Anruf vom Partner
zurück.
»Albert Samson«, sagte ich.
Ein Mann sagte: »Ich habe Ihre Werbung heute abend gesehen und wollte Ihnen bloß sagen, daß ich Sie widerlich finde.«
Kurz nach neun rief die Scum Front an.
Eine Frauenstimme sagte: »Drei.«
Mit einem Gefühl echter Erleichterung nahm ich das Taschentuch aus dem Fenster und machte mich auf den Weg in die Nacht hinaus.
Da niemand Telefon Nummer drei benutzte, stand ich in der Zelle und tat so, als suchte ich in meinem Notizbuch nach einer Nummer.
Ich spielte meine Rolle nicht gut. Ich hätte mir nicht geglaubt.
Auf der anderen Seite war niemand in der Nähe, für den ich mir hätte Mühe geben müssen. Also wurde es zu einer philosophischen Frage: Wenn niemand da ist, den man belügen kann, ist es dann eine Lüge?
Nun, ein Trottel ist ein Trottel, sage ich immer.
Wittgenstein würde mir recht geben.
Nach sechs Minuten war immer noch kein Anruf gekommen.
Ich stieg wieder in meinen Wagen und fuhr zu Telefon Nummer vier.
An diesem Standort waren größere Aktivitäten zu verzeichnen. Ein Mann und eine Frau gingen vorbei. Sie stritten sich.
Ich fuhr zu Telefon Nummer fünf weiter.
Taschentücher!
Das Telefon klingelte.
Ich nahm den Hörer ab und sagte: »Wurde auch langsam Zeit.«
Frau Bär sagte: »Sie können sich verpissen, Samson.«
»Was?«
»Sie sind erledigt. Ich war ja von Anfang dagegen, Ihnen zu vertrauen, Sie verräterischer Bastard. Ich hoffe, Sie können mit sich selber leben, weil alle eventuellen Todesfälle ausschließlich auf Ihr Konto gehen, auf Ihres und das Ihrer Polizistenfreunde. Ich weiß nicht, wie Sie es gemacht haben, aber…« Sie wurde von einer Stimme hinter ihr unterbrochen.
Ich sagte: »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, aber ich muß Sie einfach sehen.«
Sie legte auf.
Ich hielt den Hörer noch eine geschlagene Minute in der Hand. Ich wußte nicht, was geschehen war.
Meine ›Polizistenfreunde‹?
Ryder und Hollenbaugh konnten sie nicht meinen. Sie mußten doch wissen, daß ich, wenn ich sie verraten würde, die Polizei nicht gerade durch die Vordertür ins Haus ließe.
Aber was dann?
Polizistenfreunde. Ich kapierte es nicht.
Schließlich legte ich den Hörer auf.
Ich fuhr nach Hause.
Es gab nichts, was ich sonst noch hätte tun können.
Ich hängte das Taschentuch wieder ins Fenster. Es war meine einzige Verbindung zu den Tieren.
Dann sah ich, daß in meiner Abwesenheit jemand angerufen hatte.
Ich spielte die Nachricht ab. Eine jämmerliche männliche Stimme sagte, er glaube, daß seine Frau ihn betrüge. Sie sage, sie gehe mit ihrem Sohn Bridge spielen, aber der Junge war ein Muttersöhnchen und helfe ihr vielleicht dabei, ihre Treulosigkeit zu verbergen. Die Stimme fragte, ob das die Art Problem sei, bei der ich möglicherweise helfen könne. Sie hinterließ eine Telefonnummer.
Waren das die Aufträge, die reinzuholen ich mich als frisch konvertierter Packen-wir's-an-Detektiv derart abmühte?
Nun, vielleicht würde ja Bobby Lee von und zu Zahnlücke noch einen Job übernehmen.
Ich wünschte, ich hätte immer noch eine Whiskyflasche im Schreibtisch gehabt.
Ich saß bis spät in die Nacht hinein am Telefon und wartete.
32
Das Morgengrauen brachte die Notwendigkeit, eine kritische Frage zu beantworten: Sollte ich die Polizei anrufen und erzählen, was ich wußte? Wenn ja, wann? Wenn ja, was?
Aber um Viertel nach acht wurde mir die Entscheidung aus der Hand genommen. Die Polizei rief mich an, in Gestalt von Jerry Miller. Er sagte: »Al, da ist etwas, worüber ich gern mit dir reden würde. Meinst du, du könntest zu mir rüberkommen?«
»Meinst du zum Mittagessen?«
»Vorm Mittagessen. Heute früh. Sofort.«
»Ist etwas passiert, Jerry?«
»Nein, nein«, sagte er ohne Überzeugung. »Ich würde einfach nur gern etwas reden. Was meinst du, um wieviel Uhr du hier sein könntest?«
Kurz nach halb zehn winkte seine Sekretärin mich direkt in sein Büro durch.
»Okay, Sportsfreund«, sagte ich. »Was zum Teufel ist los?«
»Setz dich«, sagte er.
Er machte einen ebenso reservierten Eindruck wie schon am Telefon, und ich überlegte mir, ob ich ihn mal richtig Mores lehren sollte. Aber ich hatte keinen Schimmer, worum es ging. Es konnte etwas Persönliches sein. Es konnte sein, daß er beschlossen hatte, Janie doch zu verlassen, endlich, und Hilfe bei seinem Abschiedsbrief brauchte.
Ich setzte mich.
Er sagte: »Wir haben im Augenblick morgens als erstes Lagebesprechung.«
Ich wartete.
»Scum
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