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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Tieren aufzunehmen. 
    Also packte ich meine Serviette ein und fuhr nach Hause. Vielleicht hatten die Scummies meine Bedingung ja erfüllt. Vielleicht war ich immer noch auf einer Lohnliste.
    *
    Als ich in mein Büro zurückkehrte, hatte ich tatsächlich Besuch. Aber mein Besucher hüpfte nicht, knurrte nicht und schlug sich auch nicht an die Brust.
    Quentin Quayle sah schrecklich aus. Schlaflosigkeit bekam ihm gar nicht. Vielleicht genausowenig wie die Notwendigkeit, im Mairegen auf meiner Bürotreppe zu sitzen.
    Als ich die Tür öffnete, stand er auf.
    Ich schloß das Büro auf und ging hinein.
    Er brauchte keine übertriebene Einladung.
    »Ich friere furchtbar«, sagte er. »Wo sind Sie gewesen?«
    »Bei der Arbeit, Herr Poet. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich viel zu tun habe.«
    Ich begab mich an meinen Schreibtisch. Es waren mehrere Anrufe eingegangen, aber ich wollte die Nachrichten nicht in der Öffentlichkeit abspielen. Ich nahm einen Kopfhörer und sagte: »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick«, während er auf dem Stuhl seine Gliedmaßen sortierte.
    Fünf der Anrufe waren von ihm. Aber ein anderer kam von Frank, der sagte, er habe an ein paar Fäden gezogen und mein erster Fernsehspot würde heute abend bei Cab-Co auf Sendung gehen. Der siebte Anrufer hatte keine Nachricht hinterlassen.
    Als ich das Band zurückspulte, hatte Quentin Quayle es sich inzwischen bequem genug gemacht, um verärgert zu sein.
    »Ich bezahle Sie«, sagte er.
    Als ich nicht antwortete — es war auch keine Frage, oder? -, sagte er: »Nun?«
    »Sie wollen Ihr Geld zurück?«
    »Haben Sie irgend etwas bei dieser Arbeit erreicht, die Sie den ganzen Tag von Ihrem Büro ferngehalten hat?«
    »Ziemlich viel«, sagte ich, »aber ich habe noch nicht nach Charlotte Viviens Verehrer gesucht.«  
    »Warum nicht?«
    »Zum einen lautete Ihre Anweisung, daß ich ihr spät nachmittags und abends folgen solle.«
    Zum anderen hatte ich sie ganz vergessen, aber gute Packen-wir's-an-Detektive pflegen diese Art von winzigen Wahrheiten nicht mit ihren Klienten zu teilen.
    Er sagte mürrisch: »Sie war den ganzen Tag weg, und ich weiß nicht wo.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ihr jemand Tag und Nacht folgen soll?«
    »Nein, nein.«
    »Nun, weswegen haben Sie mich dann angerufen?«
    »Ich dachte, es würde Ihnen vielleicht helfen, wenn Sie ein Foto von Charlotte hätten.«
    »Ich habe die Frau kennengelernt. Sogar für sie gearbeitet. Auch wenn ich in ihrer erlauchten Gegenwart nur mit gesenktem Haupt dastand, würde ich sie doch wiedererkennen.«
    »Sie brauchen nicht schnodderig zu werden«, sagte er. »Sie brauchen einen Mann nicht noch zu treten, nur weil er am Boden liegt und verliebt ist.«
    Da hatte er natürlich recht. Brauchte man nicht. Kann aber guttun.
    Ich sagte jedoch: »Tut mir leid. Wenn Sie mir ein Foto von ihr geben könnten, dann hätte ich es gern.«
    Mit Armesündermiene blickte er auf und sagte: »Wirklich?«
    »Bei pathetischen Bemerkungen muß ich immer rülpsen, Herr Poet. Geben Sie mir einfach das Foto.«
    Er schob einen Umschlag über den Schreibtisch. Er war mit einem dünnen, rosafarbenen Band zugebunden.
    Ich suchte mir eine Schere. In dem Umschlag befand sich ein Stapel von etwa zwanzig Fotos.
    Ich blätterte sie durch. Charlotte Vivien in beinahe jeder nur denkbaren Pose, in der man sie tagsüber im oder am Haus erwischen konnte. Jedes einzelne hätte zur Identifizierung ausgereicht.
    Jetzt merkte ich auch, daß sie eine sehr attraktive Frau war.
    Das war mir während der angespannten Tage im Vorfeld jener Party gar nicht aufgefallen. Damals schien sie lediglich von der Vorstellung besessen gewesen zu sein, was für eine hysterisch komische Idee die Party doch war.
    Auf diesen Bildern war ihr Gesicht jedoch lebhaft und ausdrucksvoll. Der prüfende Blick der Kamera schien ihr nichts auszumachen, und vor allem ihre Augen erwachten, als ich die Schnappschüsse durchblätterte, zum Leben. Vielleicht galt Quentins Interesse doch nicht ihrem Bankkonto.
    Ich zog eine der Aufnahmen heraus, auf der ihr Gesicht von vorn zu sehen war, und sagte: »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    »So, und wie wär's jetzt mit ein paar Einzelheiten mehr? Sie ist ungefähr vierzig, stimmt's?«
    »Siebenundvierzig.«
    Ich sah mir das Foto noch einmal an. »Sie sagten, sie hätte Kinder.«
    »Zwei. Beide auf dem College. Für gewöhnlich.«
    »Und sie hat viele Interessen und Aktivitäten?«
    »Sie ist sehr aktiv«, sagte er.
    »Wenn Sie

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