Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
so was! Wenn du schon Ausreden erfinden mußt, denk dir wenigstens was Glaubwürdiges aus.«
    Ein echter Witzbold, meine Flamme.
     
     

10
    Nach fünfundzwanzig Minuten stand Kate King wieder vor der Tür.
    »Lange nicht gesehen«, sagte ich.
    »Ich nehme Ihre Bedingungen an«, sagte sie.
    »Okay.«
    Sie kam herein, und ich führte sie ohne weitere Umstände durch meine Wohnung zur Innentreppe. Wir gingen ins Wohnzimmer hinunter, wo Mom und Norman Scrabble spielten.
    »Mom. Norman. Darf ich euch Ms. Kate King vorstellen. Kate King, das ist meine Mutter, Posie Samson, und Norman Tubbs.«
    Mom sagte: »Guten Tag.«
    Norman blickte auf, als wären wir Qs ohne Us.
    Kate King verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß, sagte aber: »Guten Tag.« So erfuhr ich, daß sie eine gute Erziehung genossen hatte.
    »Was können wir für euch tun?« erkundigte sich Mom.
    Ich sagte: »Ms. King beauftragt mich mit der Auslieferung eines Pakets. Zeigen Sie ihnen das Paket, wenn Sie so freundlich sein wollen, Ms. King.«
    Sie zog den Ziegelstein aus der Tasche.
    »Ms. King lehnt es ab, mir zu sagen, was sich in dem Paket befindet, versichert mir jedoch, das nichts Ungesetzliches daran ist. Ich möchte gerne, daß ihr beide bezeugt, daß sie mir das versichert. Okay?«
    »Gütiger Himmel«, sagte Mom. »Was soll das Ganze, Kind?«
    Norman legte ein Wort mit vier Buchstaben aus.
    Kate King drehte sich zu mir um. »Was soll ich sagen?«
    »Sagen Sie mir, daß an dem Paket nichts Ungesetzliches ist.«  
    »An dem Paket ist nichts Ungesetzliches.«
    »Hand aufs Herz?«
    »Hand aufs Herz.«
    »Habt ihr das gehört?«
    »Ja«, sagte Mom. Norman konzentrierte sich ganz darauf, die Buchstaben in dem Beutel zu betasten, bevor er sich neue zog.
    »Ms. King wird mir jetzt eine Summe Bargeld geben, und ich werde ihr eine Quittung geben. Das Geld ist für die Auslieferung des Paketes und für nichts anderes bestimmt. Ist das richtig, Ms. King?«
    »Ja.«
    »Das Geld, bitte.«
    Sie holte das Geld abermals hervor. Nachdem ich es gezählt hatte, stellte ich die Quittung aus.
    Wir kehrten in mein Büro zurück.
    »Ich werde zehn Minuten, nachdem Sie gegangen sind, aufbrechen«, sagte ich.
    Aber sie ging nicht direkt auf die Tür zu. Sie schwieg einen Augenblick und sagte dann: »Ich habe Sie mir nie mit einer Mutter vorgestellt.«
    Ich lächelte, das Lächeln, das ich lächele, wenn junge Leute Dinge sagen, die sehr jung sind. Aber innerlich war ich traurig, denn in welchen Schwierigkeiten diese junge Frau auch stecken mochte, ich war bereit, meinen Erfolg darauf zu wetten, daß es sich um etwas Schwerwiegendes und Unerfreuliches handelte.
    »Ich mag Ihre Mutter«, sagte Kate King.
    »Ich mag sie auch«, sagte ich. »Warum kommen Sie nicht irgendwann mal wieder und besuchen sie?«
    »Hm, ich weiß nicht recht«, sagte sie.
    »Sie macht da unten ziemlich gute Hamburger. Kommt sogar Fleisch rein«, sagte ich in dem Versuch, einen Berührungspunkt zu finden.
    Aber ich traf um eine Generation daneben. »Igitt, tote Tiere!« Kate King zog die Nase kraus.
    Sie ging.
    Entweder hat meine Mutter ein besseres Gehör als ich, oder sie hatte vom Fuß meiner Treppe aus zugesehen, denn binnen weniger Sekunden nach Kate Kings Abschied stand Mom in meinem Büro. Ich zog gerade meinen Mantel an.
    »Ich bin froh, daß du raufgekommen bist«, sagte ich. »Ich wollte gerade zu dir runterkommen.«
    »Wer war dieses Mädchen, Albert?« wollte Mom wissen.
    »Du weißt mehr oder weniger genauso viel wie ich.«
    »Warum hatte sie diese komische Perücke auf?«
    »Perücke?«
    »Oh, dir muß doch aufgefallen sein, daß sie eine Perücke trug. Und noch dazu eine billige.«
    »Ich habe gedacht, das ist wieder so etwas, was die jungen Leute heutzutage mit ihren Haaren anstellen.«
    »Um Himmels willen, Albert!«
    »Ich werde vielleicht bald einen aufmerksamen Assistenten einstellen müssen. Hast du schon mal darüber nachgedacht, bei mir einzusteigen?«
    »Um merkwürdige Pakete auszuliefern? Was für eine Art Geschäft ist das?«
    »Denk mal drüber nach, Mom. Vielleicht bei einem gemeinsamen Arbeitsessen?«
    Sie gab es auf.
    Ich sagte: »Könntest du etwas für mich tun?«
    »Was?«
    Ich nahm den eingepackten Ziegelstein heraus. »Schneide das Papier am Ende auf, und sieh mal nach, was drin ist.«
    Sie sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Warum tust du das nicht selbst?«
    »Ich habe versprochen, es nicht zu öffnen.«
    »Also wirklich!« sagte sie. Aber sie nahm das

Weitere Kostenlose Bücher