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Anruf vom Partner

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Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Sie das?« fragte Quayle.
    Bobby Lee ging zu meinem Schreibtisch und griff nach dem Foto, das sie von ihm gemacht hatte. »Ich habe die Zielperson gestern abend verfolgt, aber dieser Mann folgte ihr ebenfalls. Sie hat ihn entdeckt und abgeschüttelt, und das hieß, daß ich nicht an ihr dranbleiben konnte.«
    »Oh«, sagte Quentin Quayle.
    »Der Punkt, Poet, ist, daß Sie die Sache entweder uns überlassen oder allein machen. Diese beiden Möglichkeiten schließen einander aus. Und jetzt ist es für Ms. Leonard Zeit zu gehen. Möchten Sie, daß jemand Mrs. Vivien folgt oder nicht?«
    »Möchte ich. Möchte ich«, sagte er. Aber er hatte seit ihrer Vorstellung kaum einmal den Blick von Bobby Lee abgewandt.
    »Dann möchte ich Ihnen raten, ganz gleich, was Sie für heute abend im Schilde führen, Mrs. Vivien nicht noch einmal selber zu verfolgen.«
    Quentin Quayle sah zuerst Bobby Lee und dann wieder mich an. »Könnte ich nicht mit ihr fahren?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Ich hätte nichts dagegen«, sagte Bobby Lee.
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Auf diese Weise weiß ich wenigstens, wo er ist.«
    »Das ist unprofessionell«, sagte ich.
    Und dann fragte ich mich, ob es wirklich das war, worum es mir ging.
    »Es ist schließlich mein Geld«, sagte Quayle.
    Ich sagte zu Bobby Lee: »Wollen Sie ernsthaft vorschlagen, daß er mit Ihnen fahren soll?«
    »Wenn er bei einer Hochgeschwindigkeitsverfolgung den Wagen zu sehr belastet, kann ich ihn immer noch rauswerfen. Ich kenne da einen Häuserblock, wo all die Transvestiten auf den Strich gehen. Er würde Stunden brauchen, um sich durch all die schönen Händchen da unten durchzuküssen.«
    Des Poeten Pupillen weiteten sich noch mehr.
    Ich zuckte mit den Schultern. Der Packen-wir's-an-Detektiv war tot; lang lebe der Was-soll's-Detektiv.
    Quayle griff nach seiner Fotografie. »Darf ich die behalten?«
    »Klar doch«, sagte Bobby Lee.
    Dann zeigte Quayle auf den Schreibtisch. »Kann ich das auch haben?«
    »Meinen Schreibtisch? Ganz bestimmt nicht.«
    »Das andere Bild. Kann ich es haben?«
    Er meinte die farbige Kreidezeichnung von Wollhandschuhfrau. »Nein«, sagte ich. »Das hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Was meinen Sie damit, es hätte nichts mit mir zu tun?« fragte er. »Das ist eins von Charlottes Kleidern.«
    Ich sah ihn an. Ich war so überrascht, daß ich kein Wort herausbrachte.
     
     

40
    Bobby Lee sah meine Reaktion. Und meinte: »Wollen Sie damit sagen, dieses Kleid hat Ähnlichkeit mit einem, das Sie kennen, Mr. Quayle?«
    »Es hat nicht nur Ähnlichkeit damit. Es ist es. Charlotte hat dieses Kleid bei einer Party im Januar getragen, die wir zusammen besucht haben. Ich würde es überall wiedererkennen.«
    Er steigerte sich in die Sache hinein, und Bobby Lee und ich tauschten Blicke.
    Quayle hob abwehrend die Hände und sagte: »Ich bin ein Poet. Ein Künstler. Meine Augen sind Werkzeuge. Menschen brennen sich in mein Gehirn ein, und sie bringen ihre Kleider mit. Ich verstehe etwas von Kleidern, Ms. Leonard. Sie zum Beispiel tragen mühelos Größe achtunddreißig. Das Kleid auf dieser Zeichnung ist ein Designerstück, schätzungsweise in Größe zweiundvierzig, wurde aber in der Taille enger gefaßt. Charlotte hat außergewöhnlich schmale Hüften für eine Frau von ihrer Größe.« 
    Bobby Lee antwortete nicht, und Quayle wandte sich an mich. »Sie kennen sie doch, Samson. Glauben Sie, eine Frau wie Charlotte Vivien kauft ihre Kleider aus einem Versandkatalog? Jedes ihrer Kleidungsstücke ist einzigartig. Dieses Kleid gehört Charlotte. Und ich möchte wissen, was eine Zeichnung davon auf Ihrem Schreibtisch zu suchen hat.«
    »Sie sind nicht mein einziger Klient«, sagte ich.
    »Was soll das wieder heißen?«
    »Daß es zufällig Teil einer Serie von Zeichnungen für ein Modeunternehmen ist.«
    »Was für ein Modeunternehmen? Hier in Indianapolis?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Was haben Sie denn mit einem Modeunternehmen zu tun?«
    »Ich beschaffe Ihnen Zeichnungen von Kleidungsstücken, an die Sie auf andere Weise nicht herankommen würden.«
    »Sie stehlen Designs? O Albert, ich bin enttäuscht.«
    »Ich gebe nichts Ungesetzliches zu. Aber sehen Sie sich doch das Bild an. Es hat so gut wie gar kein Gesicht.«
    »Ja«, sagte er langsam.
    »Was beweist, daß es sich um eine Modezeichnung handelt«, sagte ich. »Es sind die Kleider, auf die es ankommt.«
    Er dachte darüber nach.
    »Ich möchte Sie ja nicht unterbrechen«,

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