Anruf vom Partner
geht um einen anderen Fall.«
»Das entwickelt sich ja zu einer Rund-um-die-Uhr-Geschichte, wie?«
»Ja, ja«, sagte ich.
»Nun«, sagte meine Herzdame, »dann könntest du ruhig etwas mehr Begeisterung an den Tag legen.«
Aber ich rief keinen der Nachrichtenhinterlasser zurück.
Mein Gehirn war zu voll.
Ich schlenderte ein paar Minuten lang durch meine Zimmer. Und ging dann nach unten, um Mom hallo zu sagen. Sie würde sicher gern hören, wie der Werbespot angekommen war. Könnte bedeuten, daß sie eines Tages ein bißchen Miete bekäme.
Aber Mom war nicht da.
Und auch keine Spur von Norman.
Ich ging wieder rauf, studierte Bobbys Zeichnung von Wollhandschuhfrau, notierte mir, was ich für die Tiere getan hatte, und dann tat ich überhaupt nichts besonders Nützliches mehr.
42
McGinley's war leicht zu finden, daher kam ich zehn Minuten zu früh. Es war ein kleines Gebäude mit eigenem Parkplatz. Ein Schild an der Tür mahnte: »Ohne Hemd und Schuhe keine Bedienung.«
Das Hinterzimmer lag links, hinter einem Schild an der Wand, auf dem stand: »Dieses Telefon unterbricht sämtliche Anrufe nach drei Minuten.« Es war vom Schankraum nicht abgetrennt und mit runden Tischen, zu denen jeweils sechs Stühle gehörten, ausgestattet. An den Wänden hingen Bilder von Notre Dames Fußballmannschaften.
Keine Kniefälle vor dem Chic, der den Nordteil der Stadt bestimmte. McGinley's war die irische Version der Gattung gewöhnliche Bar, die man überall in der Stadt fand, und ich hatte in dem einen oder anderen Jahr so das eine oder andere Stündchen in einer solchen zugebracht. Es war ungewöhnlich, daß Charlotte Vivien sich in einem solchen Lokal verabredete.
Ich nahm ein Bier mit zu einem leeren Tisch und setzte mich. Ich rechnete damit, daß man mich warten ließ, aber Charlotte Vivien kam ebenfalls ein paar Minuten zu früh. Ich sah sie nicht eintreten. Als ich sie erkannte, kam sie bereits mit einer Bierflasche und einem Glas auf mich zu.
Sie trug einen teuren Hosenanzug, und als sie sich meinem Tisch näherte, drehten sich einige Köpfe. Ich erhob mich und rückte einen Stuhl für sie zurecht.
»Vielen Dank«, sagte sie.
»Danke, daß Sie sich zu diesem Treffen bereit erklärt haben.«
Sie setzte sich. »Also, was ist mit diesem Kleid, Mr. Samson?«
Ich legte ihr Bobbys Zeichnung vor.
Sie sah sie sich auf dem Tisch an. Aber dann nahm sie sie zur Hand.
Sie sah mich an.
»Erkennen Sie es wieder?« fragte ich.
»Das Kleid hat große Ähnlichkeit mit einem, das… das ich vor Weihnachten gekauft habe.« Sie legte das Bild wieder weg.
»Besitzen Sie es immer noch?«
Sie schüttelte den Kopf. »Die ganze Sache ist höchst merkwürdig, Mr. Samson.«
»Das tut mir leid. Aber ich muß es wissen.«
»Nun, mir tut es auch ›leid‹, aber ich werde Ihnen, so gern ich Leuten helfe, die versuchen, sich zu bessern, keine Fragen beantworten, wenn Sie mir nicht einiges erklären.«
»Man hat mich engagiert, eine Frau zu identifizieren und ausfindig zu machen, und diese Zeichnung entstand nach der Beschreibung einer Zeugin.«
»Identifizieren und ausfindig machen?« fragte sie. »Ich nehme an, es geht hier nicht um eine Vermißtensache.«
»Das ist richtig.«
»Aber es ist diese schwarze Frau auf der Zeichnung, die Sie zu finden versuchen?«
»Ja.«
»Warum?«
»Die Frau hat vielleicht etwas gestohlen«, sagte ich.
Wir saßen einen Augenblick lang einfach nur da und sahen einander an.
»Sie haben nicht die Absicht, mir zu erzählen, was sie gestohlen hat?«
»Das kann ich nicht.«
»Und Ihre Zeugin weiß nicht, wer die Frau war?«
»Nein. Und meine Zeugin hat auch kein sehr gutes Gedächtnis für Gesichter. Sie erinnert sich jedoch an Kleider, und rein zufällig hat eine andere Person die Zeichnung gesehen und dieses Kleid sofort als eins der Ihren identifiziert.«
»Meine Güte!« sagte sie. »Wer um alles in der Welt behauptet, meine Kleider gut genug zu kennen, um sagen zu können, daß dieses Kleid mir gehört?«
Ich sagte: »Das kann ich Ihnen auch nicht verraten.«
»Also wirklich!« rief sie.
»Ich versichere Ihnen, daß es bei der Identifizierung dieses Kleides völlig korrekt und mit rechten Dingen zuging.«
»Und die Frage, wer es war, wird mir wohl kaum schlaflose Nächte bereiten«, entgegnete sie, aber es klang nicht sehr überzeugend. Vielleicht führte sie ein Leben, in dem jede Menge Leute jeden ihrer Atemzüge verfolgten.
»Es tut mir leid«, sagte ich.
»So«, sagte
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