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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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geben?«
    »Was?«
    Er wartete und beobachtete mich mit augenfälligem Abscheu.
    Er dachte, ich hätte diese aus der Zeitung ausgeschnittenen Nachrichten vorbereitet! Moment mal. Was besagten sie eigentlich? Es ging um Telefonnummern und solche Sachen.
    Ich sagte: »Das ist meine Sache.«
    »Sie sind an irgendeinem ganz besonders lausigen Fall dran, wie?« Er kratzte sich. »Mal sehen. Sie haben diese Modezeichnung gestohlen und versuchen jetzt, sie zu verkaufen, ohne dabei erwischt zu werden. Oh, wirklich eine große Sache, Sie Schnüffler. Sieht aus, als würden Sie diesmal Ihr Glück machen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ihre Mutter hätte was Besseres verdient. Hätte sie wirklich.«
    Was ich gerade im Augenblick schwerlich bestreiten konnte. Also ließ ich es damit bewenden. Ich ging zurück in mein Zimmer. Ich schloß die Tür ab, die mich mit dem Rest des Hauses verband.
    Ich saß da und unternahm einen weiteren angestrengten Versuch, mich zu beruhigen. Ich überdachte die Konsequenzen des längsten Gespräches, das ich jemals mit Moms Bratenwender und Schießlehrer geführt hatte.
    Ein paar Minuten später klopfte es an meiner Tür. Es ging mir durch und durch wie ein Fingernagel auf einer Tafel.
    Ich sprang von meinem Stuhl auf. Und begriff dann, daß das Klopfen aus dem Hausinneren kam, nicht von außen.
    Ich ging an die Tür und sperrte auf.
    Meine Mutter stand vor mir. Sie hatte ein weißes Taschentuch in der Hand.
    »Hi, Mom.«
    »Norman sagt, du hättest das hier fallenlassen, mein Sohn.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Er sagte, du würdest es vielleicht brauchen.«
    »Ah, ja. Durchaus möglich.«
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Alles bestens.«
    »Hast du dich erkältet, Junge?«
    »Nein.«
    »Grippe?«
    »Nein, Mom. Mir geht's gut.«
    Sie hielt das Taschentuch hoch und stellte die stumme Frage.
    »Ich bin gerne auf alles vorbereitet«, sagte ich. Lahm, lahm, lahm.
    »Wo hast du das her?«
    »Darf ich kein Taschentuch haben? Wo liegt das Problem?«
    Ganz langsam sagte sie: »Es ist hübsch. Teuer.«
    »Ich weiß, was ich sage, ergibt nicht viel Sinn. Vielleicht brüte ich wirklich etwas aus.«
    Sie war nicht überzeugt. Kein Wunder. Ich war auch nicht überzeugend.
    Aber bevor ich den unbefriedigenden Aspekt der Situation noch verschärfen konnte, sagte sie: »Hast du in letzter Zeit mal was von Sam gehört?«
    Meine Tochter.
    »Nein. Schon eine ganze Weile nicht mehr.«
    »Vielleicht hast du ihr in letzter Zeit nicht geschrieben.«
    »Es war so viel los.«
    »Ich weiß.«
    Wir standen uns einen Augenblick lang gegenüber.
    Dann sagte sie: »Wenn ich irgend etwas für dich tun kann, tue ich es. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja, Mom. Danke.«
    »Norman ist ein guter Junge, Albert. Er würde dir auch helfen.«
    »Ich brauche keine Hilfe, Mom.«
    »Er würde es tun, einfach weil ich ihn darum bitte. Was immer es sei«, sagte sie. Dann drehte sie sich um und ging wieder zurück durch den Flur und zur Treppe.
     
     

31
    Ich hängte das Taschentuch in mein Fenster und strahlte es von hinten mit einer Lampe an. Ich kam mir blöd vor. Was, wenn ein Freund vorbeikam? Wie erklärt man ein angestrahltes Taschentuch in seinem Bürofenster?  
    Na schön, ich konnte sagen, ich hätte die Religion entdeckt.
    Ich ging an meinen Schreibtisch und machte mich daran, die Unterlagen zu zerstören, die die Tiere mir gegeben hatten.
    Ich trug die Cab-Co-Nummer in mein Notizbuch ein, schrieb dabei aber die letzten vier Zahlen in umgekehrter Reihenfolge auf. Das würde die Kryptologen der Polizei in die Irre führen.
    Ich prägte mir die neun Telefonstandorte in der richtigen Reihenfolge ein. Wahrscheinlich hatte ich sie tatsächlich intus, aber zur Sicherheit markierte ich sie mir mit römischen Ziffern auf einem Stadtplan.
    Blöde Spielchen. Warum gaben sie mir nicht einfach eine Telefonnummer, die ich im Notfall anrufen konnte? Ich würde versprechen, niemandem etwas zu erzählen. Ich würde sie auswendig lernen und nicht aufschreiben. Es sei denn, seitenverkehrt oder falsch herum oder irgendwas.
    Dann verbrannte ich in einer Pfanne die Notizen und verrührte die Asche. Anschließend trat ich vor die Tür und bot sie der süßen Maibrise dar.
    Dann ging ich wieder rein und saß eine Weile einfach nur da. Gab es denn nichts Nützliches, womit ich mich beschäftigen konnte?
    Ein leuchtend weißes Taschentuch im Fenster.
    Heiliger Bimbam!
    Das Telefon klingelte.
    Das Geräusch riß mich mit Macht ins wirkliche Leben

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