Anruf vom Partner
sagte Bobby Lee und ersparte mir damit weitere Schwachsinnigkeiten, »aber ich muß gehen.«
»Natürlich«, sagte ich.
»Begleiten Sie mich, Mr. Quayle? Wenn ja, müssen wir uns langsam vom Acker machen.«
Quayle sah mich an und dann die zahnlückige Bobby Lee. Er war verwirrt und alles andere als zufrieden mit meinen Erklärungen. Aber es bestand keine echte Konkurrenz. Sie verließen mich gemeinsam.
Trotzdem war des Poeten Erregung nichts im Vergleich zu meiner eigenen.
Plötzlich hatte ich, falls das Kleid tatsächlich Charlotte Vivien gehörte, eine direkte Verbindung zu der Frau, die die verschwundene Bombe einkassiert hatte.
Verliehen Leute wie Charlotte Vivien ihre Kleider?
Zumindest würde sie sicher wissen, was aus dem Kleid geworden war.
Ich ging ans Telefon.
Aber als ich die Hand ausstreckte, um den Hörer aufzunehmen, klingelte es.
Das Geräusch erschreckte mich. Nach dem dritten Klingeln nahm ich ab. »Albert Samson.«
Eine gekünstelt hohe Stimme sagte: »Mr. Samson, es geht um dieses Treffen, das Sie wollten.«
Der Frosch. Heiliger Bimbam!
»Worum geht's?« fragte ich.
»Ich kann heute abend nur zwei der Betroffenen zusammenbringen. Die anderen haben Termine, die sie unmöglich versäumen können. Wollen Sie die beiden anderen sehen?«
Ich sagte: »Können Sie statt dessen ein Treffen für morgen früh organisieren?«
Nach zweimaligem scharfem Einatmen sagte sie: »Ich werde es versuchen. Ich denke, das würde gehen.«
»Okay. Elf Uhr. Aber möglicherweise muß ich mich heute abend etwas später noch mal mit Ihnen in Verbindung setzen, also geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer.«
»Das möchte ich eigentlich nicht«, sagte sie. Ihre Stimme klang so gequält, daß ich mich fragte, ob sie körperliche Schmerzen litt.
Aber ich sagte: »Machen Sie mir das Leben nicht schwer. Ich weiß, wo Sie wohnen. Wenn ich Sie der Polizei ausliefern wollte, würde es bei Ihnen inzwischen von kleinen blauen Männern nur so wimmeln.«
Sie gab mir die Nummer.
»Und nach wem soll ich fragen?« fragte ich.
»Sie kennen meinen Namen nicht?«
»Nein. Aber er wäre nicht schwer herauszubekommen.«
Es entstand eine lange Pause. Mit unsicherer Stimme sagte sie dann: »Kathryn Morgason.«
»Morgason?«
»Ja.«
»Wie in Cab-Co Morgason?«
»Ja.«
»Weiß er das…«
»Er hat nicht die leiseste Ahnung, Mr. Samson.« Und dann sagte sie: »Ich wußte, daß es ein großes Risiko war.
Aber jetzt, wo die Gefahr so nahe gerückt ist, kommt es mir noch viel schrecklicher vor, als ich es mir je vorgestellt hätte.«
Ich hätte noch gefragt, wie es Krank ging, aber ich wollte ihr die Risiken nicht noch unter die Nase reiben.
41
»Mrs. Vivien«, sagte der Butler, »macht sich gerade zum Ausgehen fertig.«
Im Hintergrund hörte ich eine Frauenstimme fragen: »Wer ist dran, Loring?«
Ich sagte: »Mein Name ist Albert Samson. Ich war der Detektiv bei Mrs. Viviens Mordparty letzte Woche. Und es ist sehr wichtig, daß ich jetzt mit ihr spreche.«
»Ein Albert Samson, Madame«, sagte Loring. »Sagen Sie ihr, daß es wichtig ist«, sagte ich. Aber das tat er nicht.
Und dann kam eine Weile gar nichts mehr. Und das schien ewig so weiterzugehen. »Hallo?« sagte ich schließlich. »Ist noch jemand am Apparat?«
Ich bekam keine Antwort, aber auch kein Freizeichen. Also blieb ich dran.
Endlich wurde ein anderer Hörer abgenommen und der erste aufgelegt. Charlotte Vivien sagte: »Mr. Samson?«
»Danke, daß Sie mit mir sprechen, Mrs. Vivien.«
»Was wollen Sie?«
»Ich muß mich mit Ihnen treffen.«
»Ach ja? Und worum geht es, bitte schön?«
»Ich arbeite an einem wichtigen Fall, und da ist eine Sache aufgekommen, die bedeutet, daß ich Sie bitten muß, jemanden zu identifizieren.«
»Sie meinen, ich? Ich persönlich?«
»Ja. Kein anderer könnte mir in dieser Sache helfen. Es geht um etwas, wovon man mir gesagt hat, es gehöre Ihnen.«
»Gütiger Himmel. Was denn?«
»Es ist ein Kleid.«
»Was für ein Kleid?«
»Ich bin nicht gut im Beschreiben von Kleidern, aber ich habe ein Bild davon. Ich müßte es Ihnen wirklich zeigen.«
Sie schwieg ziemlich lange.
Ich sagte: »Mrs. Vivien?«
Sie sagte: »Wenn ich mich recht erinnere, Mr. Samson, haben Sie sich bei unserer letzten Unterredung geweigert, etwas zu tun, worum ich Sie gebeten hatte. Woher nehmen Sie die Unverschämtheit, jetzt mich um einen Gefallen zu bitten?«
»Ich würde es nicht tun, wenn es nicht sehr wichtig wäre. Ich
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