Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
Handschuhe tätigen!
    »Ich hinterlasse meine Fingerabdrücke, wo ich gehe und stehe«, sagte ich. »Ich kapier's immer noch nicht.«
    »Was haben Sie in dem Einkaufszentrum gemacht?«
    »Ich bin reingefahren, um was zu essen. Da gibt's ein Steakhaus, nur als ich reinkam, war mir nicht mehr nach einem Steak zumute. Ich bin wieder rausgegangen und habe meine Freundin angerufen. Nur daß sie nicht zu Hause war. Dann bin ich in den Drugstore gegangen, habe mich umgesehen und schließlich einen Schokoriegel gekauft. Dann habe ich im Wagen gesessen und den Schokoriegel gegessen und zugesehen, wie … ah … plötzlich ist da jede Menge Polizei aufgetaucht. Ich habe die Streifenwagen gesehen und, ja wirklich, sie haben sich an dem Telefon zu schaffen gemacht. Ist das der Grund, warum Sie hier sind?«
    »Das ist der Grund«, sagte Ryder. »Wenn Sie keine Schwierigkeiten wollen, Samson, denken Sie noch mal gründlich nach. Wenn Sie wollen, daß wir glauben, dieser Scum-Front-Anruf wäre nicht von Ihnen gekommen, wie wär's dann, wenn Sie sich an jemand anderen erinnern könnten, den Sie an diesem Telefon gesehen haben. Wie wär's, wenn Sie mal richtig gründlich nachdenken würden, denn wenn Sie's nicht tun, werden Sie derjenige sein, den wir suchen.«
    Ich versuchte nachzudenken. Die einzige Person, auf die ich mich besinnen konnte, war die Frau mit der sepiafarbenen Satinjacke im Drugstore. Ich hätte sie um ein Haar erwähnt, aber das wäre eine bewußte Irreführung gewesen. Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann mich an niemanden erinnern«, sagte ich. »Tut mir leid.«
    »Ich glaube, Sie erinnern sich doch an jemanden«, sagte Ryder. »Ich habe es in Ihren Augen gesehen.«  
    »Ich erinnere mich an eine Frau, mit der ich im Drugstore ein paar Worte gewechselt habe. Aber sie war nicht mal in der Nähe des Telefons.«
    »So einer sind Sie also, Samson? Die Freundin ist mal nicht zu Hause, und gleich versuchen Sie Ersatz zu schaffen?«
    Ich sagte nichts.
    »Ich sollte mir wohl besser den Namen und die Adresse der Freundin notieren.«
    Ich gab sie ihm.
    »Und die Telefonnummer.«
    Ich gab ihm auch die. Hollenbaugh schrieb alles in sein Notizbuch.
    »Schön«, sagte Ryder. »Jetzt verraten Sie mir mal, Samson, ob Sie schon lange in diesem Privatdetektivspiel zugange sind.«
    »Ja. Ziemlich lange.«
    »Sie haben in der Zwischenzeit für niemand anderen gearbeitet? Sie hatten keinen regulären Job und sind vielleicht gefeuert worden, etwas in der Art?«
    »Fehlanzeige. Keine regulären Jobs.«
    Er holte tief Luft. »Und Sie haben niemanden in der Nähe des Telefons gesehen? Überhaupt niemanden?«
    »Niemanden. Ich war selber nicht so furchtbar lange in der Nähe des Telefons.«
    »Okay«, sagte Ryder. »Was dagegen, wenn wir uns mal umsehen?«
    Ich zuckte die Achseln. Mir kam es vor wie ein unkontrollierbarer, nervöser Tick, aber vielleicht sah es nicht so aus.
    Ryder ging vom Büro aus in meine Schlafküchenkombination. Aber er blieb nur wenige Sekunden dort. Als er zurückkam, zog er eine Visitenkarte aus der Tasche. Zu mir sagte er: »Wenn Sie sich an irgend jemanden oder irgend etwas erinnern, rufen Sie mich an.«
    Ich nahm die Karte. »Klar«, sagte ich.
    »Okay«, sagte er. »Gut.« Er machte seinen ersten Schritt Richtung Tür.
    Dann blieb er stehen, als wäre ihm noch etwas eingefallen. »Ach«, sagte er, »tut mir leid, daß ich Sie ein bißchen rumgeschubst habe. Es war ein langer Tag, und diese Leute müssen gefunden werden.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Kein Problem. Gehört alles mit zum Job.«
    »Wenn ich mal höre, daß jemand sich scheiden lassen will, schicke ich ihn vielleicht zu Ihnen. Machen Sie solche Sachen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Muß auch solche geben«, sagte er, als wäre er der Ritter, der die Zitadelle stürmt, und ich ein Haufen Pferdescheiße. »Ich selber werde nie wieder heiraten, aber unser guter Hollenbaugh hier, der will nächste Woche den Gang zum Altar antreten, stimmt's?«
    »Genau«, antwortete der Streifenpolizist.
    »Es sei denn, jemand sprengt vorher die Kirche in die Luft«, sagte Ryder.
     
     

30
    Ich saß fünf Minuten lang da und zitterte.
    Es war ja schön und gut, mir selber zu sagen: »Das Schlimmste, was dir passieren kann, ist, daß du ins Gefängnis wanderst«, und: »Auf See sind schon schlimmere Dinge passiert«, und: »Hauptsache, du bist gesund.« Diese Selbstbeschwörungen blieben ohne therapeutische Wirkung. Manchmal höre ich mir nicht einmal dabei zu.
    Aber

Weitere Kostenlose Bücher