Anruf vom Partner
ich habe eine Haushälterin, und der gebe ich manchmal irgendwelche Sachen.«
»Verstehe ich recht, daß sie wahrscheinlich nicht die Person auf der Zeichnung sein kann?«
»Ayesha? Nein, nein. Sie hat zwar die richtige Farbe, steht aber auf der falschen Seite der Sechzig und ist außerdem ziemlich aus der Fasson geraten.«
»Wenn Sie ihr also irgendwelche Kleider geben, sind sie ohnehin für jemand anderes.«
»Ja.«
»Und wissen Sie, für wen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Wissen Sie, wem Ayesha die Kleider dann gibt?«
»Eigentlich nicht.«
»Gibt es sonst noch jemanden, dem Sie Kleider geben?«
»Ich muß jedem Mitglied meines Personals mal das eine oder andere geschenkt haben.«
»Wie viele Leute kämen da in Frage?«
»Loring haben Sie ja kennengelernt. Außerdem wäre da noch mein Mann für alles, David.«
»Würden Sie den beiden Kleider geben?«
»Ich erinnere mich nicht daran, daß ich ihnen jemals Kleider geschenkt hätte. Obwohl einige meiner Freunde zu glauben scheinen, daß Loring durchaus einen gewissen Hang zu dergleichen haben könnte.«
»Sie würden Ihren Freunden keine Kleider schenken.«
»Nein, nein.«
»Oder Ihren Kindern?«
»Sheree würde eher tot umfallen, als in einem Kleid wie diesem zu erscheinen. Und die Freundin meines Sohns ist ein winziges Persönchen, das ausschließlich Jeans mit sorgfältig applizierten Löchern darin zu tragen scheint.«
»Mrs. Vivien, wenn ich bei dem Second-Hand-Laden kein Glück habe, darf ich die Zeichnung dann Ihren Angestellten zeigen?«
»Wenn es sein muß«, sagte sie.
»Wo liegt Ihr Wohltätigkeitsladen?«
Sie gab mir die Adresse.
»Und arbeiten Ihre Angestellten jeden Tag für Sie?«
»Loring wohnt im Haus. Die anderen kommen jeden Tag, ja.«
»Okay. Ich werde morgen mal beim Second-Hand-Laden nachfragen.«
Sie lehnte sich zurück. »War's das?«
»Das war's, Mrs. Vivien. Ich bin Ihnen wirklich zu Dank verpflichtet.«
»Dürfte ich Sie dann auch um einen Gefallen bitten?«
Aber sicher. »Lassen Sie mich wissen, was Sie über das Kleid in Erfahrung bringen.«
»Wenn ich kann, werde ich das tun.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nach all den Fragen, die ich beantwortet habe, wollen Sie mir nicht einmal das versprechen.« Sie schüttelte abermals den Kopf.
Ich sagte: »Mrs. Vivien, darf ich Ihnen eine vollkommen irrelevante Frage stellen?«
Sie antwortete nicht gleich. Dann sagte sie: »Nein, ich glaube, das dürfen Sie nicht. Ich habe nicht viel übrig für Gespräche, die sich als Einbahnstraßen erweisen.« Sie stand auf und ging ohne ein weiteres Wort.
Ich sah ihr nach.
Die Frage, die ich ihr noch gern gestellt hätte, war, woher sie die Bar kannte.
Sie verschwand aus meiner Sichtweite, und ich wollte gerade die Zeichnung wieder einstecken, als mir eine Gestalt auffiel, die von einem Barhocker rutschte und auf die Tür zusteuerte.
Die Gestalt war weiblich, das war erkenntlich, obwohl sie eine Unisex-Jeans und eine Skijacke trug. Die Gestalt drehte sich zu mir um und zwinkerte und verschwand dann in derselben Richtung wie vorher Charlotte Vivien.
Die Gestalt war Bobby Lee Leonard.
43
Bevor ich McGinley's verließ, rief ich meine Flamme an. Ihre Tochter Lucy war am Apparat. »Albert, wo steckst du!« sagte sie. »Wir haben auf dich gewartet!«
»Bitte, hol mir deine Mutter. Ich habe nur drei Minuten.«
»Was?«
»Deine Mutter. Ich muß mit ihr sprechen.«
»Okay. Okay. Aber schwing deinen Hintern hier rüber, hörst du?«
»Lucy…« begann ich von neuem und mit einiger Ungeduld. Aber sie war bereits weg.
Es schien eine ganze Ewigkeit zu dauern, bis meine Herzdame an ihre Stelle trat. Aber in Wirklichkeit waren es nur ungefähr dreißig Sekunden. Sie sagte: »Ich weiß, daß ihr Hollywoodtypen gerne zu spät kommt, um euch einen großartigen Auftritt zu verschaffen, aber ich meine, du solltest dich besser beeilen. Dein Fanclub verliert langsam die Geduld.«
»Ho-ho.«
»Kommst du rüber, Al?«
»Erst wenn die weg sind. Wie lange, meinst du, muß ich noch warten?«
»Eine Stunde müßte eigentlich reichen. Bis dahin sind sie mit dem Bier durch und haben wahrscheinlich auch keine Lust mehr, sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen.«
»Dann fahre ich zuerst nach Hause und greife mir unterwegs einen Sechserpack. Heute ist doch nicht Sonntag, oder?«
»Nein, heute ist nicht Sonntag. Was ist los mit dir, Fernsehstar? Ist der Lakai, der für dich die Tage zählt, Pipi machen gegangen?«
*
Ich machte
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