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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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nach Hause fahren, möchte ich, daß Sie mir eine Liste der Organisationen zusammenstellen, zu denen sie gehört, und ich will auch Einzelheiten darüber, wo die Versammlungen stattfinden und wer noch dort sein könnte. In Ordnung?«
    »Das kann ich machen«, sagte er.
    »Und wissen Sie, wo sie jetzt ist?«
    »Nein.«
    »Aber sie wird noch am Nachmittag zurückkommen?«
    »Sie erwartet ein Dutzend Leute von der Abteilung für Tanz und Theater der Butler University auf ein paar Cocktails.«
    »Wenn danach also jemand bereitstünde, um ihr zu folgen …«
    »Bestens«, sagte Quayle.
    Dann fing er an zu weinen.
    Das ging über meine Schmerzgrenze. »Raus mit Ihnen, Poet. Gehen Sie heim, und machen Sie die Liste fertig. Sehen Sie zu, daß sie sich reimt.«
    Er stand auf und griff nach seinem Mantel. Aber er bewegte sich langsam und schniefte ziemlich ausgiebig.
    Ich sagte: »Ich kaufe Ihnen diese Weinerlichkeit nicht ab, Poet. Ich glaube, Sie spielen hier den Scarlet Pimpernel, während Sie in Wirklichkeit der Kopf der Scum Front sind. Denken Sie nur nicht, mir wäre nicht aufgefallen, daß die erst aufgetaucht sind, nachdem Sie in die Stadt kamen.«
    Einen Moment lang leuchteten seine Augen auf. »Sie haben Baroneß Emmuska Orczy gelesen?«
    »Nur als Comic.«
    Das traf ihn schwerer als alles andere.
    »Was tue ich eigentlich hier?« rief er. »In dieser… dieser… Wüste.«
    Und ohne es eigentlich zu wollen, spürte ich die Einsamkeit und war gerührt.
    Er sah mich mit dem Versuch eines Lächelns an. »Ich war nicht immer der Quentin Quayle, den Sie jetzt vor sich sehen.«
    »Ach nein?«
    »Ich bin meine eigene Schöpfung. Geboren wurde ich als ein ›George‹. Ich bin ein ›Quentin‹ geworden. Die Aliteration schien mir ein guter Schritt in Richtung Karriere zu sein.«
    »Oh.«
    »Früher war ich meinem Leben in Liebe verfallen. Jetzt bin ich meiner Liebe in Indiana verfallen.«
    Das zweite ›Liebe‹ kam in einem Tonfall, als wäre es ihm schon mal besser gegangen.
    Ich sagte: »Aber Sie waren immer ein Quayle?«
    »O ja.«
    Ich ging an die Tür. »Wenn Sie etwas wollen, das Ihnen ein wenig auf die Sprünge hilft, gehen Sie mal in die Grillstube unten. Fragen Sie nach Mom, und sagen Sie, ich hätte Sie geschickt. Bestellen Sie sich Chili. Das ist gut für die Liebe.«
    Als er fort war, rief ich Graham Parkis noch mal an. Ich wollte, daß er mir jemanden schickte, der Charlotte Vivien für ein paar Tage beschattete.
    »Ho, ho«, sagte Parkis. »An Ihrem Ende des Markts scheinen die Dinge ja ganz schön in Bewegung zu sein.«
    »Ich habe ein Foto der Zielperson und weiß, wo sie heute am späten Nachmittag sein wird. Könnte Ihr Mitarbeiter mit Ihrer Zeichnerin in die Stadt kommen? Dann hätte er oder sie reichlich Zeit, zum Haus zu fahren, bevor die Zielperson ausgeht.«
    »Ist es Ihnen egal, ob ich einen Mann schicke oder eine Frau?«
    »Völlig egal.«
    »In diesem Falle - wie wär's, wenn die Zeichnerin und der Mitarbeiter ein und dieselbe Person wären? Wir wissen, daß sie verfügbar ist.«
    »Hat sie Erfahrung in Überwachungen?«
    »O ja.«
    »Kann sie das Bild malen und trotzdem vor sieben im Norden der Stadt sein?«
    »Wenn Sie und Ihre Zeugin pünktlich sind, sollte das überhaupt kein Problem sein.«
    »Gebongt«, sagte ich.
    »Ich rufe sie jetzt an. Sie wird froh sein über den Auftrag. Ihrer Mutter geht es nicht gut. Da sind 'n paar Rechnungen aufgelaufen.«
    Ich legte auf und kaute eine Pille gegen Magensäure. Zu viele rührselige Geschichten auf einmal schlagen mir immer auf den Magen.
     
     

27
    Ich rief Miller an. Vielleicht hatte er schon etwas über das Wagenkennzeichen herausgefunden. Aber er war nicht in seinem Büro. Das überraschte mich ein wenig. Ich dachte, wenn man Captain ist, brauchte man das Revier nicht mehr zu verlassen. Aber was weiß ich schon?
    Dann versuchte ich es bei Frank wegen meiner Werbespots.
    Er war auch nicht da.
    Es war kurz nach drei. Bis ich um halb vier in die Stadt mußte, konnte ich nicht mehr tun, als darauf warten, daß die Scum Front Kontakt mit mir aufnahm.
    Gegen halb vier klingelte das Telefon. Ich flog praktisch von meiner Schmutzwäsche an den Apparat.
    Eine Frauenstimme sagte: »Mr. Samson?«
    »Ja.«
    »Bobbie Lee Leonard.«
    »Wer?«
    »Ich soll eine Zeichnung für Sie machen, nach der Beschreibung einer Zeugin. Und jetzt höre ich, daß ich auch noch jemanden beschatten soll.«
    »Ah, so, ah ja.«
    »Stimmt was nicht? Ersticken Sie?«
    »Nein,

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