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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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drei Menschen winkten herauf. Deland ließ das LUMO einen Hopser vollführen, der in Thomas ein Gefühl des Riesenradfahrens und beinahe noch etwas anderes heraufbeschwor. »Hör auf«, rief er.
    Es waren ausschließlich ehemalige Militärfahrzeuge, die dort unten standen, zusammengerückt, spielzeughaft, wie eine Wagenburg früherer Präriesiedler.
    Thomas sah nach vorn. Die schnell unter dem LUMO dahingleitende Landschaft, das Ineinanderfließen von Felsbrocken, Rinnen und Sanddünen machte ihn schwindlig. Am Horizont zeichnete sich ein dunkler Strich ab, quer zur Flugrichtung.
    »Das Wadi«, sagte René. Das hieß, daß sie beim nächsten Signalmast landen mußten; das Ziel war erreicht. »Dahinter ist was«, rief Deland plötzlich.
    Sie sahen aufmerksam nach vorn. Unten tauchte der Signalmast auf.
    Jenseits des Wadi bewegten sich dunkle Punkte über den Sand auf das ausgetrocknete Flußbett zu, eine Sandwolke stieg hinter ihnen auf.
    »Geh bitte ein wenig höher«, ordnete Thomas an. Gleichzeitig löste er das Fernglas aus dem Futteral. Nach einer Weile gab er es an René weiter. »Acht Kamelreiter«, sagte er nachdenklich.
    »Hm«, brummelte Deland und sah sich ratsuchend um, als wolle er fragen, soll ich nun weiterfliegen, landen oder was.
    »Sie kommen hierher«, sagte René, »wenn sie die Richtung nicht wechseln.« Er hielt noch immer das Glas vor die Augen, seine Worte klangen lebhaft.
    Deland hatte den Flug gestoppt. Sie standen etwa zweihundert Meter über dem Signalmast, an dem sie landen wollten.
    René wurde sichtlich unruhig.
    »Können sie aus Achourat sein?« fragte Thomas überflüssigerweise, weil niemand diese Frage exakt beantworten konnte.
    »Beduinen sind’s«, sagte René erregt, »aber keine Tuareg. Die Gesichter sind, glaube ich, nicht verschleiert.«
    »Wir fliegen ihnen langsam entgegen«, entschied Thomas. Die Reiter waren verschwunden. Sie durchquerten das Wadi; das dem LUMO zugewandte Ufer verdeckte sie. »Geh tiefer«, rief Thomas.
    Wenig später tauchten die Reiter, jetzt schon deutlicher zu sehen, wieder auf. Dann hatten sie das LUMO bemerkt. Sie blieben stehen, bildeten einen engen Pulk und sahen nach oben.
    »Kennst du einen?« fragte Thomas. Er sprach unwillkürlich leise, ohne Grund.
    René schüttelte den Kopf.
    Wenn es auch keine Tuareg waren, wie Thomas jetzt ebenfalls bemerkte, war von den Gesichtern dennoch nicht viel zu sehen. Die Seitenschals der Turbane verbargen das Antlitz.
    Plötzlich kniete eines der Kamele nieder, sein Reiter stieg ab, ging von einem seiner Gefährten zum anderen und ließ sich von jedem einen länglichen Gegenstand herabreichen. »Gewehre«, sagte Deland überrascht.
    Der unten trug das Bündel auf beiden Armen vor sich her und legte es abseits der Gruppe auf einen vom Wind blankgefegten Felsen. Dann breitete er die Arme aus zum Zeichen, daß sie unbewaffnet seien.

    »Das war deutlich! Los, worauf wartest du? Lande!« ordnete Thomas hastig an.
    Aufgeregt drehten die Kamele die Hälse, als das LUMO in ihrer Nähe niederging.
    Die Reiter waren abgestiegen und warteten auf die Besatzung des LUMOS. Die Kamele hielten sie an den Halftern.
    Die Araber standen vermummt, scheinbar eins mit den Felsen der Umgebung, ein Stück davon, geheimnisvoll wie die Weite der Wüste. Gleichgültig blickten die Kamele. Ihre stoisch kauenden Kiefer und die Beine der drei, die auf die Gruppe zugingen, waren das einzige, was sich bewegte.
    Einer der Reiter schlug das Tuch zurück und sagte einen Gruß, den Thomas nicht verstand. Dann setzte er offenbar auf französisch etwas hinzu, das Thomas abermals nicht begriff. Seine Kenntnisse in dieser Sprache waren freilich nicht erhebend, aber um den Sinn eines Satzes zu erfassen, reichten sie meist aus.
    René fragte zurück. Offenbar hatte auch er Schwierigkeiten bei der Verständigung.
    Es entspann sich nun ein Disput, in dessen Verlauf René immer erregter wurde.
    Thomas war ungeduldig. »Vielleicht dolmetschst du einmal«, forderte er.
    »Entschuldige«, sagte René. Er richtete noch einige Fragen an den Sprecher der Reiter und übersetzte danach übersprudelnd: »Es ist eine Abordnung des Bauernkomitees aus Achourat. Sie kommen zum Camp, um den Vertrag mit uns vorzubereiten. Das Dorf ist sich einig. Sie haben einen Bürgermeister eingesetzt. Der König – der König ist weg, die übrigen Tuareg, das heißt die reicheren, auch.« René sah Thomas voll an: »Verstehst du, die übrigen auch!«
    »Ja, habe verstanden«,

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