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Anruf vom Partner

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Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Päckchen, und ich holte ihr ein scharfes Messer. 
    Sie schlitzte das braune Papier an einem Ende des Ziegelsteins säuberlich auf und zog das Messer dann an einer Seite herunter, um eine dreieckige Lasche zu fabrizieren. Diese Lasche schlug sie dann zurück und trat mit dem Ziegelstein ins Licht.
    »Wie lautet das Urteil?« fragte ich, während ich durchsichtiges Klebeband hervorkramte, um das braune Papier damit wieder zusammenzukleben. Das Klebeband würde im Dunkeln kaum zu sehen sein.
    »Vielleicht ist ja noch was anderes drin«, sagte sie, »aber alles, was ich sehe, sind zurechtgeschnittene Blätter Zeitungspapier.«
     
     

11
    Diplomaten aus »nicht befreundeten« Ländern werden routinemäßig beschattet, wenn sie ihre Botschaften verlassen. Sie wissen, daß sie verfolgt werden. Und die Leute, die ihnen folgen, wissen, daß sie es wissen.
    Manchmal geht ein »Diplomat«, der mehr Maulheld als Diplomat ist, zu einem in einem Auto wartenden Verfolger und klopft ans Fenster und sagt dem Verfolger, was er als nächstes tun wird: »Nur für den Fall, daß der Verkehr zu dicht wird und Sie mich verlieren.«
    Als ich zum Garfield Park fuhr und an dem geparkten vermutlich hellgrünen Wagen vorbeikam, fühlte ich mich versucht anzuhalten. »Nur für den Fall, daß Ihre Batterie streikt und Sie Hilfe brauchen.« Die Versuchung war um so größer, als der Wagen leer zu sein schien.
    Ich stellte mir vor, daß darin jetzt zwei, drei, vier Menschen auf dem Boden lagen. Aber so gern ich mir meine Klienten in ihrer mißlichen Lage einmal angesehen hätte, fuhr ich doch weiter.
    Es war eine verflixte Versuchung, eine weitere Falle für den Packen-wir's-an-Detektiv. Wenn ich stehenblieb, um einen Blick zu riskieren, machte ich damit womöglich meine Chancen auf einen Folgeauftrag zunichte. Es gab buchstäblich Tausende von Kinderschaukeln in Indianapolis. Für hundert Dollar das Stück konnte ich mich allein mit der Auslieferung von Zeitungspapierziegelsteinen zur Ruhe setzen.
    Ich fuhr zu dem Park. Ich legte das Päckchen auf eine der Schaukeln und ging, ohne meinen Schritt zu verlangsamen, eine kleine Runde zurück zu meinem Wagen. Ich stieg ein und fuhr los. Job erledigt, Bedingungen erfüllt.
    Die Arbeit beendet: Das Spiel kann beginnen!
    »Wir bleiben zu Hause«, hatte meine Flamme gesagt. »Wir versuchen mal etwas, das wir vorher noch nie gemacht haben.«
    Ich ging die Fahrt zum Haus meiner Flamme mit Methode an. Ich sah genauso oft in den Rückspiegel wie durch die Windschutzscheibe. Ich bog mit quietschenden Rädern ab, fernsehreif, ohne zu blinken. Ich sorgte dafür, daß ich einige Ampeln als letzter gerade noch bei Gelb passierte.
    Ich bin kein Spezialist für Überwachungen, aber wenn der Fahrer der Kate-King-Gang mir da nicht ganz schön was voraus hatte, war ich nicht verfolgt worden.
    Sobald ich mir dessen sicher war, dachte ich darüber nach, Kontakt zur Polizei aufzunehmen. Nun, nicht direkt zur Polizei, sondern zu meinem Freund - mittlerweile Captain-Jerry Miller. Aber was sollte ich ihm sagen? Ein merkwürdig aussehendes Mädchen hat mich engagiert, um einen Stapel Altpapier auszuliefern. Sie hat einen Freund mit einem Kombiwagen. Sie hat bar gezahlt.
    In der Plastikgeldgesellschaft war das Bargeld vielleicht der verdächtigste Teil des Ganzen.
    Es war kein Fall, mit dem man einem Freund den Samstagabend verdarb. Und es war nicht so, als machte ich mir wirklich Sorgen.
    *
    Hätte ich aber tun sollen.
    Bei meiner Herzdame erwartete mich eine ganze Phalanx von Scheinwerfern, eine große Videokamera auf einem spindeldürren Stativ und ein paar Kisten mit Tonausrüstung.
    Außerdem Frank. »Tut mir leid, daß ich Sie nicht direkt erreicht habe, Albert«, sagte er. »Aber ich bin da an einem großen Projekt.« Er zwinkerte. »Kann jetzt nicht darüber reden.«
    Eine kleine Entschädigung und die einzige, die mir an diesem Abend zuteil wurde. Wir filmten für eine Reihe von Werbespots meine Auftritte.
    Wenn ich das gewußt hätte! Ich hätte zum Friseur gehen können. Ich hätte mir einen neuen Smoking kaufen können.
    »Bitte, sei mir nicht böse«, sagte meine Herzdame später. »Sie waren Mittwoch zum Abendessen hier, und Frank hat unaufhörlich über seine Pläne für dich und deine Werbespots geredet. Er meinte, du würdest dich auf dem Bildschirm sicher ganz toll machen, wenn du nur ganz entspannt und du selbst wärest. Ich sagte, ich würde gerne bei den Aufnahmen zusehen, und eines führte zum anderen,

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