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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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dann klingelte das Telefon. Das hörte ich und sah den Apparat voller Entsetzen an.
    Er klingelte weiter, und zu guter Letzt zwang mich sein Geklingel zum Handeln. »Hallo?«
    Am anderen Ende der Leitung hörte ich ein Zögern. »Albert?«
    Es war meine Flamme, meine geduldig leidende und vielgemißte Herzdame. »Ja«, sagte ich.
    »Was ist los? Du hörst dich schrecklich an. So schlimm war's doch nicht. Ein klein wenig zäh vielleicht, aber wirksam, fand ich.«
    »Was?«
    »Was was?«
    »Wovon redest du?«
    »Von deinem Werbespot.«
    »Er ist gesendet worden?«
    »Natürlich ist er gesendet worden. Was denkst du denn? Daß ich ihn mir nur eingebildet hätte?«
    »Du hast ihn gesehen?«
    »Und ich habe ihn gehört. Und gespürt. Eine Bekannte vom Amt, Tina, hat Cab-Co. Ich bin zu ihr rübergefahren und war schon darauf gefaßt, stundenlanges Geschwafel über mich ergehen zu lassen, aber es ist kurz vor sieben gekommen.«
    »Na toll«, sagte ich. »Wie war's denn?«
    »Albert, was ist los mit dir? Du redest wie ein Zombie.«
    »Die Polizei war hier und hat mich aus der Fassung gebracht. Hat nichts zu bedeuten.«
    »Was wollte die Polizei?«
    »Sie haben Fingerabdrücke von öffentlichen Telefonen genommen, die die Scum Front möglicherweise benutzt hat. Ich habe dich gestern abend von unterwegs aus angerufen, und anscheinend habe ich ein Telefon benutzt, das einer von denen auch benutzt hat.«
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich nicht zu Hause sein würde.«
    »Ich weiß. Hatte ich vergessen.«
    »Oh.«
    »Solche Sachen passieren eben.«
    »Und deswegen war die Polizei bei dir?«
    »Jerry sagt, sie reißen sich ein Bein aus, um diese Leute zu kriegen. Anscheinend habe ich sie, als ich telefonierte, nur um Haaresbreite verpaßt.«
    »Oh, wie aufregend«, meinte meine Flamme.
    Diese Lügerei gefiel mir gar nicht. Aber falls die Gefahr bestand, daß die Polizei mich wegen gestern abend verhören würde, mußte ich meinen Lügen glauben. Und wenn ich ihnen glauben sollte, mußte ich sie aussprechen.
    »Heißt das, daß sie wieder eine Bombe gelegt haben?« fragte sie.
    »Weiß ich nicht. Die Bullen, die hier waren, haben nichts davon gesagt.«
    »Jemand, den du kennst?«
    »Ein Sergeant namens Ryder und ein halbwüchsiger Streifenpolizist namens Hollenbaugh, der kein Wort sagte. Hab ich beide noch nie zuvor gesehen.«
    »Ich kenne diese Namen nicht«, sagte sie. Und meinte dann: »Ansonsten alles klar bei dir?« 
    »Doch, war alles klar. Ist klar. Ich weiß nicht, was los ist mit mir. Tut mir leid, daß ich mich so grimmig anhöre.«
    »Hast du viel zu tun?«
    »Ja. Ach, und heute hat mir eine fremde Frau erzählt, sie sei in mich verliebt.«
    »Wie schön für dich.«
    »Eine Privatdetektivin von ungefähr dreißig mit einem fehlenden Zahn. Und sie kann Autos reparieren.«
    »Klingt perfekt.«
    »Sie sagte, sie liebe mich. Aber ich weiß nicht, was sie damit meint. Sag mal, du kennst dich doch mit Mädchen aus. Was heißt das?«
    »Ich nehme an, es heißt, daß sie sehr mädchenhaft ist. Aber ich kenne mich im Grunde genommen nur mit Frauen aus«, sagte meine Flamme.
    Ich hätte mich liebend gern über den Unterschied belehren lassen, aber ich mußte Kontakt zu den Tieren aufnehmen. Da war noch die Kleinigkeit mit den Menschenleben, die wir retten wollten. Auch Packen-wir's-an-Detektive müssen gesellschaftlich verantwortungsbewußt sein.
    Oder etwa nicht? Habe ich das nicht mal irgendwo gelesen?
    Also war es jetzt Taschentuch-ins-Fenster-Zeit. Für den Augenblick konnte ich mich allerdings nicht daran erinnern, wo das Taschentuch war. Aber ich hatte ja vorhin sämtliche Scum-Front-Souvenirs in Moms Teil des Hauses verfrachtet.
    Ich ging durch meine Wohnräume und schloß die Tür auf. Dann steuerte ich direkt auf das Gästezimmer zu.
    Wo ich Norman fand.
    Er hielt die Zeichnung von der Wollhandschuhfrau in der Hand.
    Er las meine Nachrichten von der Scum Front.
    »Was zum Teufel bilden Sie sich eigentlich ein?« schrie ich ihn an.
    Er blickte auf und kehrte dann zu seiner Lektüre zurück. Die Seite, die obenauf lag, war die Liste der Telefonstandorte.
    Ich riß ihm die Papiere aus der Hand und schnappte mir das Bild, das dabei ein wenig verschmierte. Dann schnappte ich mir die Briefe.
    Er leistete keinen Widerstand. Statt dessen drehte er sich zu mir um und sagte: »Sie hätten bloß zu fragen brauchen.«
    »Was haben Sie hier zu suchen?«
    Er sagte: »Wem um Himmels willen wollen Sie diesen Quatsch

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