Anruf aus Nizza
flüsterte Robert ins Ohr:
»Danke, Lieber. Achtzehn Rosen? Hast du doppelt gerechnet?«
»Ja.« Er lachte. »Diesmal für jedes Ehejahr zwei.«
Als ein geschniegelter Kellner das Frühstück brachte, verabschiedete sich Giulio. Monika sah, wie Robert seine beiden Hände ergriff, sie fest umklammert hielt.
»Ich danke Ihnen, Herr Torrini. Sie haben soviel für meine Frau getan, haben uns beiden so vorsorglich geholfen, haben Sie nochmals meinen herzlichsten Dank. Und wie gesagt, wenn Sie der Weg mal nach München führt, dann wäre ich ernstlich böse, wenn Sie nicht ein paar Tage zu Gast auf Ried sein würden.«
Giulios Zähne blitzten, er erwiderte Roberts kräftigen Händedruck.
»Vielen Dank, Herr Berckheim, werde ich gern gebrauchen Ihre Einladung.« Er wandte sich an Monika. »Und Ihnen, Madame, wünsche alles Gute!«
Monika fühlte seine Hand. Sie lächelte und spürte, daß sie dabei rot wurde. Ein schwaches Zucken von Giulios Mundwinkeln verriet ihr, daß er es bemerkt hatte.
Sie atmete auf, als er die Stufen der Terrasse hinabstieg.
»Ein wirklich reizender Bursche«, sagte Robert. »Das hätte ich auf den ersten Blick gar nicht für möglich gehalten, ich mag diese Typen sonst eigentlich nicht.« Er ließ Honig auf seinen Toast laufen, in feinem dünnem Strahl, und zeichnete ein verschlungenes Muster damit. »Stell dir vor, Moni, er wollte absolut nur seine Unkosten ersetzt haben.«
Sie starrte geradeaus vor sich hin.
»Du... hast ihm Geld gegeben?«
»Selbstverständlich, Kind. Er hat doch das Flugzeug gechartert und das Hotel in Cagliari bezahlt, und die teuren Telefongespräche. Ich hätte ihm gern mehr gegeben, aber er war beinahe beleidigt. Wirklich, auf Anhieb hätte ich das nicht von ihm erwartet. Ist dir doch recht, daß ich ihn zu uns nach Ried eingeladen habe?«
»Selbstverständlich«, murmelte sie.
Und dann wurde ihr Blick plötzlich starr. Vor der Terrasse, auf der Straße, ging langsam ein Mann vorbei, ein Mann mit einem weißen Strohhut, den er abnahm und herübergrüßte.
Robert folgte ihrem Blick, sah den Mann.
»Wer ist denn das?« fragte er. »Kennst du den?«
»Ja«, sagte Monika. »Ein Reporter. Er heißt Tino Moreno, er war drüben in Cagliari.«
»Ach so«, sagte Robert und widmete sich wieder seinem Honig. Seine Gedanken waren aber immer noch bei Giulio, als er fortfuhr: »Er hat gesagt, daß er manchmal in München zu tun hat, und da habe ich ihn eben eingeladen.«
»Wen?« fragte Monika erschrocken.
Er streichelte ihre Hand.
»Du bist natürlich noch furchtbar nervös. Ich habe mir gedacht, wir könnten noch ein paar Tage Urlaub zusammen machen. Vielleicht am Luganer See?«
»Eigentlich... ich möchte am liebsten heim. Ich muß die Kinder sehen, ich muß mich endlich mal wieder um sie kümmern.«
»Ach ja«, sagte er. »Die Kinder. Denen geht’s recht gut. Da war so ein armes Ding in der Klinik, ohne Zuhause, ohne Mann und im dritten Monat, das hab’ ich einfach engagiert als Aufsicht für die Kinder.« Als er sah, daß sie etwas sagen wollte, fuhr er rasch fort: »Sei froh, daß wir jemanden für die Kinder haben. Ich werde dich künftig viel mehr brauchen als bisher, darauf kannst du dich gefaßt machen.«
*
Robert hatte eine beinahe krankhafte Abneigung gegen das Fliegen und Flugzeuge. Deshalb war es für ihn selbstverständlich, den Nachtzug über Rom und Mailand zu nehmen, natürlich mit Schlafwagen.
Als er mit Monika am frühen Nachmittag ins Hotel zurückkam, die Fahrkarten in der Tasche, wurden er und Monika in der Hotelhalle von zwei dunkel gekleideten Herren erwartet.
»Verzeihung«, sagte der größere in tadellosem Deutsch, »Verzeihung, wenn wir Sie belästigen müssen. Es handelt sich...«
Robert unterbrach.
»Meine Frau möchte keine Interviews geben.«
Der kleinere, ein graumelierter, rundlicher Mann, der gemütlich aussah, sagte: »Leider ein Irrtum. Wir kommen im Auftrag des See-Amtes und sind zu unserem Bedauern gezwungen, der gnädigen Frau ein paar Fragen zu stellen.«
Monika schaute sich hilfesuchend um. Wenn wenigstens Giulio bei ihr gewesen wäre!
»Bitte«, sagte sie mit starren Lippen. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung. Wo? Hier unten in der Halle?«
»Wenn es Ihnen recht ist, Signora Berckheim.«
Sie setzten sich abseits an einen Marmortisch, etwas verdeckt von einem großen Philodendron. Und dann kamen die Fragen, die sie zum Teil schon von den Reportern gehört hatte. Aber diesmal waren sie gezielter und
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