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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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ausgesehen?«
    »Schwarz. Besser gesagt, Afroamerikaner. Ziemlich groß, über einsachtzig. Sehr dünn. Dunkles, kurzes Haar, teils ausrasiert. Er war vielleicht dreißig. Und nicht besonders gut gekleidet.«
    »Hat er Sie gesehen?«
    »Nein.«
    »Und dann?«
    »Er ging zur Garage und sah sich um. Dann ging er die Gasse zur Vierundzwanzigsten Straße runter. Da stand ein alter Flatback.«
    »Flatback?«
    »Ein Pick-up. So haben wir diese Wagen genannt, als ich noch ein Kind war. Da, wo ich aufgewachsen bin.«
    Ich fragte nicht, wo das war.
    Der Bär sagte: »Ich habe mir das Kennzeichen notiert.« Sie hatte ein Stück Papier zur Hand. Wie die Telefonnummer, die sie mir zuvor gegeben hatte, war es eine Collage.
    Ich sagte: »Der Mann hat sich also zu einem kritischen Zeitpunkt für Sie interessiert. Haben Sie noch andere Gründe zu glauben, daß er mit der Sache zu tun haben könnte?«
    Frau Frosch sagte: »Ich glaube, ich habe den Mann später noch einmal gesehen.«
    »Wo war das?«
    »Nein«, sagte sie. Sie schüttelte den Kopf. »Das werde ich Ihnen nicht verraten.«
    »In der Nähe Ihres Wohnorts?«
    »Ja.«
    »Was tat er, als Sie ihn gesehen haben?«
    »Er stand auf der Straße und sah zum Haus hinüber. Er blieb ziemlich lange dort.«
    »Woher sollte er wissen, wo Sie wohnen?« fragte ich.
    »Ich glaube«, sagte sie, »weil der Wagen, in dem wir die Sprengstoffe transportiert haben, mir gehörte. Wir dachten, darin läge kein Risiko. Das war uns eine Lehre. Ich habe den Wagen dann ohnehin abgeschafft.«
    Wenn er sie anhand ihres Nummernschilds aufgespürt hatte, ergaben sich dadurch gewisse Fragen, wer der Mann sein mochte und wen er vielleicht kannte.
    Der Frosch sagte: »Ich könnte mich aber auch irren, und er war es gar nicht.«
    »Aber Sie glauben es nicht.«
    »Nein.«
    »Wie lange ist es her, daß Sie das Dynamit gekauft haben?«
    »Das war Anfang Februar«, antwortete der Frosch.
    »Und wann haben Sie den Mann wiedergesehen?«
    »Ungefähr eine Woche später.«
    »Also ist jetzt fast drei Monate lang nichts passiert?«
    »Bisher nicht.«
    Nicht gerade eine heiße Spur. Ich sagte: »Wie haben Sie denn jemanden gefunden, der bereit war, Ihnen Dynamit zu verkaufen?«
    »Die erste Kontaktaufnahme fand nicht hier statt«, sagte der Bär.
    »Also war der Mann, mit dem Sie es zu tun hatten, kein Einheimischer?«
    »O doch«, sagte der Bär. »Aber ich habe ihn das erste Mal in Boston kontaktiert.«
    Ich runzelte die Stirn. »Worüber reden wir? Eine irische Verbindung?«
    »Laut Plan«, sagte der Bär, »wollten wir einen Plastiksprengstoff namens Semtex benutzen. Es stellte sich jedoch heraus, daß der schwer zu bekommen war, aber in Boston habe ich jemanden gefunden, der mir den Namen eines Mannes nannte, der uns hier Dynamit verkaufen würde. Aber er hat nichts mit der verschwundenen Bombe zu tun, da bin ich mir sicher.«
    Der Frosch nickte, daher sagte ich: »Gibt es denn wirklich gar nichts anderes, was mir vielleicht weiterhelfen könnte?«
    Die beiden sahen einander an. »Nein«, sagte der Frosch.
    »Okay«, sagte ich. »Dann möchte ich Ihnen jetzt etwas erzählen.«
    »Was?« fragte der Frosch.
    »Morgen esse ich mit einem Freund von der Polizei zu Mittag. Ich weiß nicht, ob Sie noch mehr Zeit und Energie darauf verschwenden wollen, mir zu folgen, aber ich dachte nur, ich sag's Ihnen besser gleich, damit Sie nicht auf falsche Gedanken kommen.«
    Ah, aber wonach bemißt sich, ob ein Gedanke richtig oder falsch ist? Sobald ich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, kam ich auf den Gedanken, meine Herzdame anzurufen.
    Sie war zu Hause, aber sie sagte: »Ich habe nicht damit gerechnet, heute abend von dir zu hören. Gibt es ein Problem?«
    »Ich hab mich bloß gerade mit der Scum Front unterhalten«, sagte ich. »Aber verrat's niemandem.«
    »Al, ich habe eine harte Versammlung hinter mir, fühle mich nicht sehr wohl und bin mitten in einem Gespräch mit Lucy. Ich bin wirklich nicht in Stimmung für Witze.«
    Ich sagte: »Nein, das merke ich. Tut mir leid, Kleines. Schlechter Stil.« Kurz danach legten wir auf.
     
     

24
    Wie einfach könnte das Leben sein?
    Am Morgen ging ich zur Handelsbank. Ich nahm den Aufzug in den vierten Stock. Ich stieg aus. Ich stand einer jungen Frau gegenüber, die hinter einem halbmondförmigen Schreibtisch saß.
    Und sobald ich näher trat, blickte sie auf und sagte: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich sagte: »Ich hoffe es.«
    Und sie sagte: »Ich hoffe es auch.«
    Das Leben

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