Anruf vom Partner
und nach einer Weile landet jeder emotionale Höhenflug wieder auf dem Boden.
Langsam und mit einer gewissen Beklommenheit stieg ich die Treppe hinauf. Zu häufig hatte in letzter Zeit ein spätes Heimkommen Quentin Quayle oder die Bullen oder Norman bedeutet oder…
Diesmal jedoch wartete die Überraschung auf dem Anrufbeantworter. In meiner Abwesenheit waren sieben Anrufe eingegangen. Aber das war noch nicht alles. Die Überraschung bestand darin, daß keine einzige Nachricht von jemandem stammte, den ich kannte. Sie kamen alle von Leuten, die über mögliche Aufträge reden wollten. Fünf verschiedene Leute. Sie baten um Termine. Einer hatte dreimal angerufen.
Ich spielte die Nachrichten noch einmal ab und schrieb Namen und Telefonnummern in mein Notizbuch. Es war schwer zu glauben.
Vielleicht sollte ich es nicht glauben. Vielleicht gab es jemanden, der so was für einen glänzenden Witz hielt.
Aber vielleicht auch nicht. Und jede Ausrede, die es mir ermöglichte, auf eine ordentliche Zukunft und ein Leben ohne aufgetakelte Bombenleger und launische Poeten aus England zu hoffen, war mehr als willkommen. Also tat ich etwas Positives. Ich ließ meine Tür unverschlossen, klebte eine Notiz für Bobby Lee dran und nahm eine sehr heiße Dusche.
Es war wunderbar. Es stand auf meiner Top-Ten-Liste der großen Körpergefühle, eine durch und durch versengende, durch und durch durchnässende, durch und durch körperliche Erfahrung. Als ich rauskam, war ich wieder jung und rosa. Ich trocknete mich ab und summte vor mich hin.
Ich zog frische, saubere Kleidung an. Auch das tat gut.
Es war fünf vor halb sechs, als ich wieder in mein Büro trat.
Bobby Lee war nicht nur anwesend, sondern saß sogar mit hochgelegten Füßen an meinem Schreibtisch. Sie blätterte mein Notizbuch durch. Sie sagte: »So ist das also, wenn man ein As von einem Detektiv ist.«
»Ihnen gefällt das Gefühl?«
»Ich glaube, ich würde mir einen besseren Stuhl anschaffen. So was zum Zurücklehnen mit Kopfstütze.«
»Ich werd versuchen, mich daran zu erinnern, wenn ich nach einem Geschenk für die Eröffnung Ihrer Detektei suche.«
Mit einer Stimme, die mich sofort an Graham Parkis erinnerte, sagte sie: »Setzen Sie sich doch bitte, junger Mann. Und jetzt lassen Sie uns alles hören, was Sie über diese sexuelle Perversion wissen, in die Ihre Frau sich Ihrer Meinung nach mit dem jungen Pfadfinder einläßt, der Ihren Rasen mäht.«
Ich sagte: »Ich sehe, Sie sind ein Naturtalent auf der Chefseite des Schreibtisches. Eine seltene Gabe.«
»Ich bin eine Goldmine, die noch auf ihre Entdeckung wartet«, sagte sie. Und fügte dann hinzu: »Hätten Sie Ihr Leben gern zurück?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm sie die Füße vom Tisch, stand auf und ließ mein Notizbuch mit einem vernehmlichen Plop fallen.
»Danke«, sagte ich.
»Ich habe ein Bild für Sie, und ich habe einen Bericht. Was wollen Sie zuerst?«
»Sehen wir uns mal das Bild an.«
Ihre Aktenmappe lag auf dem Schreibtisch. Sie öffnete sie und reichte mir eine Farbzeichnung von einer Frau.
»Es ist eine Kreidezeichnung, aber ich habe sie besprüht, damit sie nicht verschmiert.«
Die Zeichnung von Wollhandschuhfrau war viel lebhafter, als es die Bleistiftzeichnung gewesen war. »Ich bin beeindruckt«, sagte ich.
»Wenn Sie sie finden, könnten Sie sie vielleicht fragen, ob sie ein Portrait möchte. Meine Preise sind sehr annehmbar.«
Ich lächelte.
Sie sagte: »Die Kleider stimmen. Das Gesicht ist weniger verläßlich. Wie Sie wissen, hatte die Zeugin keinen Blick für Menschen.«
»Ich erwarte später einige Klienten, die sich das Bild ansehen werden.«
»Sie scheinen überhaupt eine Menge Klienten zu haben«, sagte sie. Sie zeigte auf das Notizbuch. »Wenn Sie Hilfe brauchen…«
»Was immer ich Ihnen zuschanzen kann, Ms. Leonard, werden Sie kriegen.«
»Mein Bericht«, bemerkte sie. Dann zog sie ihr eigenes Notizbuch aus der Tasche. »Ich habe mich an die Zielperson angehängt, als sie um 19.49 Uhr das Haus verließ.«
»Aha, jetzt geht's zur Sache.«
»Dann habe ich die Zielperson um 20.31 Uhr verloren.«
»Sie verloren? Nach zweiundvierzig Minuten?«
»Korrekt.«
»Wie?«
»Ich glaube, ›warum?‹ wäre die bessere Frage.«
»Okay. Warum?«
»Weil der andere Typ, der ihr gefolgt ist, einen Scheißdreck von seinem Job versteht.«
»Ihr ist noch jemand gefolgt?«
Bobby Lee nickte. »Scheint ganz schön beliebt zu sein, Ihre Mrs. Vivien.«
Ich wußte
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