte mit den Worten:
»Würden Madame die große Güte haben, zu unterzeichnen mir kleinen Zettel, sozusagen Schuldschein? Ist ja nur, daß ich kann trösten die Leute, bis Geld und Scheck gekommen sind.«
Monika fand das ganz natürlich. Sie war vielzusehr davon überzeugt, daß sich Giulio ihretwegen in enorme Kosten gestürzt hatte, und so dachte sie sich nichts dabei, als sie ihren Namen unter ein Schriftstück setzte, das er in ihrer Gegenwart aufgesetzt hatte.
Als sie spät nachts ins Hotel zurückkamen, war Monika müde und zugleich froh, daß wenigstens ein Teil der Zeit vergangen war. Ehe sie das Licht löschte, schaute sie auf die
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