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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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selbst jedes Staubkörnchen auf, um die Labors damit zu füllen. Sie haben einen ganzen Computer voller Informationen. Aber sie verfügen nicht über das geringste Wissen.«
    »Du klingst wie ein Glückskeks.«
    »Ja«, sagte er und lächelte matt. »Weißt du, was ich glaube?« fragte er. »Willst du wissen, was ich glaube?«
    »Was glaubst du?«
    »Ich glaube, wir werden sie nicht schnappen, bevor sie irgendein gottverdammtes Haus in die Luft sprengen. Das glaube ich.«
    »Oh.«
    »Ich hoffe nur, sie sitzen dann selber mit drin. Oder die gottverdammten Leute, die sie schützen.«
    »Die sie schützen?«
    »Na komm schon, Al! Irgend jemand weiß, wer sie sind. Kann gar nicht anders sein. Aber in den letzten vier Wochen hatten wir nicht mal mehr ein Zehntel der Telefonanrufe aus der Bevölkerung, die wir am Anfang hatten. Und das liegt daran, daß die Bomben nicht hochgehen. Die Öffentlichkeit mag die Scummies jetzt. Es ist verrückt, weil diese Leute scheißgefährlich sind. Aber die Menschen machen sich nicht mehr soviel Sorgen wie früher. Und wenn die Scummies keinen Fehler machen, muß erst jemand sterben, bevor was passiert.«
    Ich nickte voller Mitleid.
    »In der Zwischenzeit wird es auf dem Revier immer schlimmer. Früher waren es nur die Frontschweine, die keine Unterstützung von oben bekamen. Jetzt geht der ganze Laden in Stücke.«
    Ich ließ ihn kommen; er hatte noch mehr zu sagen.
    »Also, weißt du, was diese Psychofritzen sagen?«
    »Was für Psychofritzen? Ich dachte, ihr wäret alle Psychos.«
    »Die Sachverständigen für kriminalpsychologische Profile, Albert. Du glaubst doch nicht, daß wir bei einer größeren Untersuchung nicht die blitzgescheiten Herren hinzuziehen würden, die glauben, sie könnten die Augen schließen und sich im Geist ein Bild von unseren Schurken machen. Man braucht ihnen bloß einen Zeichenblock zu geben und ein paar blöde Bleistifte.«
    »Und was sagen sie?«
    »Das wird dir gefallen«, erwiderte er.
    »Versprochen?«
    »Sie sagen, die Scum Front bestünde aus Leuten, die nicht normal sind.«
    Ich lachte ihm zuliebe.
    »Nicht normal. Grandios, wie? Verstehst du, die passen einfach nicht in das ›typische Terroristenprofil‹.«
    »Aha.«
    »Die meisten Terroristen lassen ihre Bomben nämlich hochgehen. Die aber nicht.«
    »Kapiert.«
    »Sie meinen, wir hätten es mit ›unzufriedenen Mittelklassesoziopathen‹ zu tun. Vielleicht irgendwelche Burschen, die ihre Jobs bei einer dieser großen Firmen verloren haben und zu Hause bei ihren Ehefrauen langsam durchdrehen.«
    »Soso.«
    »Seit wir diese hochkarätige Analyse haben, beschäftigen sich ein paar Mann mit nichts anderem als mit Listen von Leuten, die in den letzten zehn Jahren hier in der Stadt ihre Jobs verloren haben. Stell dir mal diese Telefongespräche vor: ›Hallo. Sie haben letztes Jahr Ihren Job verloren? Immer noch arbeitslos? Wie schade. Sie haben nicht zufällig in letzter Zeit irgendwelche Bomben rumliegen lassen?‹«
    Ich lächelte.
    »Weißt du, wieviel die Psychologen dafür berechnen, daß sie uns solchen Scheiß liefern?«
    »Hm. Was?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es. Ich würde tatsächlich die verdammte Abendschule besuchen. Würde ich wirklich.«
     
     

26
    Captain Miller ging wieder an die Arbeit. Ich blieb, wo ich war. Der Kellner fragte, ob ich noch etwas haben wolle. Ich bestellte noch eine Serviette.
    »Möchten Sie sie hier benutzen, oder soll ich sie zum Mitnehmen einpacken?« fragte er und redete sich damit um sein Trinkgeld. Aber das war ihm die Sache wahrscheinlich wert.
    Ich brauchte die Serviette, um darauf rumzukritzeln, während ich über die Frau mit den Wollhandschuhen nachdachte, die nicht zu ihrem milchkaffeefarbenen Kleid paßten. Sie war die heiße Favoritin als die Person, die die Bombe hatte mitgehen lassen. Die Entdeckung ihrer Existenz war ein überdurchschnittlicher Glücksfall gewesen.
    Aber ich hatte keine Zeit zum Feiern. Eine Verzögerung konnte genau zu der Explosion und dem Todesfall führen, auf den Miller so sicher vertraute. Ich spürte den Druck; ich mußte die Wollhandschuhfrau finden.
    Natürlich war die Zeichnung der nächste Schritt. Aber ich würde sie auch jemandem zeigen müssen. Hier war die Tierbrigade eindeutig mein bester Tip. Wenn die Wollhandschuhfrau wußte, daß sie dem Frosch folgen mußte, wußte der Frosch vielleicht, wer die Wollhandschuhfrau war.
    Das Problem lag darin, daß ich bisher noch keine Möglichkeit hatte, Kontakt zu den

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