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Anruf vom Partner

Anruf vom Partner

Titel: Anruf vom Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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nicht, was ich davon halten sollte.
    Sie sagte: »Sobald sie den anderen Kerl entdeckt hatte, standen ein paar Einbahnstraßen und schmale Gassen auf dem Programm, und es wurde allgemein einiges an Gummi verbrannt. Mindestens vier Minuten lang war die Sache sehr aufregend.«
    »Konnten Sie ihn sehen?«
    »Ich konnte mehr als das. Ich habe ein Bild von ihm gemacht. Aber ich wußte nicht, ob ich an der Zielperson dranbleiben und den Kerl wissen lassen sollte, daß ich da war, oder ob ich besser diskret sein und sie dadurch verlieren sollte. Wenn ich meiner Neigung gefolgt wäre, hätte ich ihn von der Straße gedrängt. Aber da ich für Sie arbeite und da meine eigenen Neigungen den Hang haben, mich in Schwierigkeiten zu bringen, und da ich zu dem Schluß kam, daß die Sache, wenn die Zielperson schon nach Verfolgern Ausschau hielt, ohnehin so gut wie unmöglich war… nun, jedenfalls kam ich zu dem Schluß, ohne weitere Anweisungen keine Risiken einzugehen. Und ich hatte keine Zeit, Sie anzurufen. Außerdem, mein Freund, hatten Sie mir gesagt, daß es eine einfache Kiste würde.«
    »Das hatte ich auch vermutet«, sagte ich. »Ich würde Sie doch nicht belügen, Bobby Lee.«
    Sie lachte.
    »Das haben Sie wohl früher schon mal gehört, wie?«
    »Hundertmal, bevor ich beschlossen habe, die Männer aufzugeben.« 
    »Hundert!« sagte ich.
    Sie lachte wieder. Es war ein ungezwungenes, reizvolles Lachen. 
    Ich sagte: »Dann lassen Sie mal das Bild von dem Kerl sehen.«
    Unter ihrer Zeichnung zog sie ein Foto hervor. Sie legte es vor mich auf den Schreibtisch.
    Es war düster und grobkörnig. Und es war George Quentin Crispian Quayle.
    »O Scheiße«, sagte ich.
    »Wer ist das? CIA? KGB? IRS?«
    »Das ist«, sagte ich, »unser Klient.«
    »Oh«, sagte sie.
    »Er ist ein richtiger Armleuchter«, sagte ich.
    Und dann klingelte es an der Tür.
     
     

39
    Quayle machte einen unglücklichen Eindruck. »Ich bin heute viermal vorbeigekommen«, sagte er.
    »Ein Detektiv hat eben nie Feierabend. Glauben Sie mir, eine Rund-um-die-Uhr-Autowaschanlage im Ein-Mann-Betrieb ist die reinste Erholung dagegen.«
    »Was?«
    »Kommen Sie rein, Poet«, sagte ich. »Da ist jemand, den ich Ihnen gerne vorstellen möchte.«
    Quayle trat schmollend in mein Büro.
    Aber als er eine junge Frau im Zimmer sah, ging eine Verwandlung mit ihm vor.
    Bobby Lee hielt ihm die Hand hin. »Ich bin Bobby Lee Leonard«, sagte sie.
    Quayle nahm ihre Finger in beide Hände und hob sie an die Lippen. Er küßte sie nicht nur, sondern ließ sich auch noch reichlich Zeit dabei. Dann sagte er: »Es ist ein zauberhaftes Vergnügen, Sie kennenzulernen. Ich bin Quentin C. Quayle.«
    »Ich habe noch nie im Leben einen Handkuß bekommen«, sagte sie.
    »Ich bin ein Kenner, was Hände betrifft, und seit ich an Ihren Gestaden gelandet bin, ist mir keine exquisitere untergekommen.«
    »Sie sind Engländer, wie?«
    »Ich habe dieses Glück, ja. Und setze ich zu viel voraus, wenn ich annehme, daß Sie, Ms. Leonard, aus Indiana gebürtig sind?«
    »Waschecht.«
    »Sie haben die Haltung und das Benehmen, das ich mit einer echten Indianaerin in Verbindung zu bringen gelernt habe. Ich wage sogar zu vermuten, daß sich die Frauen aus Indiana gegen die Frauen aus aller anderen Herren Länder behaupten können.«
    »Wir würden sie wahrscheinlich einfach umhauen«, meinte Bobby Lee.
    »Aber mit Stil und Verve.«
    »Ja. Wir haben 'ne Menge übrig für Verve. Aber wenn man eine Sache mit Verve allein nicht erledigen kann, dann verlassen wir uns auf unsere rechte Gerade.«
    Ich schaltete mich ein. »Ich streue nur ungern Kalk auf Ihre Kuhfladen, aber Ms. Leonard hat zu arbeiten.«
    »Sie arbeitet?« fragte Quayle. »Dieses Geschöpf arbeitet?«
    Bobby Lee konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
    »Sie arbeitet für Sie, Herr Dichter.«
    Er ließ den Kiefer runterklappen und die Augenbrauen in die Höhe schnellen.
    »Sie beschattet Charlotte Vivien.«
    »Oh«, sagte er. Und sah sie noch einmal an.
    »Wollen Sie noch einmal von vorne anfangen? Hallo. Ich bin Bobby Lee Leonard.« Sie hielt ihm die Hand hin.
    Quayle fragte: »Sie ist Detektivin?«
    »Treffer in der ersten Runde«, sagte ich.
    »Ach Gott«, sagte Bobby Lee, »und ich hatte gehofft, Sie würden noch mal draufsabbern. Noch ein klein wenig mehr davon, und ich könnte meine Feuchtigkeitscreme wegwerfen.«
    »Wie dem auch sei«, sagte ich, »ihre Arbeit wurde gestern durch Ihr Aufkreuzen nicht gerade leichter.«
    »Wie meinen

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