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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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und der heutige Abend schien der einzige Zeitpunkt zu sein, an dem wir alle frei waren.«
    »Oh.«
    »Und wir hatten das Gefühl, daß du spontaner wärest, wenn du dich nicht schon lange vorher aufregst.«
    »Soso, dieses Gefühl hatten wir also, ja?«
    »Ehrlich, du hast es wirklich gut gemacht, Al. Ich war gewaltig beeindruckt. Und du bist wunderbar rübergekommen. Mir ist klar, daß dir die Art und Weise, wie das abgelaufen ist, nicht gefällt, aber das Ergebnis war wirklich sehr, sehr gut. Es wird natürlich eine Menge von den Aufnahmen abhängen, in die Frank dich einblendet, aber deine Auftritte werden dir Liebesbriefe und unanständige Anträge einbringen. Ehrlich.«
    »Versprochen?« fragte ich.
    »Der Gedanke gefällt dir?«
    »Du weißt ja, wie so was ist«, sagte ich. »Das Leben geht weiter. Man wird erfolgreich. Und die Freunde, die einem so nützlich waren, scheinen einfach die neuen Probleme nicht zu begreifen, mit denen man sich herumschlagen muß.«
    »Ah. Ich verstehe. Dir gefiel meine Verschwörung nicht.«
    »Ich gebe zu, daß ich nicht besonders glücklich bin. Ich war ziemlich guter Laune, als ich hierher kam, aber dieser ganze Hokuspokus war nicht besonders würdevoll. Nein, ich bin im Augenblick nicht gerade glücklich.«
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte sie.
    »Ach nein?«
    »Ich glaube, du bist sehr zufrieden damit, wie die Sache gelaufen ist, und ich glaube, daß du absolut begeistert wärest, wenn diese Werbung dir zu einem geschäftlichen Aufschwung verhelfen würde. Ich glaube, deine schlechte Laune ist lediglich vorgetäuscht.«
    »Hm, unter diesem sensiblen, weltverdrossenen Äußeren schlägt also ein Herz, das ein Fruchtzwerg der Kategorie Privatdetektiv werden möchte?«
    »Ja.«
    »Du hast recht. Meine schlechte Laune ist vorgetäuscht. Ich täusche sie sehr gut vor.«
    »Gibt es irgend etwas, was ich da machen könnte?«
    »Mmh.«
    »Wirst du es mir verraten?«
    Ich hob eine Augenbraue, so wie ich es in einem der Werbespots getan hatte. Das mache ich immer, wenn ich versuche, mir Liebesbriefe und unschickliche Anträge zu erschleichen.
    Aber dann sagte ich: »Hey, was war das mit diesem Abendessen am Mittwoch? Du hast mit Frank an einem Tisch gesessen? Gehe ich recht in der Annahme, daß du dich langsam mit dem Gedanken abfindest, dieses Neutrum zum Schwiegersohn zu bekommen?«
    »Nur über meine Leiche.«
    »Soso«, sagte ich. »Du wirst also langsam müde.«
     
     

12
    Und dann erschien der Sunday Star ohne seine Wo-wir-die-Bombe-fanden-Story. »Ist es endlich vorbei?« fragte der Star. Vielleicht zeigte die von den Medien angezettelte Wachsamkeitskampagne ihre erste Wirkung.
    Vielleicht war es auch einfach nur eine kleine Unregelmäßigkeit bei den Dynamitlieferungen der Scum Front.
    Auf Wiederhören bis zur nächsten Woche.
    Also las ich einen ausführlichen Bericht über die Fortschritte einer anderen Art von Terrorismus. Der Art, die jede Menge Geld hat, die richtigen Leute kennt und der man im Leitartikel auf die Schulter klopft.  
    Es ging um die Fortschritte der Überdachung des City-Einkaufszentrums auf der Washington Street, das die City-Einkäufer vor dem City-Verkehr und dem City-Wetter schützen sollte, während sie ihre City-Kreditkarten benutzten und City-Tratsch austauschten.
    Es gab Probleme. Die Ladenbesitzer, deren Läden ganz vorne liegen sollten, zögerten mit den Mietverträgen. Obwohl man Löcher gesprengt hatte, ging es mit der Arbeit nicht weiter. Ach herrje. Wirklich ein Jammer.
    Die Washington Street. Die alte Bundesstraße. Von Washington, D.C., nach Indianapolis und weiter westwärts.
    Die sollte jetzt nur noch das Fundament einer gigantomanischen Hamsterwelt sein?
    Oder war ich einfach sauer, weil meine Karriere als erfolgreicher Detektiv mich noch nicht in einen städtischen Verschwender verwandelt hatte?
    Nach dem Mittagessen machte ich mich über die Rechnungen her, ganz im Sinne von Lektion 12 aus Buchhaltung in 30 Tagen. Ich trank Orangensaft. Ich grübelte darüber nach, ob mein neues dynamisches Leben nun jeden Samstagabend Demütigungen für mich bereithalten würde.
    Viertel nach fünf. Bei mir klingelte es an der Tür. Es war meine verwandte Seele.
    »Herr Poet«, sagte ich an der Tür. »Habe ich schon erwähnt, daß ich sonntags doppeltes Honorar berechne?«
    Ich trat beiseite, damit er eintreten konnte. Er begab sich ohne Umstände zum Klientenstuhl und ließ sich darauffallen. Er gab einen gehetzten Laut von sich. »Tut mir

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