Anruf vom Partner
zupackend. Und ich wußte, wenn irgend jemand mir helfen kann, dann Sie. Und Sie können es. Ich weiß, Sie können es, oder? Warum so schweigsam?«
»Ich fürchte«, sagte ich, »ich bin im Augenblick ziemlich ausgebucht, Miss Seals. Ich weiß nicht genau, um welche Art von Nachforschungen Sie mich bitten wollen, aber…«
Sie erhob sich abrupt. Die Freundlichkeit in ihrem Gesicht schlug in Feindseligkeit um. »Sie werden es nicht tun, wie? Sie werden mir nicht helfen. Sie werden es nicht mal versuchen!«
Ich erhob mich und bewegte mich in Richtung Tür. Mit der Absicht, selbige für sie aufzuhalten.
Aber als ich um den Schreibtisch herumging, hob sie die Hand, um mich am Arm festzuhalten. »Nicht!« sagte sie. Mit der anderen Hand öffnete sie ihren Umhang.
Aus dem Hosenbund ihrer dunkelblauen Hose zog sie eine Waffe.
Ich blieb stehen, wo ich war.
»Tun Sie jetzt nichts Dummes«, sagte sie.
»Ich… ich…«
Sie strahlte. »Überrascht, wie?«
Ich nickte.
»Ihr Mistkerle seid doch alle gleich«, sagte sie.
»Miss Seals«, begann ich.
»Mrs. Ashworth«, korrigierte sie mich.
»Mrs. Ashworth…«
»Ich hab's Ihnen doch gesagt!« schrie sie. »Ich sehe mich als Monique Seals.«
Ich stürzte mich auf die Waffe.
44
Ich habe einmal gelesen, daß Leute, die im Nahkampf ausgebildet sind, über diese Filme, in denen Cowboys oder Bullen den Leuten Fünfundvierziger Revolver in den Rücken oder in die Rippen drücken, nur lachen können. Die Sache ist nämlich die, daß aus solcher Nähe eine plötzliche Armbewegung den Lauf der Waffe schneller aus der Bahn bringt, als der Träger der Waffe abdrücken kann. Ausgebildete Leute wissen natürlich auch, was als nächstes zu tun ist. Drehen, Ächzen, Hebel. Der böse Bube winselt auf dem Boden um Gnade; der Gute schiebt dem Bösen den Lauf ins Nasenloch und sagt: »Das war's dann wohl.«
Und dann macht der Böse, weil er das Buch nämlich auch gelesen hat, seinerseits eine schnelle Bewegung mit dem Arm, weil das Nasenloch zu nah ist, genau wie der Rücken oder die Rippen.
Aber ich, ich folgte lediglich meinem Instinkt.
Ich stieß die Waffe mit einer Hand weg und packte mit der anderen Seals-Ashworths Handgelenk.
Sie leistete keinen Widerstand. Ich nahm ihr die Waffe aus der Hand und schob die Dame weg. Sie sank auf den Boden, ein Häufchen Elend.
Ich stand über ihr, und mein Körper registrierte, was ich getan hatte. Ich begann zu keuchen, und mir wurde schwach.
Ich trat millimeterweise zurück und setzte mich auf meinen Schreibtisch. So blieben wir, schweigend - abgesehen vom schweren Atmen -, lange sitzen. Als mein Atem sich beruhigt hatte, rief ich die Polizei an.
Der erste Streifenpolizist kam ungefähr zehn Minuten später an. Er hämmerte an die Tür.
Ich hielt die Waffe am Lauf fest und öffnete ihm die Tür.
Er war ungefähr zwei Meter groß, fünfundzwanzig Jahre alt, und er sagte: »Ich habe einen Funkspruch bekommen, daß es hier einen Zwischenfall mit einer Feuerwaffe gegeben haben soll, der aber bereits vorbei ist. Stimmt das, Mister?«
»Ja«, sagte ich. Ich hielt ihm die Pistole hin. »Die Frau auf dem Fußboden hat damit auf mich gezielt. Ich habe sie ihr weggenommen.«
»He, Kumpel«, sagte er. »Wir mischen uns nicht gerne in häusliche Angelegenheiten, bei denen die Leute am Ende die Anklage fallenlassen.«
»Das ist keine häusliche Angelegenheit«, sagte ich. »Ich habe diese Frau vor heute abend noch nie gesehen.«
»Ja, ja. Bis Sie beschließen, sich zu küssen und wieder zu versöhnen.«
Dann sagte Miss-Mrs. Seals-Ashworth: »Er hat versucht, mich zu vergewaltigen.«
»Was?« sagte der Streifenpolizist.
»Was?« sagte ich.
»Ich bin hergekommen, um ihn zu engagieren, und er hat diese Waffe gezogen, die er jetzt in der Hand hält, und er hat versucht, mich zu vergewaltigen - vergewaltigen - vergewaltigen.« Sie begann zu weinen.
Der junge Bulle drehte sich zu mir um. Er runzelte die Stirn. »Das ist eine ernsthafte Anschuldigung, Mister.« Seine Hand fuhr an sein Halfter. »Sie sollten mir besser diese Waffe aushändigen.«
»Mit Vergnügen«, sagte ich. Ich hielt sie ihm hin. Er faßte sie ebenfalls am Lauf an. Dann war er sich nicht mehr so ganz sicher, was er damit anstellen sollte.
»Er hat versucht, mich zu vergewaltigen«, wiederholte Seals-Ashworth.
»Was haben Sie dazu zu sagen, Kumpel?«
»Ich sage, es ist verdammter Blödsinn«, sagte ich. Ich war müde.
»Nein, ist es nicht«, sagte
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