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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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nein. Ich hatte nur ein anderes Gespräch erwartet.«
    »Soll ich die Leitung frei machen?«
    »Nicht nötig.«
    Ich spürte ein leichtes Zögern.
    »Wirklich nicht«, sagte ich.
    »Wenn Sie sicher sind«, sagte sie. »Nun, ich rufe aus folgendem Grund an. Ich dachte, wenn wir uns vor dem Treffen mit Ihrer Zeugin sehen könnten, könnten Sie mir den Überwachungsauftrag erklären. Dann könnte ich gleich losfahren, sobald die Zeichnung fertig ist.«
    »Ihr Vorschlag klingt ganz und gar, geradezu spektakulär, vernünftig«, sagte ich.
    »Sind Sie wirklich sicher, daß alles in Ordnung ist bei Ihnen, Mr. Samson?«
    »Absolut. Mir ist bloß Ihre Klarheit zu Kopf gestiegen.«
    »Was dagegen, wenn ich sage, Sie reden anders als alle Leute, für die ich bisher je gearbeitet habe?«
    »Sagen Sie's ruhig, Ms. Leonard.«
    »Wir treffen uns mit Ihrer Zeugin in der Lobby der Handelsbank, stimmt's?«
    »Stimmt.«
    »Wir könnten uns vielleicht im Parkhaus neben dem Gebäude treffen. Sagen wir oberstes Geschoß um halb fünf. Hätten Sie dann noch genug Zeit, mich ins Bild zu setzen?«
    »Das wäre genau richtig. Woran werde ich Sie erkennen?«
    »Nun, wenn ich meinen Vergaser nicht schneller zusammengesetzt bekomme, als ich erwarte, bin ich diejenige mit den schmutzigen Fingernägeln.«
    Ich lachte.
    »Ansonsten sind die Chancen ziemlich hoch, daß ich die einzige Frau mit einem Zeichenblock sein werde, die an der Motorhaube eines roten Käfers lehnt.«
    Als ich auflegte, klingelte das Telefon sofort wieder.
    Es war Miller.
    »Ich hab's vor ein paar Minuten schon mal bei dir versucht«, sagte ich, »aber du warst nicht da.«
    »Jeder, dessen Job ihn dazu zwingt, viel zu sitzen, sollte es sich zur Gewohnheit machen, jede Stunde einmal für wenigstens fünf Minuten aufzustehen.«
    »Ich sehe, daß die Seminare, auf die sie euch schicken, keine totale Verschwendung von Steuergeldern sind.«
    »Möchtest du jetzt Einzelheiten, wem dieses Fahrzeug gehört, oder nicht?«
    Der ›Flatback‹ war neun Jahre alt und gehörte einem Cecil Redman. Redmans Adresse war College Avenue zwischen der Zweiundzwanzigsten und Dreiundzwanzigsten Straße. Es war nicht weit von der Stelle entfernt, wo die Scum Front ihre Sprengstoffe abgeholt hatte.
    Ich beschloß, die Zeit vor meinem Treffen mit Bobbie Lee Leonard zu nutzen, um mir Redmans Haus anzusehen.
    Aber als ich in meinen Wagen stieg, ließ ich nicht sofort den Motor an.
    Auf der Beifahrerseite lag ein Briefumschlag. Ich hatte ihn, als ich nach Hause fuhr, nicht dort liegengelassen. Ich hasse unordentliche Autos.
    Ich öffnete den Umschlag und hielt eine aus Zeitungspapier ausgeschnittene Nachricht in Händen. Sie begann: »Um sich mit uns in Verbindung zu setzen, hängen Sie das weiße Taschentuch in Ihr Bürofenster.«
    Ich schüttelte den Umschlag. Ein weißes Taschentuch fiel heraus.
    Die Nachricht ging noch weiter: »Wenn wir das Taschentuch sehen, werden wir in Ihrem Büro anrufen und einen der unten aufgeführten Orte nennen. An jedem dieser Orte steht ein öffentlicher Fernsprecher. Zu dem fahren Sie hin. Wenn Sie binnen sechs Minuten keinen Anruf bekommen, fahren Sie zum nächsten Telefon. Dann wieder sechs Minuten zum nächsten und so weiter. Wenn Sie am unteren Ende der Liste angekommen sind, fangen Sie oben wieder an.« Dann kam eine Liste von Straßenecken, die von eins bis neun durchnumeriert waren.  
    Das Schreiben endete: »Lernen Sie diese Standorte auswendig, und zerstören Sie das Schreiben.«
    Eine Mantel-und-Degen-Geschichte von vorne bis hinten.
    Ein Taschentuch in meinem Fenster?
    Ich sah die Adressen der Telefonzellen durch. Man konnte mit dem Wagen schnell von einer zur anderen gelangen. 
    Nun, ich hatte also meine Möglichkeit, Kontakt zu ihnen aufzunehmen, auch wenn sie ziemlich arbeitsaufwendig war. Es schien, als seien sie darauf gefaßt, Stunde um Stunde, Tag um Tag damit zuzubringen, an meinem Büro vorbeizufahren. Aber ich hatte keine Zeit, es auszuprobieren. Mein Plan sah vor, mich in der Nähe von Cecil Redmans Adresse umzuschauen. Kein Grund, etwas daran zu ändern.
    Ich schob das Schreiben und das Taschentuch wieder zurück in den Umschlag und machte mich auf den Weg zur College Avenue.
    *
    Eine Viertelstunde später erreichte ich die Adresse, die Miller mir angegeben hatte. Es war ein dreistöckiges, schindelgedecktes Haus von ehemals weißer Farbe.
    Vom Wagen aus sah ich über eine schmale Galerie ohne Geländer zwei verblichene blaugrüne Türen. An

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