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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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ist aber nicht so. Die Sache mußte einen Haken haben.
    »Darf ich fragen«, sagte ich, »ob Sie auch am Freitagnachmittag hier waren?«
    »Oh, es geht um den Bombenalarm.«
    Ich lächelte. »Sind Sie die Scum Front? Kann ich mir meine Belohnung abholen?«
    »Sie haben keine Bombe dagelassen, und wenn sie's getan hätten, wäre sie nicht losgegangen«, sagte sie, »aber es ist schon echt gruselig, wie? Ich meine, der Gedanke an eine Bombe, hier. Es ist… eine Art Verletzung der Privatsphäre.«
    »Das ist es wirklich«, sagte ich. »Aber ich interessiere mich nicht für Bomben.«
    »Oh, gut«, sagte sie. »Ich habe mich so aufgeregt, daß ich mich das ganze Wochenende nicht aufs Tanzen konzentrieren konnte.« 
    »Sie haben das ganze Wochenende getanzt?«
    »Das ist mein Zweitjob.«
    »Aha«, sagte ich.
    »Was wollen Sie eigentlich?«
    »Es geht um eine Frau. Sie ist am Freitag kurz nach halb vier hier aus dem Aufzug gestiegen.«
    »Oh, Sie meinen die Frau mit dem Hahnentrittmantel?«
    »Sie erinnern sich an sie?«
    »Sie muß ganz schön berühmt sein«, sagte das Tanzmädchen.
    Mein Herz schlug schneller, weil ich wußte, was sie als nächstes sagen würde. Ich lieferte ihr mein Stichwort: »Warum sagen Sie das?«
    »Weil sich noch jemand nach ihr erkundigt hat.«
    »Wann?«
    »Am Freitagnachmittag.«
    »Um wieviel Uhr? Erinnern Sie sich daran?«
    »Ach, nur ein paar Minuten nachdem sie weg war.«
    »Und dieser andere…?«
    »Es war eine Schwarze in einem sehr teuren, milchkaffeefarbenen Kleid mit winzigen, verdeckten Knöpfen vorne.«
    »Und was wollte sie über die Frau in dem Hahnentrittmantel wissen?«
    »Ob ich sie gesehen hätte und wohin sie gegangen sei.«
    »Und was haben Sie gesagt?«
    »Daß sie zur Treppe gegangen ist.«
    »Und ist die zweite Frau dann auch zur Treppe gegangen?«
    »Treffer.«
    »Hat sie gesagt, warum sie sich danach erkundigte?«
    »Nein. Sie hat bloß gefragt«, antwortete die Tanzmaus. »Genau wie Sie.«
    Wir sahen einander an.
    Ich sagte: »Ich bin nur ein Mann, der seine Arbeit tut, Miss, und wenn Sie mir die zweite Frau beschreiben könnten, die gegen halb vier am Freitag hier war, würde mir das meine Arbeit sehr erleichtern.«
    »Na gut«, sagte Tanzmaus. »Lassen Sie mich mal nachdenken. Der Rock war diagonal geschnitten und im Sarong-Stil gewickelt. Er war aus ganz leichtem Jersey. Sie trug schwarze Wildlederstiefel und hatte goldene Ohrringe an, drei Reifen ineinander. Und sie trug merkwürdige Handschuhe.«
    »Merkwürdig?«
    »Sie waren aus Wolle. Paßten überhaupt nicht zu ihrem Kleid.«
    »Oh.«
    »Sie war vielleicht einsfünfundsechzig groß. Weder dick noch dünn. Und sie war keine von den ganz dunklen Schwarzen, aber sie war doch ziemlich dunkel.«
    »Würden Sie sie wiedererkennen?«
    »Sie? Die Person?«
    »Genau.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie. »Ich weiß, daß man das heutzutage nicht mehr sagen sollte, aber für mich sehen diese Leute alle gleich aus.«
    Es gab wohl kein Programm gegen die Diskriminierung von Minderheiten auf dieser Welt, das hier etwas ausrichten konnte - Tanzmaus würde sich immer mehr für die Kleider, die die Menschen trugen, als für die Menschen selbst interessieren.
    »Ich werde jetzt ganz ehrlich zu Ihnen sein«, sagte ich.
    »Ach ja?«
    »Ich bin Privatdetektiv.« Ich holte meine Lizenz aus der Tasche und hielt sie ihr hin.
    »Na Donnerwetter«, sagte sie, »wissen Sie, ich fand Sie tatsächlich ein klein bißchen unheimlich.«
    »Diese Frau in dem milchkaffeefarbenen Kleid ist jemand, den ich finden muß. Ich glaube, Sie könnten mir sehr helfen, wenn ich noch einmal mit einer Zeichnerin herkommen dürfte.«
    »Mit einer Zeichnerin?«
    »Mit jemandem, der versuchen würde, die Frau nach Ihren Angaben zu zeichnen.«
    »Ach, ich weiß nicht.«
    »Wir könnten es hier erledigen. Oder nach Ihrer Arbeit. Wie es Ihnen besser passen würde.«
    »Ich möchte mich da nicht in irgendwas reinziehen lassen.«
    »Sie werden keine Probleme bekommen. Es ist nichts dergleichen.«
    »Ich weiß trotzdem nicht so richtig.«
    »Ich kann Sie für Ihre Zeit bezahlen, wenn das helfen würde.«
    Es half.
    Ich rief von ihrem Telefon aus Graham Parkis an.
    »Ja«, sagte er. »Ich hab ein Mädchen, das solche Sachen macht. Sie ist klasse. Sie müßte es bis, hm, halb drei, drei Uhr bis zu Ihnen schaffen.«
    Aber Tanzmaus wollte es lieber nach der Arbeit machen, also verabredeten wir ein Treffen in der Lobby kurz nach fünf.
    »Das wird Sie aber was

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